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Daemmerung ueber der See

Daemmerung ueber der See

Titel: Daemmerung ueber der See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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gebrüllt hätte.
    Der Kommandant zog seinen Hut und rief: »Drei Hurras für Sir Richard Bolitho!
Hurra! Hurra! Hurra!«
    Die Matrosen und Unteroffiziere stimmten lautstark mit ein, aber es war kein Leben darin, keine Wärme. Als die Hochrufe verklungen waren, mußte er an die Crew der Gig denken.
    Dann entdeckte er Allday. Er stand neben einem der langen Achtzehnpfünder. Irgendwie wirkte er in seiner schmucken Jacke mit den goldene n Knöpfen wie ein Fremdkörper zwischen all den anderen.
    Über das geräumige Deck der Fregatte trafen sich ihre Blicke. Allday schüttelte unmerklich den Kopf. Mehr war nicht nötig.
     

Konfrontationen
    Bolitho stand an der Heckgalerie seiner Kabine, überschattete seine Augen gegen das reflektierende gleißende Sonnenlicht und betrachtete das imponierende Massiv des Felsens von Gibraltar. Die
Valkyrie
hatte eine schnelle Überfahrt gemacht, nur fünf Tage, und sie wäre noch schneller gewesen, hätte man nicht auf die ehemalige französische Fregatte Rücksicht nehmen müssen, die jetzt
Laertes
hieß. Er konnte sie in dem Hitzedunst, der über die geschäftige Reede zog wie der Pulverqualm auf den Schlachtengemälden der Künstler, gerade noch ausmachen. Sollte er recht haben mit seiner Vermutung über Baratte, dann würde er schon wissen, daß sein ehemaliges Schiff unter neuem Namen aus England ausgelaufen war. Ihre Lordschaften hätten den alten Namen sicher beibehalten, aber es gab schon eine
Triton
in der Marineliste.
    Nackte Füße liefen oben über das Deck, gelegentlich gab eine autoritäre Stimme einen Befehl, der sofort ausgeführt wurde. Das war unheimlich und ungewöhnlich, wie Bolitho aus langer Erfahrung wußte. Alles wurde umgehend und in völliger Stille erledigt. Ein kurzes Verschnaufen, ein Gehen statt Rennen, wurde sofort mit einem Hieb des Starters von einem der Bootsmannsmaaten oder dem diensttuenden Unteroffizier geahndet.
    Seit sieben Tagen lagen sie in Gibraltar vor Anker, die neuen Männer blickten verlangend auf den schroffen Umriß des Felsens oder auf die farbenprächtigen Boote der Händler, die aber nicht längsseits gehen durften. Die Wasserfässer waren aufgefüllt, die Postsäcke an Land. Er konnte Kapitän Trevenen nicht befehlen, länger zu warten.
    Bolitho kannte den Mann noch keinen Deut besser als bei
    der Begrüßung an Bord. Er fragte sich, was sein Flaggleutnant von dem Kapitän hielt. Auch als Bolitho den Mann erwähnt hatte, der unter der Peitsche gestorben war, war er aus ihm nicht schlauer geworden. Trevenen hatte gelassen erwidert: »Ich habe seinen Tod in meinen Berichten an die Admiralität erwähnt.« Dabei hatte er sich einen kleinen triumphalen Unterton in der Stimme erlaubt. »Ich bin der dienstälteste Offizier dieses Geschwaders und wurde angewiesen, entsprechend zu handeln. Sie waren nicht an Bord, Sir Richard, außerdem war es kein schwerwiegender Zwischenfall.«
    »Das Leben eines Mannes?«
    Es war ein seltsames Erlebnis gewesen, den alten Schiffsarzt der
Hyperion
wiederzutreffen. Er war noch immer ein widerspenstiger Querdenker und fühlte sich unter Trevenens Kommando offensichtlich unwohl. Bolitho hatte die Auspeitschung nicht erwähnt, statt dessen hatte er gemeint: »Ich dachte, Sie hätten den Seedienst nach dem Verlust der
Hyperion
quittiert.«
    »Ich hatte es erwogen, Sir Richard, aber zu Hause wollte man mich nicht.« Minchin hatte mit seiner kräftigen Hand über das Deck des mächtigen Schiffes gedeutet und erklärt: »Außerdem ist der Rum auf den Schiffen des Königs besser.«
    Der Mann, der die Schlacht überlebt hatte, ohne zu sehen, was passierte, während die Planken um ihn herum erzitterten und krachten, hatte bewiesen, daß er sogar Sir Piers Blachford ebenbürtig war, dem großen Londoner Chirurgen, der während der Schlacht an Bord der
Hyperion
gewesen war. Man konnte sich kein ungleicheres Paar vorstellen.
    Bolitho trat von den großen Fenstern zurück und ging zu dem kleinen Schreibtisch hinüber, der für ihn und Yovell aufgestellt worden war. Nicht wie auf einem Linienschiff, aber ausreichend. Vor seinem geistigen Auge sah er die lange Überfahrt vor sich, zuerst nach Freetown, dann nach Süden, die afrikanische Küste entlang bis nach Kapstadt und dem Kap der Guten Hoffnung, wo er schon so viel bewirkt und gesehen hatte.
    In Freetown würden weitere Informationen auf ihn warten. Sollte man weiterhin beabsichtigen, Mauritius zu besetzen, würden dafür viele Soldaten, Pferde, Kanonen und

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