Daddy Uncool
ein Netzproblem? Und ich hatte auch noch nichts von Amanda gehört nach unserer, ähm, Wiedervereinigung, was mir auch seltsam vorkam.
Ich nahm das Handy hoch und schüttelte es - vielleicht konnte ich die guten Neuigkeiten herausschütteln. Ich hatte gerade Joans Nummer gewählt, als ich das Handy schnell wieder ausschaltete. Ich hatte ihr bereits zwei Nachrichten geschickt, um zu erfahren, was der neueste Stand war. Noch eine, und sie würde mich für einen Spinner halten.
Man hatte mir gesagt, dass ich Caitlin heute Nachmittag nach der Schule sehen durfte. Joan hatte mich davor gewarnt, dass jeder andere Kontakt nicht akzeptabel wäre und zu ernsthaften, nicht genauer angegebenen Konsequenzen führen würde. Also saß ich zu Hause herum und wartete den ganzen düsteren Morgen und den dunklen Nachmittag darauf, meine Tochter besuchen zu dürfen, die in ihrem Sessel saß, die Knie aneinandergepresst und die Füße zu den Seiten ausgestreckt hatte und mich mit einer Mischung aus Furcht und Unmut anstarrte.
»Ich werde dich hier herausholen«, sagte ich, absolut unsicher darüber, wie ich dieses gewagte Versprechen einlösen sollte.
»Wirklich?«, fragte sie rundheraus. Und die Tatsache, dass es eine Frage war und ihre Worte auf Zweifel beruhten, ließ mich kalt werden. Ich war ihr Vater: Wenn ich nicht in der Lage war, dies zu erreichen, nun, was für eine Art von Mensch war ich dann eigentlich?
»Ja«, sagte ich kühn. Ich wollte, dass sie mir vertraute. »Wirklich.«
Amanda hatte kaum die Tür geöffnet, als ihr Gesicht auch schon einen harten Ausdruck annahm.
»Was ist los?«, fragte sie, bevor ich auch nur die Chance hatte, den Mund zu öffnen.
»Kann ich kurz hereinkommen?«, fragte ich.
Sie nickte und trat zur Seite, um mich hereinzulassen.
»Du siehst fürchterlich aus«, sagte Amanda.
Ich nickte. Ich wollte mich nicht darüber streiten. Ich spürte die Anspannung in meinem Gesicht. Ich versuchte, locker zu werden. Ich wollte nicht, dass meine Stimmung von meiner Entscheidungsfindung beeinflusst wurde. Ich musste mir darüber klar werden, was ich eigentlich wollte. Es durfte keine Fehler mehr geben.
»Möchtest du Kaffee oder Tee oder sonst etwas?«
Ich hatte das Gefühl, dass mein unangekündigtes Erscheinen sie durcheinandergebracht hatte. Merkwürdig. Das sah Amanda so gar nicht ähnlich.
»Ich muss mit dir reden«, sagte ich.
»Das klingt etwas beunruhigend.« Sie lachte gequält. »Hör mal, wegen neulich, wir müssen nicht reden, wenn du nicht möchtest. Soll ich den Kessel aufsetzen?«
So wenig Interesse ich auch daran hatte, Kaffee oder Tee zu trinken, ich bat sie voranzugehen.
Sie ging in die Küche und fing an, Becher und Teebeutel aus den Schränken herauszukramen. Ich ging im Wohnzimmer umher und sah mir die Ziergegenstände und Fotos an, als ob sie mir vollkommen fremd wären. Augenblicke später, als Amanda mit einem Tablett mit Getränken und Keksen ins Zimmer kam, klingelte das Telefon.
»Wer zum Teufel ist das denn?«, fragte sie rhetorisch. Sie stellte das Tablett auf den Tisch, ging ans Telefon und checkte die Nummer.
»Oh, da muss ich jetzt rangehen«, sagte sie und ging zurück in die Küche. Obwohl sie sich diskret zurückgezogen hatte, hörte ich, wie sie sagte: »Hallo, Nick.« Es war unmissverständlich.
Und es war nicht einfach nur ein »Hallo, Nick«. In ihrer Stimme war ein flirtender Ton, eine Musikalität, die mir eins ganz deutlich verriet: Sie trieb es mit demjenigen, der am anderen Ende der Leitung war. Ich lauschte, als sie ihre Stimme senkte, die nach wie vor warm klang. Ich sah auf das Tablett mit dem Tee und den Keksen. Was in aller Welt tat ich eigentlich hier? Meine von mir getrennt lebende Frau fragen, ob sie gegenüber dem Jugendamt vorgeben könnte, sich aufopfernd um ein Mädchen zu kümmern, von dessen Existenz sie gar nichts wusste?
Nein, das würde nicht funktionieren, trotz unserer kürzlichen Bodengymnastik. Ich öffnete eine Kekspackung, nahm einen Keks heraus und stand auf. Amanda war in der Küche in ihre Unterhaltung vertieft. Ich hörte noch, wie sie laut auflachte, verließ das Haus und schloss die Tür hinter mir.
Es war kalt draußen. Ich zog meinen Kragen hoch und ging los. Ich sah, dass Amandas Nummer auf meinem Handy erschien, aber sie hinterließ keine Nachricht. Ich lief quer durch die Stadt und fand mich in einer Vorortstraße wieder, die sich gerade so weit von den anderen Straßen unterschied, dass die Bewohner
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