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Daemmerung ueber der See

Daemmerung ueber der See

Titel: Daemmerung ueber der See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Versorgungsgüter notwendig sein. Wie in der Karibik mußte das alles geschützt werden. Sollte es ihm nicht gelingen herauszufinden, welche Insel der Feind als Basis benutzte, würden ihm Ihre Lordschaften mehr Kriegsschiffe schicken müssen, ob sie wollten oder nicht. Und während jeder Meile, während jeden Wachwechsels, während Trevenens ständiger Übungen entfernte er sich weiter und weiter von Catherine. In der Vergangenheit war er auf die Trennungen vorbereitet gewesen, weil es zu seinem Leben als Seeoffizier gehörte. Aber mit Catherine hatte sich alles geändert. Früher hatte es Momente gegeben, in denen es ihm gleichgültig gewesen war, ob er lebte oder starb. Nur das Vertrauen der Männer, die sich auf seine Fähigkeiten verlassen mußten, hatte blinde Tollkühnheit vereitelt.
    Avery war außerhalb der täglichen Dienstgeschäfte keine große Hilfe. Jenour war da anders gewesen. Bolitho hatte schon Offiziere wie Avery erlebt. Sie verstanden es, auf einem überfüllten Kriegsschiff für sich zu bleiben. Avery aß in der Offiziersmesse, verbrachte aber die meiste Zeit in seiner winzigen Kabine oder an Deck, wo er die ständig wechselnden Launen der See beobachtete.
    Bolitho war kurz vor der Abfahrt in Plymouth in die Messe eingeladen worden. Ihre Mitglieder waren nette junge Männer, mit Ausnahme des ärgerlich blickenden Arztes, des Segelmeisters und des Zahlmeisters. Eine durchschnittliche Mischung auf einem solchen Schiff, nur der Kommandant würde die Schwächen und Stärken dieser Männer kennen und die der Fähnriche und Unteroffiziere, die sie unterstützten. Alle waren sehr neugierig auf den Vizeadmiral gewesen, waren aber zu höflich, um viel zu fragen. Sollten sie mit Trevenens Führungsstil nicht einverstanden sein, so war es ihnen, mit Ausnahme von Minchin, nicht anzumerken.
    Am Vormittag hatte es wieder eine Auspeitschung gegeben.
    Die Prozedur war ihm entsetzlich langsam und erbarmungslos vorgekommen: das Rasseln der Trommeln, das nur vom Klatschen der Peitsche auf dem nackten Rücken des Mannes unterbrochen wurde. Sogar nachdem Ozzard das Skylight der Kabine geschlossen hatte, war er nicht in der Lage gewesen, es zu verdrängen. Der Missetäter war dabei erwischt worden, wie er Rum in dem Laderaum trank, den er anstreichen sollte.
    Zwei Dutzend Hiebe. Gegen Ende war der Mann zusammengebrochen und hatte gewimmert wie ein gequältes Tier.
    Er ist der Kommandant, mit aller Autorität, ich gehöre dazu und muß hinter seinen Entscheidungen stehen. Ich kann nichts tun.
Trevenen wußte genau, was er tat, wie weit er gehen konnte, ohne sich Kritik von oben zuzuziehen. Aber ihm mußte auch klar sein, daß Bolitho seine Hoffnung auf eine Beförderung zum Admiral mit ein paar Worten an geeigneter Stelle zerstören konnte. Er kennt mich offensichtlich besser als ich ihn.
    Bolitho hörte, wie die Boote aufgeheißt, eingeschwungen und in ihre Knacken gesetzt wurden, gleiches würde jetzt auf der
Laertes
geschehen. Die französische Prise war ein Schiff, das jedem jungen Offizier gefallen würde. Ursprünglich war es ein Sechsunddreißiger gewesen, gebaut auf der renommierten Marinewerft in Toulon. Jetzt war ihre Artillerie durch einige schwere Jagdgeschütze am Bug verstärkt worden, die ihren Wert beim Aufbringen flüchtiger Piraten beweisen würden. Ihr Kommandant war jung und etwa gleichzeitig mit Adam zum Vollkapitän befördert worden. Sein Name war Peter Dawes, und als Sohn eines Admirals würde er keine Gelegenheit auslassen, seine Qualitäten herauszustreichen.
    Der Gedanke an Adam machte ihn besorgt.
Anemone
hätte kurz nach ihnen in Gibraltar einlaufen müssen, höchstens zwei Tage später, ob mit voller Mannschaftsstärke oder nicht. Trevenen hatte darauf hingewiesen, schien ihn aber zu belauern und auf Bolithos Entscheidung zu warten. Er fällte sie kurz nach der letzten Auspeitschung. Sie würden zusammen mit der
Laertes
nach Freetown versegeln.
    Pfeifen zwitscherten, Füße trampelten über Laufbrücken und Treppen. Die
Valkyrie
schüttelte sich wie ein erwachendes wildes Tier. Er hörte das Klacken der Spillpalle, das Kratzen der Fidel, als sich die Matrosen in die Spillspaken warfen, um die schwere Fregatte langsam zu ihrem Anker zu ziehen.
    Es war wie immer. Das Verlassen eines Hafens hatte er schon als Fähnrich und junger Leutnant genossen. Bis heute hatte sich nichts daran geändert. Ein Schiff erwachte zum Leben, die Besatzung bereit, um auf die Stationen zu eilen, wo jede Rah und

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