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Daemmerung ueber der See

Daemmerung ueber der See

Titel: Daemmerung ueber der See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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behutsam, und das Pony lief den Hang hinunter. »Du hast erst gestern Anker geworfen, seitdem läufst du herum wie ein Bär mit Kopfschmerzen. Du kannst an nichts anderes mehr denken.« Er grinste. »Also los und bring's hinter dich.«
    Es war die Nacht der Sonnenwende, einem heidnischen Fest, dem man christliche Traditionen aufgepfropft hatte. Die Alten konnten sich noch daran erinnern, wie das Fest früher nach Sonnenuntergang begann und mit einer Kette von Freudenfeuern quer durch das Land seinen Höhepunkt fand. Die Feuer wurden mit wilden Blumen und Kräutern gesegnet. Wenn alles hell loderte, pflegten oft junge Paare durch die Flammen zu springen, um sich Glück zu sichern. Der Segen wurde im alten Dialekt Cornwalls gesprochen. Während der Zeremonie wurde reichlich gegessen und getrunken. Einige Nörgler waren allerdings der Meinung, daß bei alldem eher der alte Hexenkult als die Religion im Vordergrund stand.
    Aber diesen Abend war alles ruhig, obwohl sie ein Feuer hinter dem Weiler gesehen hatten, wo ein Bauer oder Gutsherr mit seinen Leuten feiern mochte. Die Kette der Freudenfeuer war verlöscht, nachdem man dem König von Frankreich den Kopf abgehackt hatte und sich der Terror im Land ausbreitete wie ein Steppenbrand. Sollte jemand so unvorsichtig sein, den alten Brauch wieder aufleben zu lassen, würde jeder Bewohner sowie die örtliche Miliz von den Trommeln zu den Waffen gerufen werden, denn so eine Kette von Feuern bedeutete Invasion!
    Ferguson spielte mit den Zügeln. Sie waren fast am Ziel. Er mußte etwas herausfinden. Er hatte alles über Alldays alte Brustwunde gehört, die ihn plötzlich wie eine feindliche Kugel niedergestreckt hatte, als er die Frau vor den beiden Straßenräubern gerettet hatte. Solange seine Wunde nicht aufbrach, konnte Allday die Klinge mit jedem kreuzen, konnte er kämpfen wie ein Löwe. Aber es war ein langer Weg vom Gasthaus bis zum Haus der Bolithos in Falmouth. Ein dunkler Weg: Dort konnte alles passieren.
    Er fragte geradeheraus: »Falls sie dich freundlich aufnimmt, John … was ich meine, ist…«
    Überraschenderweise grinste Allday. »Ich bleibe nicht über Nacht, falls du das denken solltest. Das würde ihrem Ruf hier in der Gegend schaden. Schließlich ist sie hier immer noch fast eine Ausländerin.«
    Ferguson rief erleichtert aus: »Aus Devon, meinst du wohl!« Er blickte ihn ernst an, als sie in den Hof einrollten. »Ich muß noch weiter und den alten Maurer Josiah besuchen. Er wurde vor ein paar Tagen auf unserem Land verletzt. Ihre Ladyschaft hat mich gebeten, ihm etwas zu bringen, was ihm die trüben Stunden verkürzt.«
    Allday kicherte. »Rum, nicht wahr?« Er wurde wieder ernst.
    »Bei Gott, du hättest Lady Catherine sehen sollen, als wir in dem verdammten Langboot hockten, Bryan.« Er schüttelte seinen struppigen Kopf. »Ich bezweifele, daß wir mit dem Leben davongekommen wären, wenn sie nicht gewesen wäre.«
    Die kleine Kutsche wiegte sich in den Federn, als Allday ausstieg. »Ich sehe dich dann, wenn du dich auf den Rückweg machst.« Er starrte noch immer die Kneipentür an, als Ferguson die Kutsche schon wieder auf die Straße dirigierte.
    Allday packte die schwere eiserne Türklinke, als ob er dabei wäre, eine wilde Bestie freizulassen, und stieß dann die Tür auf.
    Sein erster Eindruck war, daß sich seit seinem letzten Besuch einiges verändert hatte. Die Hand der Hausfrau, vielleicht?
    Ein alter Bauer saß mit seinem Bierkrug neben dem leeren Kamin. Seine Pfeife schien schon lange ausgegangen zu sein. Ein Hütehund lag neben dem Stuhl des Mannes und bewegte nur die Augen, als Allday die Tür hinter sich schloß. Zwei gutgekleidete Händler sahen beim Anblick der blauen Jacke mit den goldenen Knöpfen erschrocken auf, wahrscheinlich vermuteten sie, daß er Teil einer Preßpatrouille war, die in letzter Minute noch ein paar Rekruten suchte. Es war heutzutage nicht ungewöhnlich, daß unbescholtene Kaufleute von Preßkommandos auf deren nicht enden wollender Jagd nach Kanonenfutter für die unersättliche Flotte eingesackt wurden. Allday hatte sogar von einem jungen Bräutigam gehört, der beim Verlassen der Kirche aus den Armen seiner Braut gerissen wurde. Ferguson hatte recht: Die meisten Einheimischen mußten irgendwo die Sonnenwende feiern. Diese Männer waren offensichtlich auf dem Weg zum Viehmarkt in Falmouth und wollten hier übernachten.
    Alles schien zu seinen Gunsten zu laufen: der Geruch von Blumen auf einem Tisch, gute

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