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Daemmerung ueber der See

Daemmerung ueber der See

Titel: Daemmerung ueber der See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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nachdenklich hinzu: »Und auf diesem Schiff gibt es mehr als nur einen Hund!«
    Kapitän Adam Bolitho kam an Deck, blickte zuerst auf den Kompaß und dann auf jedes einzelne Segel.
Anemone
nutzte den guten Wind aus Nordwest voll aus, der Millionen von weißen schnaubenden Pferden auf das blaugraue Wasser zauberte und die Segel kraftvoll füllte. An Deck herrschte geschäftiges Treiben, und obwohl es erst kurz nach der Morgendämmerung war, schrubbten die Männer die Leeseite des Hauptdecks, wo von Zeit zu Zeit Seen durch die offenen Geschützpforten wuschen, die nackten Füße umspülten, um dann gurgelnd durch die Speigatten abzulaufen. Auf dem Achterdeck scheuerten andere Matrosen mit Steinen die weißen Planken, bevor die Sonne zu stark wurde, Nähte erwärmte, und diese Arbeit dann unmöglich war.
    Für die neuen Männer sah Adam vermutlich nicht wie ein erfolgreicher Fregattenkapitän aus. Ohne Hut flatterte sein schwarzes Haar im Wind, und er ähnelte eigentlich mehr einem Piraten.
    Es hatte länger gedauert als vermutet, Spithead zu runden und ein kleines Preßkommando an Land zu setzen. Es kehrte nur mit drei Männern zurück, die alle unbefahren waren. Vor Portsmouth Point hatte er mehr Glück gehabt, dort war die
Anemone
zufällig auf einen Toppsegelschoner gestoßen, der unter dem Kommando eines berüchtigten Leutnants stand, der die dortigen Preßpatrouillen kommandierte. Der Leutnant folgte häufig Schiffen, die nach Southampton oder zum Solent liefen, denn er hatte schon lange herausgefunden, daß es miese Skipper gab, die den größten Teil der Besatzung schon aus Sparsamkeit auf See auszahlten. War die Abmusterung beendet, die der Leutnant mit seinem starken Fernglas verfolgte, schor der Kutter längsseits und preßte die unglücklichen Seeleute, von denen viele schon in Sichtweite ihrer Häuser waren, und brachte sie auf das Wachschiff.
    Adam hatte zwölf Männer bekommen, alles Matrosen, was zwar immer noch nicht genug war, aber etwas den Druck von seinen Leutnants und den Unteroffizieren nahm. Die Verzögerung hatte ihn aufgehalten, und als er Gibraltar erreichte, mußte er feststellen, daß sein Onkel und die andere Fregatte schon abgesegelt waren.
    Der Erste näherte sich ihm und berührte grüßend seine Stirn.
    »Südwest zu Süd, Sir! Kurs liegt an!«
    Adam dachte an seine versiegelten Befehle, die er seinem Onkel überbringen sollte. Aber noch waren sechstausend Meilen zurückzulegen mit einem Aufenthalt in Freetown an der Westküste des afrikanischen Kontinents. Es hätte auch auf dem Mond liegen können. Ein kleines Schiff,
sein
Schiff, war frei, niemand konnte ihm hineinreden.
    Leutnant Martin beobachtete ihn ängstlich. Es war nie leicht gewesen, mit dem Kommandanten auszukommen, wenn etwas schiefging. Aber sein Vorgänger Sargeant, der ein eigenes Kommando bekommen hatte, war trotz seiner Jugend gut mit ihm klargekommen. Er hatte zwischen dem Kommandanten und der Besatzung vermittelt, wie es die Aufgabe eines jeden Ersten Offiziers war.
    »Sollen wir nach dem Frühstück die Leesegel setzen, Sir?« Adam blickte zu den Spieren hinauf, die unter den Rahen festgelascht waren. Waren sie ausgebracht, mochte die zusätzliche Segelfläche der
Anemone
ein paar Extraknoten verleihen.
    Er roch die fettigen Dünste aus der Kombüse und bemerkte plötzlich die Unsicherheit seines Ersten. Zu Martins Überraschung klopfte er ihm auf den Arm und grinste. »Ich bin ein schlechter Gesellschafter, Aubrey. Verzeihen Sie mir, aber mir geht so viel im Kopf herum.«
    Auf Martins Gesicht machte sich Erleichterung breit, aber er war sensibel genug, nicht nach den Gründen zu fragen, warum sein Kapitän so mißmutig war.
    Adam bemerkte: »Um die Wahrheit zu sagen, bin ich nicht sonderlich scharf darauf, die anderen einzuholen.«
    »Aber Ihr Onkel.«
    Adam lächelte breit. »Er ist der Admiral, ich erlaube mir nie, das zu vergessen.« Er drehte sich um, als der Segelmeister aus dem Niedergang auftauchte. »Ah, Mr. Partridge, ich habe eine Aufgabe für Sie.«
    Der alte Navigator grunzte: »Allzeit bereit, Sir.«
    »Wenn wir jetzt den Kurs auf Madeira abstecken und der Wind steht so durch, wann würden wir dann in Funchal ankern können?«
    Partridge zwinkerte noch nicht einmal. »Sir, ich dachte, es würde eine wirklich schwierige Frage werden.« Er verbeugte sich vor seinem Kommandanten, der nur halb so alt war wie er. Allerdings wußte niemand genau, wie alt Partridge wirklich war.
    »Der Ausguck müßte jeden

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