DAEMON
Fleisch schlug ihnen entgegen, und aus dem gesamten Team kamen unwillkürliche Stöhnlaute. «Carey, machen Sie ein Video.»
Der Fotograf trat durch die Tür, und gleißendes Licht erfüllte die Schleuse. Danach bestätigten die Sanitäter, woran niemand zweifelte – dass das Opfer tot war. Die Kammer war zu klein für die Leiche und die Ermittler, also beschränkte man sich darauf, den Tatort von der schmalen Tür aus zu inspizieren. Da Sebeck in diesem Fall ausnahmsweise nicht glaubte, dass die Leiche viel an Spuren hergab, verzichtete er auf ihre nähere Untersuchung. Er ließ sie mit einer Plastikplane bedecken und rief den Mann von den Elektrizitätswerken wieder zu sich. «Ich muss wissen, was diese Tür unter Strom gesetzt hat, und zwar schnell.»
«Da besteht keine Gefahr mehr, Sergeant. Im ganzen Haus ist der Strom weg.»
«Es geht mir nicht nur um dieses Gebäude.»
Der Elektriker brauchte einen Moment, um das zu begreifen, nickte dann aber ernst.
Sebeck und der Elektriker drängten sich in der Türöffnung, direkt vor dem inzwischen zugedeckten Toten. Das war alles andere als ideal, aber Sebeck hatte das Gefühl, keine Zeit vergeuden zu dürfen. Der Türrahmen sah ganz normal aus, doch dann löste der Elektriker ein paar Schrauben und hebelte mit einem Stemmeisen die Metallverkleidung ab. Und was darunter zum Vorschein kam, erschien selbst Sebeck merkwürdig.
Ein dünnes Kabel verlief im Inneren des Türrahmens vom Boden aufwärts und führte in die Rückseite des Kartenlesegeräts. Doch ein weiteres, wesentlich dickeres Kabel kam von der Decke herab, und die Kupferdrähte waren direkt am Metallrahmen festgenietet.
Sebeck sah den Elektriker an. «Ich kann mich nicht erinnern, das da auf dem Schaltplan gesehen zu haben.»
Der Elektriker trat neben ihn. «Das ist ein 48 0-Volt -Kabel. Damit können Sie eine Industrieschleifmaschine speisen.»
Sebeck zeigte an die Decke.
Trittleitern aus Fiberglas und Stirnlampen wurden gebracht. Wenig später drangen sie durch die abgehängte Decke in den Raum darüber vor. Im Licht der Stirnlampen erkannten sie die Brandschutzbeschichtung, die auf die Stahlträger und Stahlbodenplatten des darüberliegenden Stockwerks gespritzt war. Klimaanlagenrohre und Kabelstränge zogen sich durch den Zwischendeckenraum.
Und hier entdeckten sie das schwarze Kästchen – ein Metallgehäuse, in dem die 48 0-Volt -Leitung verschwand, um dann auf der gegenüberliegenden Seite wieder auszutreten.Außerdem führte noch ein dünnes graues Kabel aus dem Dunkel in das Kästchen.
Sebeck leuchtete den Leitungen nach, so weit es ging. «Okay, bis hierher und nicht weiter.»
Das Sprengstoffkommando brauchte zwei Stunden für die Räumungsmaßnahmen. Als die Männer schließlich grünes Licht gaben, wurden weitere Leitern gebracht und weitere Deckenplatten entfernt, bis Sebeck, Mantz, Deputy Aaron Larson und der Sprengstoffexperte des Departments, Bill Greer, schließlich die Köpfe durch die abgehängte Decke strecken und sich zu einer wackligen Besprechung um das nunmehr geöffnete schwarze Kästchen versammeln konnten.
Greer war ein heiter-gelassener Mann um die vierzig. Er hätte ebenso gut einen Kochkurs leiten können, als er jetzt das Visier seines Schutzhelms hochklappte und auf den Metalldeckel in seiner Hand zeigte. «Ziemlich handelsübliches Gehäuse.» Er deutete auf das offene Kästchen, das immer noch an dem Klimakontrollrohr festgeschraubt war. Das 48 0-Volt -Kabel führte durch ein Nest von Platinen und kleineren Kabeln. «Das ist am Ende nichts anderes als ein Schalter, Sergeant. Wer das hier installiert hat, konnte damit den Türrahmen unter Strom setzen.»
Larson zeigte auf einen Netzwerkport in der Seitenwand des schwarzen Kästchens, fuhr dann mit dem Zeigefinger zu einer kleineren Platine, die mit dem Port verbunden war. «Sehen Sie sich das an: ein Webserver auf einem Chip. Er hat einen winzigen TCP/I P-Stack . Das benutzt man, um so was wie Türen oder Lampen über ein I P-Netzwerk steuern zu können. Ich habe nachgesehen. Die Dinger gibt es im ganzen Haus.» Larson fuhr mit der Hand ein CAT 5-Kabel entlang, das von der Platine ins Dunkel führte. «Diese Box ist mit dem Firmennetzwerk verbunden, und das Netzwerk wiederum istmit dem Internet verbunden. Theoretisch könnte jemand mit den richtigen Passwörtern diesen Schalter hier von irgendeinem Ort der Welt aus bedient haben.»
«Könnte der Schalter auch so eingerichtet sein, dass er sich
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