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Gefährliche Schatten (eine Midnight Angel-Novelle) (German Edition)

Gefährliche Schatten (eine Midnight Angel-Novelle) (German Edition)

Titel: Gefährliche Schatten (eine Midnight Angel-Novelle) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Marie Rice
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1. K APITEL
    Kratior
    Die südlichste Insel des griechischen Kykladen-Archipels
    Hagios Nikolaus Luxus Resort
    Sie sah Schatten, wo keine waren.
    So. Die Schatten waren also wieder da.
    Allegra Kowalski, geborene Ennis, hatte die letzten vier Monate damit verbracht, gegen Schatten anzukämpfen, gegen ihre Schwäche, sogar gegen die Schwerkraft. Im Bemühen, ihr Augenlicht zurückzugewinnen. Sie war brutal geschlagen worden, wodurch sich direkt auf dem Sehzentrum in ihrem Gehirn ein Hämatom gebildet hatte, das mit einem riskanten chirurgischen Eingriff entfernt wurde. Es war ein langer, mühsamer Weg zurück zur Normalität nach der sechstündigen Operation, und sie hatte ihn immer noch nicht ganz geschafft.
    Es hatte viele Schatten gegeben auf diesem Weg.
    Als sie am Infinity Pool saß und hinaus auf das Mittelmeer blickte, wo die Sicht bis zur türkischen Küste reichte, wenn sie so weit hätte sehen können, dachte sie einen Augenblick, sie hätte einen riesigen Schatten gesehen, der ihr Mann, Douglas Kowalski, hätte sein können. Oder besser gesagt Senior Chief oder Senior, wie ihn seine Männer immer noch nannten, obwohl er schon seit Jahren nicht mehr in der Navy und nicht mehr bei den SEALs war.
    Aber nein, es war ein gewöhnlicher Schatten, einer jener, die gelegentlich ihre Sicht überschatteten. Ein Schatten, den niemand sonst sah.
    Vielleicht hatte sie gedacht, sie hätte Douglas‘ Schatten gesehen, weil sie ihn so sehr vermisste. Er hatte sich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, während ihres dringend nötigen Urlaubs in Griechenland nach Instanbul zu reisen, wie sein Partner es wünschte, um mit potentiellen Kunden Besprechungen zu halten. Aber Allegra hatte darauf bestanden. Douglas wollte bei ihr bleiben, jedoch hatte er während der schmerzvollen Monate ihrer Reha, in denen er ständig an ihrer Seite war, schon sehr viel Arbeit verloren.
    Es ging ihr jetzt besser, viel besser! Natürlich musste er für ein paar Tage potentielle Kunden besuchen. Es ging ihr gut, ganz gut.
    Also …
    Manchmal nicht so gut. Aber sie hatte gelernt, es zu verbergen, denn mit ihrem wiedergewonnenen Augenlicht wollte sie nicht die Kummerfalten auf Douglas‘ Gesicht sich noch mehr vertiefen sehen, als sie es schon waren.
    Es waren sehr harte vier Monate gewesen. Aber es hatte sich gelohnt, jede qualvolle Sekunde, denn sie konnte sehen.
    Auch wenn sie manchmal Schatten sah, wo keine waren – wie jetzt.
    »Alles okay, Allegra?« Das war jetzt ein echter Schatten, auch ein großer. Nicht sehr hochgewachsen, aber enorm breit und der wahre Grund, weshalb Douglas bereit war, für ein paar Tage von ihrer Seite zu weichen. Yannis Latsis, ehemaliger SEAL Teamkamerad. Er war von einer USBV in die Luft gesprengt worden und wegen Invalidität in den Ruhestand gegangen und hatte beschlossen, seinen Cousins zu helfen, das Hagios Nikolaus Resort auf der schönen Insel Kratior aufzubauen und zu führen.
    Yannis war immer in der Nähe, weshalb niemand versuchte sie anzubaggern. Die männlichen Kunden des Hagios Nikolaus waren eher auf der reichen und müßiggängerischen Seite, bereit jedes weibliche Wesen anzubaggern, das kein Hund und ohne Begleitung war. Aber ein Blick von Yannis genügte, und schon ließen sie Bitten um ein Autogramm oder Einladungen zu einem Drink am Pool vor dem Abendessen lieber bleiben.
    »Es geht mir gut, Yannis.« Sie setzte sich von ihrer Liege auf und lächelte ihm zu. Yannis war entschieden ein guter Kerl und hatte einen Karton voller Medaillen, die es bewiesen. Und so wie sie, war er verwundet worden. Sie hatte das Sehvermögen verloren und er hatte ein Bein verloren. Jetzt konnte man es nicht sehen, weil Yannis Khakihosen trug, aber sein rechtes Bein vom Knie ab war ein Wunder an neuestem Raumzeitalter-Material und Robotik. Es funktionierte so gut, dass Yannis im Spaß sagte, dass er sich auch das andere Bein unter dem Knie abhacken sollte und dann ein bionischer Mann werden könnte.
    Yannis warf einen scharfen Blick um den Pool, und keinem der Männer entging dieser Blick. Yannis war wie ihr Mann. Ein Alpha-Mann immer und überall. Er setzte sich in einen der luxuriösen hellrosa Bambus-Clubsessel mit Seidenpolster, die Allegra nicht zu benutzen wagte, wenn sie nass aus dem Pool kam.
    »Wie geht’s dir?« Yannis‘ Stimme klang locker, seine Augen waren aber wachsam. Er war immerhin ein ehemaliger Soldat der Special Forces, und zwar ein guter, wie Douglas sagte. Alle früheren Soldaten, die sie im

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