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Dackelblick

Dackelblick

Titel: Dackelblick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frauke Scheunemann
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sich unter Dackeln, dass die Hunde in grauer Vorzeit in Rudeln zusammenlebten. Allerdings kamen da auf einen Rüden mehrere Damen. Vielleicht ist das in einem Menschenrudel - falls es das denn überhaupt gibt, anders. Vielleicht braucht jede Frau mehrere Männer? Es gibt noch viel zu lernen für einen jungen Hund wie mich. Das steht schon mal fest.
    »Ja natürlich findest du keinen besseren Partner«, höhnt Thomas jetzt. »Gibt ja auch kaum Geigenbauer. Aber nur weil sich dein Herr Kollege in der Werkstatt alles von dir bieten lässt, trifft das auf mich noch lange nicht zu.«
    Thomas lacht verächtlich auf. Carolin fängt an zu weinen, und mir wird langsam klar, dass Daniel und Carolin anscheinend gar kein Paar sind. Jedenfalls kein Liebespaar. Stattdessen ist Carolin wohl unbegreiflicherweise die Frau von Thomas und mit Daniel arbeitet sie nur zusammen. So muss es wohl sein. Oh, wie grauenhaft.
    Ich bin jetzt völlig verwirrt und höre gar nicht mehr zu, was Thomas noch an Unverschämtheiten von sich gibt. Stattdessen muss ich fieberhaft nachdenken, wie es wohl kommt, dass Carolin und Thomas ein Paar sind. Den kann sich Carolin doch im Leben nicht freiwillig ausgesucht haben. Wie ist das bloß passiert? Ob es auch bei Menschen eine Instanz gibt, die Männer und Frauen zusammenwürfelt? Also quasi einen Züchter? Das hielt ich bisher für ausgeschlossen, Menschen waren für mich bisher die Wesen mit dem freien Willen. Aber wenn ich das hier so sehe, dann muss das bei Menschen noch irgendwie anders funktionieren. Und - das liegt auf der Hand - es funktioniert nicht gut.
     
    »Carolin, du machst dir da etwas vor. Das mit Thomas und dir funktioniert einfach nicht. Hat es nie. Wird es nie.«
    »Woher willst du das so genau wissen? Nur weil du Psychologin bist, kannst du noch lange nicht in die Zukunft sehen.«
    »Ne, nicht weil ich Psychologin bin. Sondern weil ich deine beste Freundin Nina bin, die sich das ganze Elend jetzt schon vier Jahre anschaut.«
    Wir sitzen, beziehungsweise Carolin und Nina sitzen, ich liege, in einem Café. Dorthin ist Carolin mit mir nach dem Streit mit Thomas gefahren. Kurze Zeit später ist diese Nina dazugekommen. Und seitdem ist es ziemlich interessant, denn Carolin und Nina unterhalten sich exakt über das, was mir heute auch schon sehr zu denken gegeben hat: Was will Carolin eigentlich mit Thomas? Nina mag Thomas offensichtlich auch nicht. Aber anders als ich macht sie es nicht an seinem unsympathischen Geruch und seiner lauten Stimme fest, sondern hat noch viele andere Gründe aufgezählt, von denen ich die meisten gar nicht so ganz verstanden habe. Aber egal - unterm Strich kommen Nina und ich zu dem gleichen Ergebnis: Der geht gar nicht. Carolin verteidigt ihn allerdings tapfer, aber Nina hält weiter dagegen.
    »Ich meine, mal ganz ehrlich, Carolin: Jetzt hast du dir schon aus lauter Verzweiflung einen Hund gekauft. Was kommt als Nächstes?«
    Hey! Geht das etwa gegen mich? Ich knurre vorsichtshalber ein bisschen. Carolin beugt sich zu mir runter.
    »Ist schon gut, Herkules. Nina meint es nicht so.«
    Nina rollt mit den Augen. Das kann ich von meinem Platz neben Carolins Stuhl genau sehen. »Doch, ich meine es genau so, wie ich es sage! Was dir fehlt, ist ein Mann, der dich genauso liebt wie du ihn. Dafür ist so ein doofer Dackel garantiert kein Ersatz.«
    Doofer Dackel? Weiß die eigentlich, wen sie hier vor sich hat? Mit einem Knurren ist es eindeutig nicht mehr getan, ich springe von meinem Platz auf und belle Nina einmal energisch an. Sie zieht erstaunt die Augenbrauen hoch.
    »Hoppla, scheint wirklich so, als ob er mich verstanden hätte. Okay, das Letzte nehme ich zurück. Du bist kein doofer Dackel. Aber bei Ersterem bleibe ich - den doofen Thomas kannst du nicht wettmachen. Auch wenn du zugegebenermaßen ganz niedlich bist.«
    Na also, geht doch. Ich lege mich wieder hin.
    »Herkules ist kein Liebesersatz. Mit Thomas hat das gar nichts zu tun. Ich wollte schon lange einen Hund.«
    »Quatsch. Das war eine typische Sublimierung.«
    »Ja, ja, die Psychologin weiß es genau.«
    Ich weiß nicht genau, was
Psychologin
bedeutet, scheint aber irgendetwas Gefährliches zu sein. Jedenfalls hat Carolin es schon ein paar Mal zu Nina gesagt, und es klang, als hätte Nina eine ernste Krankheit. Mindestens Zwingerhusten. Die Arme, dabei sieht sie so gesund aus - rosige Hautfarbe, große klare Augen, ich wette, sie hat auch eine ganz kalte Nase. Und ihre braunen Haare glänzen. Aber

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