Dämmerung in Mac's Place (German Edition)
Schlafzimmer fanden sie bis auf einen dünnen Stapel eindeutiger Sexmagazine in einer Nachttischschublade nichts von Interesse. Die Magazine enthielten Fotos von nackten, ziemlich jungen Frauen, die einander betasteten und befummelten, während sie anscheinend zu entscheiden versuchten, ob sie Hamburger oder Hackbraten zum Mittagessen zubereiten sollten.
Erika McCorkle überflog eins der Magazine und bezeichnete es als sexuelle Krücke. Haynes sah sich ein anderes Heft langsamer an und sagte nichts. Als er die Zeitschriften in die Schublade zurücklegte, sah sich Erika McCorkle noch einmal prüfend im Zimmer um und sagte: »Ich weiß nicht, aber in meinen Augen sieht das nicht nach Steadys Zimmer aus.«
»Vielleicht war es Isabelles.«
Erika McCorkle nickte zu dem Nachttisch, in dem die Magazine lagen. »Waren das ihre?«
»Kann sein«, sagte Haynes, ging zum Schrank und öffnete ihn und fand einige ordentlich aufgehängte Kleider, Blusen, Hosen, Röcke und auf dem Boden ein halbes Dutzend Paar Damenschuhe. Er schloß die Schranktür, drehte sich zu Erika McCorkle um und sagte: »Das muß ihr Zimmer gewesen sein. Es sei denn, Steady hat gern Frauenkleider getragen.«
»Und die Magazine?«
Er zuckte mit den Achseln. »Vielleicht ist Steady, wenn er den Drang verspürte, durch den Flur gehetzt, ins Bett gehüpft, und dann lagen sie hier, blätterten durch die Magazine und trieben es miteinander. Aber wenn Sie wirklich neugierig sind, wie es Isabelle am liebsten mochte, fragen Sie doch Padillo.«
»Zum Teufel mit Ihnen!« sagte sie und stolzierte hinaus.
Im dritten und letzten Schlafzimmer, dem einzigen mit einem Wandschrank, holte Haynes sie ein. Schnüffelnd stand sie neben dem Doppelbett. »Das war sein Zimmer«, sagte sie. »Man kann noch den Zigarettenrauch riechen.«
Haynes öffnete die beiden Türen des breiten, nicht sehr tiefen Schranks. Darin befanden sich sechs blaue und sechs weiße Oberhemden von Paul Stuart, die in New York oder Tokio oder – was wahrscheinlicher war – per Postversand gekauft worden waren. Die Hemden hingen auf Bügeln und sahen aus, als wären sie von liebevollen Händen gewaschen und gebügelt worden.
Eine Reihe von Tweedjacketts, alle bemerkenswert ähnlich, nahmen einen weiteren knappen Meter des Wandschranks ein. Den Rest beanspruchten ein Dutzend grauer und beigefarbener Hosen, gefolgt von einem dunkelblauen Anzug, einer Windjacke und einem Burberry-Regenmantel mit Raglanärmeln.
Haynes wußte, daß er eine Kollektion der Halbuniformen betrachtete, die sein Vater während seines gesamten Erwachsenenlebens getragen hatte, selbst in den heißen Ländern. Er erinnerte sich an Farbfotografien – überwiegend Polaroids –, die offenkundig in tropischen Klimazonen aufgenommen worden waren, wo Steadfast Haynes’ Standardkleidung augenscheinlich aus einem blauen oder weißen langärmligen Oxfordhemd mit Button-down-Kragen, aber ohne Krawatte, hellbrauner Baumwollhose und Schuhen bestanden hatte, die nicht geschnürt werden mußten. Wenn es nur heiß war, waren die Hemdsärmel ein- oder zweimal hochgekrempelt; wenn es sehr heiß war, konnten sie bis über die Ellbogen aufgerollt sein.
»Steadys Zimmer«, stimmte er zu und schloß die Tür des Wandschranks.
Während sie sich umdrehte und auf alles einen abschließenden Blick warf, sagte Erika McCorkle: »Nicht viel, oder? Keine Aquarelle an den Wänden oder Orientteppiche auf dem Boden. Keine Schnappschüsse von Ihnen mit sieben oder neun. Keine Aschenbecher aus Jakarta oder Assagais aus Afrika.«
»Wo er war, haben die Eingeborenen keine Assagais benutzt, und er ist immer mit leichtem Gepäck gereist.«
»Und allein?«
»Fast immer.« Haynes schloß seine eigene Überprüfung des Zimmers ab. »Das ist wahrscheinlich das einzige Haus, das er jemals besessen hat.«
»Was hat er mit seinem Geld gemacht?«
»Gut gelebt, Unterhalt gezahlt und mich auf teure Schulen geschickt.«
»Welche Universität?«
»Virginia.«
»Hm«, sagte sie. »Da war ich auch.«
Im Erdgeschoß durchsuchten sie die Küche zuerst, Haynes untersuchte mit einem Kebabspieß, den er zufällig gefunden hatte, gründlich Säcke, Beutel und Kartons voll mit Nahrungsmitteln, überhaupt nicht sicher, was er zu finden erwartete. Er fand nichts.
Während Erika McCorkle das Wohnzimmer durchsuchte, zog Haynes den alten Dufflecoat über, der in der Diele hing, und ging durch den Schnee zur Scheune. Er verbrachte zwanzig Minuten mit Suchen, wobei er sich Zips
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