DAEMON
Job und war deshalb bei Rave-Veranstaltern immer gefragt. Der heutige Gastgeber, ein junger albanischer Drogendealer namens Cheko, tigerte nervös am Rollfeld herum. Aber nervös war er eigentlich immer.
Gragg sog die Nachtluft durch die Nase ein und marschierte dann, an den Türstehern vorbei, in den schädelzerhämmernden Wahnsinn des Rave. Er zwängte sich durchs Gedränge der Kids. Obwohl etliche Jahre älter als die meisten von ihnen, war er doch schlanker und kleiner. Sein Lippenpiercing und die Armtattoos gaben ihm etwas bedrohlich Handfestes – aber wenn man genauer hinsah, stellten die Tattoos ineinander verschlungene CAT- 5-Kabel dar.
Gragg blickte am D J-Turm empor, der im Laserstroboskoplicht flackerte. Mix-Master Jamal legte gerade eine Runde Groove-Trance ein. Die barbusigen Tänzerinnen auf drei Meter hohen Podesten wanden sich rhythmisch. Gragg grinste. Die Stripperinnen waren weniger für die männlichen Teens da als für die Mädchen. Vorortmädels taten schockiert, würden es aber Freundinnen erzählen, die es dann mit eigenen Augen sehen mussten. Wo sonst bekamen Töchter aus gutem Hause schon mal Nackttänzerinnen zu sehen? Im zwielichtigen Stripschuppen am State Highway? Wohl kaum.
Gragg war auf der Suche nach genau so einem Mädchen aus gutem Hause. Er arbeitete sich in den hinteren Teil des Hangars durch, wo das eigentliche Geld gemacht wurde – von Chicos Leuten in der «Apotheke», die neben Softdrinks und Mineralwasser auch Ecstasy, Meth, DMT, Ketamin und ein Dutzend weiterer Freizeitdrogen im Angebot hatte.
In der Regel hatte Gragg keine Mühe, seine Beute auszumachen – ein sexy aussehendes Mädchen mit einem Typen, der ihr nicht besonders nah zu stehen schien. Ein erstes Date vielleicht oder jemand, mit dem sie einfach nur tanzte. Er mied Freundinnencliquen und Mädchen, die keinen Spaß zu haben schienen.
Er hatte sein Zielobjekt schnell gefunden: Die Kleine war umwerfend, siebzehn vielleicht, mit schmaler Taille, aber einem ordentlichen Vorbau, der ihre nackte Mitte in Schatten tauchte. Glowstick-Stränge um Bauch und Hals. Sie erinnerte Gragg an Mardi Gras, was ein gutes Zeichen war. Er winkte zwei Security-Leuten und ging auf das Mädchen zu.
Sein Timing war so, dass er und die Security-Leute gleichzeitig bei dem tanzenden Pärchen ankamen. Gragg tippte dem Jungen auf die Schulter, worauf der defensiv herumfuhr. Gragg hielt zwei Umhängepässe hoch, auf denen gut lesbar«All Areas» stand. Lächelnd streifte er dem Jungen einen über den Kopf.
Kaum ein Symbol hat so viel Macht über das westliche Teenager-Hirn wie ein All-Areas-Access. Der Junge sah die beiden Security-Typen an und war sichtlich beruhigt.
Währenddessen hängte Gragg dem lachenden Mädchen den anderen Pass um. Ihr Brustansatz glänzte von Schweiß. Gragg beugte sich zu dem Jungen und schrie ihm ins Ohr: «Deine Freundin ist klasse, Mann! Sie sollte da oben tanzen – nicht hier unten.» Dabei drückte er dem Jungen ein paar Pillen in die Hand und deutete mit dem Kopf auf das Mädchen. Er winkte sie beide hinter sich her und führte sie durch die Menge, während ihnen die stämmigen Security-Leute eine Gasse bahnten.
Rasch erreichten sie den Fuß einer Stahltreppe, die auf den D J-Turm führte. Sie war mit einem Seil abgesperrt und von zwei Sicherheitsleuten flankiert. Gragg beugte sich dicht an einen von ihnen heran. «Gib mir Bescheid, wenn sie den Hit intus hat!»
Der Mann kannte den Ablauf. Mit unbewegtem Gesicht beobachtete er, wie der Junge dem Mädchen das in den Mund steckte, was er vermutlich für Ecstasy hielt. Sie spülte es mit einem ordentlichen Schluck Mineralwasser hinunter, lachte und begann sich dann lasziv im hämmernden Rhythmus der Musik zu bewegen. Der Security-Typ nickte Gragg zu. Gragg nickte zurück, und das Seil wurde weggenommen, um die beiden durchzulassen.
Als der Junge an ihm vorbeiging, beugte sich Gragg an sein Ohr. «Spiel deine Karten richtig aus, Mann, dann sorge ich dafür, dass du noch in dieser Stunde zum Schuss kommst.» Der Junge grinste zurück und bedachte Gragg mit dem, was er wohl für den universellen «Playas»-Handschlag hielt.
Gregg sah ihnen nach. Sie waren jetzt im VI P-Käfig – einemkontrollierten Bereich, wo er die Hemmungen des Mädchens noch weiter herunterschrauben konnte. Die professionellen Mädels dort und Chekos Leute würden es völlig normal aussehen lassen, «voll abzugehen». Gragg hatte die beiden Teenager erfolgreich von ihrem
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