DAEMON
Chiffrierschlüssel abzuholen.»
«Persönlich?»
«Sie wollen die Feds nicht auf ihre Spur bringen.»
«Scheiß drauf. Verkauf die Daten den Brasilianern, Mann.»
«Die Filipinos schulden mir schon das Geld für fünfhundert Identitäten. Wenn ich den Code nicht hole, kriege ich gar nichts.»
«Arschlöcher. Mit denen machen wir keine Geschäfte mehr.»
Gragg klappte sein Handy auf und begann, eine SMS zu tippen. Ohne Heider anzuschauen, sagte er: «In knapp vierzig Minuten ist Showtime. Die Filipinos können warten.»
In einer dunklen Straßenschleife eines Siedlungsprojekts im Rohbaustadium parkten ein halbes Dutzend Autos. Teenager scharten sich trinkend und rauchend um die Kühlerhauben, lachten, palaverten oder starrten auf den fernen Glutschimmer des Freeways. Aus mehreren Autoradios, die alle auf den gleichen Satellitensender eingestellt waren, wummerte der Bass von Rap-Songs durch die kalte Nachtluft. Er ließ ihre Brustkörbe mitvibrieren, während sie die frisch eingesetzten Fenster halbfertiger Häuser mit Steinen einschmissen. Ein Junge schnurrte auf einem Segway-Roller von Auto zu Auto.
Die Gruppe war gemischt, die meisten weiß, aber hie und da auch ein asiatisches oder schwarzes Gesicht oder ein Hispano-Kid. Ihre Autos signalisierten den sozialen Hintergrund: ein Mustang GT Cabrio mit 1 8-Zoll -Chromfelgen, funkelnagelneue SUVs mit Wunschkennzeichen, Moms BMW. Die ökonomische Schicht, nicht die ethnische Herkunft, war der Klebstoff, der sie zusammenhielt.
Irgendwo dudelte ein Handy
Eine kleine Nachtmusik
, und alle Mädchen der Gruppe grabbelten nach ihren Handys. DasAlpha-Girl – dünn, blond, sexy und trotz der Kälte in Low-Cut-Jeans und einem bauchfreien Top – schnalzte tadelnd mit der Zunge. «Ihr habt mir alle meinen Klingelton geklaut.» Sie las die SMS. «Austin! Hey, Leute, dreht mal die Musik runter!»
Alle Anlagen wurden schleunigst leise gestellt.
Alpha-Girl mobilisierte ihre beste Cheerleader-Stimme, um die Koordinaten zu verkünden. «29.98075 und –95.687274 . Habt ihr’s alle?» Sie wiederholte die Koordinaten, während ein paar andere sie in GP S-Geräte eingaben.
Ein athletisch gebauter Afroamerikaner und seine Kumpels starrten auf die Konsole eines Lexus SUV. Er gab die Koordinaten ein, und auf dem LCD erschien eine Kartengraphik. «Tennet-Flughafen. Der ist stillgelegt. Mein Dad hatte da früher seine Maschine. Los!»
Ein Dutzend Kids simsten die Koordinaten eben noch schnell weiteren Freunden. Die Bürgerkindermeute formierte sich und würde innerhalb von Minuten auf dem Weg sein.
Gragg ging im bleichen Mondlicht über das Rollfeld, in Richtung der dunklen Silhoutte von Hangar zwei.
Das Funkgerät knatterte in seinem Kopf. Er trug ein Knochenschall-Headset. Es war in der Lage, Schall bei beliebig lauter Umgebung direkt in seinen Schädel zu projizieren. Ein nützliches Hilfsmittel, um einen For-Profit-Rave zu managen. Das Funkgerät knatterte wieder. «Einheit 19 an Einheit 3, hörst du mich?»
Gragg berührte seinen Receiver. «Einheit 3. Was gibt’s?»
«Bullen auf der Farmington, Richtung Süden. Entfernung 2,3 Meilen.»
Einheit 3 war ein mit Nachtsichtbrille ausgerüsteter Wachposten am Ostzaun. Gragg sah Scheinwerfer in die Hauptzufahrt des Flughafens einbiegen. «Einheit 20, Zone 1 ist Verdunkelungsbereich.»
«Verstanden, Einheit 3.»
Gleich darauf gingen die Scheinwerfer aus.
Tarnung war bei einem Prärie-Rave oberstes Gebot. Scheinwerferschlangen galt es unbedingt zu vermeiden.
Gragg folgte den dicken Generatorkabeln, die sich von der Maschinenhalle am Parkplatz vorbei bis zum Tor des Haupthangars zogen. Aus dem Gebäude drang niederfrequentes Basshämmern, das ihm die Netzhäute abzulösen drohte. Eine lange Bahn aus schwarzem nichtreflektierendem Stoff hing vor dem Eingang und sperrte das Licht und einen Teil des Krachs drinnen ein.
Eine hundertköpfige Schlange johlte vor dem Eingang herum, flankiert von einem Dutzend bulliger Typen in «Security»-Windbreakern. Die Türsteher kassierten von jedem der Kids zwanzig Dollar und hängten ihnen dann einen Eintrittspass mit RFI D-Chip um den Hals. Gechipt wie Kühe, passierten die Gäste dann die Metalldetektoren und betraten den Haupthangar. Alle Security-Leute waren mit Tasern und Pfefferspray ausgerüstet, um jeden, der die Party stören wollte, schnell zu bändigen und zu entfernen. Ein Dutzend weiterer Security-Leute patrouillierten drinnen.
Gragg machte einen verlässlichen
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