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Daddy Uncool

Titel: Daddy Uncool Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Williams
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immer wieder nach Hause fanden. Ich drückte mich in den Schatten herum, weil mir bewusst war, dass das Letzte, was ich brauchen konnte, eine weitere Begegnung mit der Polizei von Surrey war. Von einem Aussichtspunkt neben einem Lorbeerbusch beobachtete ich das Haus, in dem Caitlin meiner Meinung nach gefangen gehalten wurde. In ihrem Schlafzimmer brannte Licht. Sie würde selbstverständlich lesen. Sie hatte eine Vorliebe für gut geschriebene Fantasy-Romane, Geschichten, die in fantastischen magischen Königreichen spielten, wo Kinder scheinbar unlösbare Aufgaben bewältigen mussten.
    Ich hoffte, dass sie in eins dieser Bücher vertieft war, statt sich Sorgen um die Situation zu machen, in der sie sich befand. Ihre Situation war ganz allein meine Schuld: Wenn ich es geschafft hätte, eine erfolgreiche Beziehung mit Cathy zu führen, wäre sie nicht von nur einem Elternteil aufgezogen worden. Wenn ich
ein besserer Vater gewesen wäre, hätte sie sich nicht zu ihrem eigenen Wohlergehen in dem Heim wiedergefunden. Wenn ich nicht so ein Schwachkopf gewesen wäre, wäre ich jetzt nicht in dieser Lage.
    Das Licht in ihrem Zimmer wurde ausgeschaltet, und mich überkam der Wunsch, ihr Gute Nacht zu wünschen. Ich nahm einen kleinen Kiesel und warf ihn vorsichtig gegen die Fensterscheibe ihres Zimmers. Der Stein flog in einem Bogen, bevor er von der Bahn abkam und den Fensterrahmen traf. Ich sah mich nach einem weiteren Wurfgeschoss um; schließlich entschied ich mich für einen schwereren Stein. Ich holte aus und wollte gerade werfen, als ich plötzlich eine unerwartete quietschende Stimme hörte. Es hätte auch das Quietschen eines Sargdeckels, der geöffnet wurde, sein können: Vor Angst, dass ich entdeckt worden war, verschwand ich hinter einem Lorbeerbusch.
    »Dad!«, flüsterte die Stimme, aber es lag eine Kraft darin, die mich erstarren ließ.
    »Caitlin?« Ich rief ihren Namen, bevor ich hochsah. Ihr Gesicht war zwischen Fenster und Rahmen gezwängt. Es gab sicher bürokratische Gründe wie Gesundheit und Sicherheit, weshalb sie das Fenster nicht ganz öffnen konnte.
    »Was machst du hier?«
    Ich wusste nicht, wie ich diese Frage beantworten sollte. Hing ich hier herum, um einen flüchtigen Blick auf sie zu werfen? Wollte ich einfach nur Trübsal blasen, weil ich mich wie der schrecklichste aller Erwachsenen fühlte? Wollte ich in das feudale Haus gegenüber einbrechen? Keine dieser Antworten schien mir
angebracht, also wählte ich eine, die ein Teenager wie Caitlin im Zweifelsfall selbst benutzen würde.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Oh.«
    Ich stand da und sah sie an.
    »Ist alles in Ordnung bei dir?«, fragte ich.
    »Ich kann nicht schlafen«, antwortete sie.
    Ich lächelte verstehend.
    »Ich auch nicht«, sagte ich.
    Der beißende Wind nahm zu. Ich machte mir Sorgen, weil sie nur mit ihrem Nachthemd bekleidet am offenen Fenster stand.
    »Du solltest wieder reingehen und das Fenster schließen«, sagte ich. »Es ist eiskalt.«
    Caitlin bewegte sich nicht.
    »Du solltest gehen, Dad«, sagte sie. »Du wirst Schwierigkeiten bekommen, wenn sie dich hier sehen.«
    Ich wollte das mit einem Achselzucken abtun, als sei es nichts Ungewöhnliches, spät in der Nacht um das Haus herumzuschleichen, in dem meine Tochter lebte. Aber bedauerlicherweise hatte sie recht. Es würde mit Sicherheit Schwierigkeiten geben, wenn ich entdeckt werden würde. Es würde weitere Fragen betreffend meiner Eignung geben, ein Kind zu erziehen, und zusätzliche Skepsis vonseiten Joan Widdicombes, die mit beunruhigender Regelmäßigkeit in meinen Gedanken auftauchte.
    »Du hast recht, Kleine«, sagte ich. »Ich hätte daran denken sollen. Du gehst jetzt wieder hinein. Du wirst dir sonst noch den Tod holen.«
    Sie gab mir einen Daumen nach oben, den ich erwiderte,
dankbar darüber, dass sie mich nicht gefragt hatte, wann ich sie dort herausholen würde.
    »Gute Nacht, Dad.«
    »Gute Nacht.«
    »Pass auf, dass dich nicht die Wanzen beißen.«
    »Du auch.«
    Und dann warf sie mir wunderbarerweise eine Kusshand zu und schloss das Fenster. Ich hoffte, dass sie einen tiefen, friedlichen Schlaf finden würde.
     
    Ich stand am nächsten Morgen früh auf. Ich hatte einigermaßen ausgeschlafen. Ich musste das Café endlich wieder öffnen. Ein dritter Tag ohne ein fröhliches Schild, das erklären würde, dass ich entweder Urlaub machte oder den Laden renovierte, würde verhängnisvoll für das Geschäft sein. Ich duschte, trank ein Glas Wasser (ich hatte

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