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Dämmerung in Mac's Place (German Edition)

Dämmerung in Mac's Place (German Edition)

Titel: Dämmerung in Mac's Place (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Versicherungsmann Ihres Daddys gesprochen, Granville?«
    »Ich werde keine Ansprüche stellen.«
    Shipp stand auf. »Dann geh ich davon aus, daß Sie ihn nicht erschossen haben.«
    Der Sheriff half Haynes und Erika McCorkle, ein paar alte Bretter, Nägel und einen Hammer aus der Scheune ins Haus zu schaffen. Aber als Haynes, der sich nicht erinnern konnte,wann er das letzte Mal einen Nagel eingeschlagen hatte, den ersten immer wieder mit dem Hammer krumm schlug, wurde Sheriff Shipp nervös. Als er es nicht mehr aushalten konnte, sagte er: »Lassen Sie mich mal.«
    Shipp nagelte die Bretter in weniger als zehn Minuten über die Hintertür. Für keinen Nagel brauchte er mehr als vier Hammerschläge, für einige sogar nur drei. Als er fertig war, trat er einen Schritt zurück, um sein Werk zu bewundern, und sagte: »Das müßte halten.«
    Sein Publikum dankte ihm, pries seine Geschicklichkeit und begleitete ihn zu seinem Ford, wo Shipp Haynes, Erika und die Farm mit einem letzten langen, neugierigen Blick bedachte.
    »Wollt ihr heute noch zurück nach Washington?«
    Erika McCorkle, die Fahrerin, sagte, das wollten sie.
    Der Sheriff blickte hoch in den fallenden Schnee. »Der Deputy, den ich hierherschicken wollte, ist von der Straße abgekommen, hat einen Baum gerammt und sich das linke Bein gebrochen. Und als ich dann unterwegs war, hat der Wetterfrosch von einem Blizzard geredet. An Ihrer Stelle würde ich mir ganz fix einen Platz suchen, wo ich für die Nacht unterkomme. Vielleicht sogar direkt hier.«
    »Glauben Sie nicht, daß sie zurückkommen?« fragte Erika McCorkle.
    »Wer ist sie, Miss McCorkle?«
    »Er. Sie. Wer Zip erschossen hat.«
    »Man kann ein Pferd nicht zweimal umbringen«, sagte Sheriff Shipp, tippte an die Krempe seines alten grauen Stetson, stieg in den Ford, ließ den Motor an und fuhr in den Schnee hinaus.

19
    Am selben Samstagmorgen um sieben Uhr hatte Hamilton Keyes, der höfliche CIA-Karrierist, einen Weckanruf erhalten, der ihn zu einer Krisensitzung um neun nach Langley beorderte. Als er um 8.45 Uhr eintraf, informierte ihn ein zweiter Anrufer, daß das Treffen auf zwölf Uhr verschoben worden war.
    Keyes’ Bürotelefon klingelte erneut um 11.45 Uhr, und ein dritter Anrufer sagte ihm, ohne jede Entschuldigung oder Erklärung, daß die Sitzung nicht vor fünfzehn Uhr, möglicherweise auch erst um sechzehn Uhr stattfinden werde. Erst jetzt vernahm Keyes das nahe Geräusch der Holzfälleraxt im Bürokratenforst.
    Nur um sicherzugehen, führte Keyes zwei kurze Telefongespräche und begann unmittelbar danach, alle persönlichen Gegenstände aus seinem 137 Jahre alten Rosenholzschreibtisch zu räumen und sie in seinem privaten 105 Jahre alten Walnußpapierkorb zu deponieren. Als das erledigt war, drehte er die Kappe seines Füllfederhalters ab, schrieb das Datum oben auf ein Blatt seines Briefpapiers und begann, seine Kündigung zu formulieren.
    Die Sitzung fand schließlich um 16.07 Uhr statt, gerade als der Schnee, der seit Mittag auf Berryville fiel, Washington und seine Vororte erreichte. Keyes war zuversichtlich, daß die Vorhersage von zwanzig Zentimeter Neuschnee nicht nur die Sitzung abkürzen, sondern gleichzeitig auch Gott weiß wie viele sorgfältig geplante Dinnerpartys ruinieren würde, einschließlich der, die seine Frau vorbereitet hatte.
    Das Büro, das Keyes betrat, befand sich im selben Stockwerk wie sein eigenes. Doch obwohl es beträchtlich größer als seines war, enthielt es nur einen grauen Metallschreibtisch, einen Standarddrehstuhl mit hoher Lehne, ein Telefon und einen einzigen Besucherstuhl, der keine Armlehnen besaß. Keyes begriff sofort, daß die spärliche Möblierung ihn darauf aufmerksam machen sollte, daß er tatsächlich in den Verschlag der schlechten Neuigkeiten beordert worden war.
    Hinter dem Schreibtisch saß ein Mann von Ende Vierzig, einen Telefonhörer an sein linkes Ohr gepreßt. Der Mann hörte ohne Regung zu, was ihm die Stimme am Telefon zu sagen hatte, und ließ seinen Blick von Keyes zu dem einsamen Besucherstuhl schnellen. Keyes nahm das als Einladung und setzte sich.
    Obwohl sie sich nie begegnet waren, kannte Keyes die Vorgeschichte, den Ruf und, natürlich, den Namen des Mannes: C. Robert Pall. Er wußte auch noch, daß das C. für Clair stand, daß Pall einen Doktortitel der Wirtschaftswissenschaft aus Chicago besaß und drei Legislaturperioden für den Bundesstaat Pennsylvania im Kongreß gesessen hatte, bevor er 1986 vernichtend geschlagen

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