Daemmerung ueber der See
beabsichtigte, eine Nachricht an den Kommandanten der
Ipswich
zu schicken, um den Irrtum aufzuklären …«
Sie blickte ihn überrascht an, als Bolitho knurrte: »In genau den Dienst gepreßt zu werden, den er mit seiner Unbarmherzigkeit und Arroganz so ausgequetscht hat, könnte ihm gut tun! Dieser miese kleine Tyrann verdient eine Lektion. Wenn er anstelle der Fähnrichsmesse die Justiz des Zwischendecks kennenlernt, könnte ihm das vielleicht nützlich sein, obwohl ich es bezweifle.«
Sie blieb stehen, um ihre Augen abzuschirmen. »Es tut mir leid, daß dich Adam nicht hierher begleiten konnte.«
Ihre Stimmung schlug um, sie drehte sich in seinen Armen und lächelte ihn strahlend an.
»Aber ich lüge! Ich möchte dich mit niemandem teilen. Oh, mein Liebster … du bist gekommen, als ich wußte, daß du kommen würdest, und du siehst so gut aus.«
Schweigend gingen sie weiter, schließlich fragte sie leise: »Wie geht es deinem Auge?«
Er versuchte das Thema herunterzuspielen. »Keine Veränderung, Kate. Irgendwie erinnert es mich immer an alles, was wir durchgestanden haben,… daß wir soviel mehr Glück hatten als die tapferen Männer, die nie mehr eine Frau umarmen oder den Geruch der Hügel Cornwalls im Morgengrauen genießen werden.«
»Ich höre Menschen im Hof, Richard.« Ihre Besorgnis legte sich, als sie Alldays tiefes Lachen erkannte.
Bolitho lächelte. »Meine Eiche. Er ist mit Yovell zurückgeblieben, um das Anlanden einiger Gepäckstücke und des herrlichen Weinkühlers zu überwachen, den du mir geschenkt hast. Ich werde ihn nicht verlieren wie den anderen.« Er sprach ruhig, aber sein Blick verlor sich in der Ferne.
»Es war ein harter Kampf, Kate. Wir haben an jenem Tag viele gute Männer verloren.« Wieder das müde Achselzucken.
»Ich fürchte, daß ohne Kapitän Rathcullens Initiative die Sache für uns sehr schlecht ausgegangen wäre.«
Sie nickte und erinnerte sich an die Anspannung auf dem Gesicht des jungen Stephen Jenour, als er sie auf Bitten Richards besucht hatte.
»Und Thomas Herrick hat dich wieder im Stich gelassen, trotz der offensichtlichen Gefahr und eurer früheren engen Freundschaft…«
Er starrte auf die See und fühlte, daß sein Auge etwas schmerzte. »Ja. Aber wir haben gewonnen, und jetzt sagt man, hätten wir nicht gesiegt, hätten unsere Hauptstreitkräfte vor Martinique zurückgezogen werden müssen.«
»Es ist
dein Verdienst
, Richard! Du darfst nie vergessen, was du für deine Marine, dein Vaterland geleistet hast.«
Er beugte seinen Kopf herunter und küßte zärtlich ihren Nacken. »Meine Tigerin!«
»Da kannst du sicher sein!«
Fergusons Frau Grace, die Haushälterin, kam auf sie zu und blieb strahlend mit einem Kaffeetablett vor ihnen stehen. »Ich vermutete, daß Sie ihn gerne hier draußen trinken würden, M'lady.«
»Ja, das ist sehr aufmerksam von Ihnen. Das Haus scheint heute besonders geschäftig zu sein.«
Plötzlich griff sie nach seiner Hand. »Hier sind zu viele Leute, Richard. Sie wollen dich sehen, dich etwas fragen, dir alles Gute wünschen. Es ist schwer, alleine zu sein, sogar in unserem eigenen Haus.« Dann blickte sie ihn an, eine Ader pulsierte heftig an ihrem Hals. »Ich habe mich so nach dir gesehnt, und ich begehre dich.« Sie schüttelte den Kopf, und ein paar ihrer lose aufgesteckten Locken fielen in ihr Gesicht.
»Ist das etwa unschicklich?«
Er packte fest ihre Hand. »Es gibt da einen Schlupfwinkel.« Sie blickte ihm in die Augen.
»Unseren besonderen Platz?« Sie studierte sein Gesicht, bis ihr Atem wieder ruhiger ging. »Jetzt?«
Ferguson fand seine Frau neben dem Steintisch im Garten. Sie blickte auf den Kaffee, der nicht angerührt war.
Er meinte: »Ich habe Pferde gehört …« Er sah ihren Gesichtsausdruck und setzte sich an den Tisch. »Es wäre schade, ihn wegzuschütten.« Er umschlang mit einem Arm die Hüfte seiner Frau und drückte sie. Es war schwer, sie sich als das dünne, kränkliche Mädchen vorzustellen, das sie gewesen war, als Bolithos Preßpatrouille ihn und Allday mit ein paar anderen eingesackt hatte.
»Sie müssen wieder zueinanderfinden.« Sie strich sich über das Haar, und ihre Gedanken gingen zurück.
Sogar unten in der Stadt dachte man inzwischen anders über Ihre Ladyschaft. Früher war sie die Hure gewesen, für die Sir Richard Bolitho seine Frau aufgegeben hatte, die mit ihrer Schönheit und ihrem stolzen Hochmut jedem Mann den Kopf verdrehte. Einige würden sie nie mögen und sie
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