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0577 - Gebieter der Nacht

0577 - Gebieter der Nacht

Titel: 0577 - Gebieter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Lange Zeit hatte er geruht. Er mußte sich erst wieder orientieren. Sicher hatte sich viel ereignet in der Zeit seines dunklen Schlafes, wie immer in all den Phasen seines langen Lebens. Lautlos strich er durch die Nacht, und Morano sah Lichter, nicht nur über ihm am Sternenzelt, sondern auch unter ihm in den Straßen und Häusern. Sehr viele Lichter.
    Was bedeuten sie? fragte er den Mond.
    Es sind künstliche Lichter, kalte Lichter, mit denen die Sterblichen die Angst vertreiben wollen, wenn sie sich in der Nacht bewegen, gab sein Freund stumm zurück. Sie vertrauen mir nicht mehr. Sie vertrauen auch dem warmen Licht offener Flammen nicht mehr, sondern schaffen ihre eigene kalte Helligkeit, die die Seele frieren läßt.
    Morano lächelte, während er hoch in der Luft über den Straßen und Häusern dahinstrich.
    Was verstehst du schon von Seelen?
    Es gab eine Zeit, in der mein Licht den Seelen der Menschen Flügel verlieh und ihre Träume über die Grenzen der Fantasie hinaus fliehen ließ, erwiderte der stumme Freund am Nachthimmel. Doch die Träume sterben, und verdorrende Seelen weinen kalte Tränen in einem Licht, das nie für sie geschaffen wurde.
    Schaffen will ich neues Leben von meiner Art, das nicht vergeht und die Seelen das Weinen vergessen läßt, mein alter Freund, sagte Morano. Du wirst mir helfen und Kraft geben wie in all den Ewigkeiten zuvor. Leben erstarrt in roter Ekstase und währt bis ans Ende der Zeiten.
    Der stumme Freund verbarg sein Licht hinter einer heranziehenden Wolke und wurde wieder hell und frei, als der Wind die Wolke über den Horizont davonjagte.
    Ich gebe dir mein Licht und meine Kraft, wie ich es immer tat, versprach der stumme Freund aus uralten Tagen.
    Morano, noch immer von seinen Schwingen getragen, ging jetzt tiefer.
    Er witterte lockendes Blut…
    ***
    Sinson hob wütend beide Hände. »Ich habe ihn gesehen«, fauchte er. »Er ist in mein Revier eingedrungen! Er jagt, was mir gehört! Ich kann das nicht dulden!«
    »Ja«, erwiderte Sarkana gelassen. »Dann wirst du etwas dagegen unternehmen müssen. Es gäbe da verschiedene recht hilfreiche Möglichkeiten. Zum Beispiel ein geweihter Eichenpflock, den du ihm durchs Herz bohrst. Daran sollen übrigens sogar Menschen sterben, wie man sich in eingeweihten Kreisen zuraunt. Du könntest auch die Heimaterde in seinem Sarkophag mit Weihwasser tränken…«
    Für ein paar Augenblicke stand Sinson fassungslos und mit offenem Mund da.
    Seine Zähne faulen, dachte Sarkana etwas überrascht angesichts des gebleckten Gebisses seines zornigen Gegenübers. Das darf doch nicht wahr sein! Er muß unbedingt etwas dagegen unternehmen, wenn er nicht…
    »Ihr nehmt mich nicht ernst!« kläffte Sinson los, der seine Verblüffung überwand und begriff, daß Sarkana ihn auf den Arm nahm. »Ich bin gekommen, um Euch über Moranos Auftauchen zu informieren und Euch zu bitten, etwas gegen ihn zu tun. Schon in Eurem eigenen Interesse. Und Ihr verspottet mich! Ich muß mir das nicht bieten lassen.«
    »Du glaubst gar nicht, was du dir von mir alles bieten lassen mußt, mein Junge«, sagte Sarkana trocken. »Was glaubst du eigentlich, wer und was du bist? Du bist ein recht lausiges Mitglied meiner ansonsten recht ruhmreichen Sippe - keines, auf das ich stolz sein könnte!«
    »Immerhin gelang es bisher weder diesem Silbermond-Druiden mit dem unaussprechlichen Namen noch dem Geisterjäger von Scotland Yard, mir etwas anzuhaben. Sie ahnen nicht mal etwas von meiner Existenz!«
    »Und du glaubst, damit prahlen zu können?«
    »Es liegt mir fern, zu prahlen, Herr«, log Sinson. »Aber ich nenne das in aller Bescheidenheit eine respektable Leistung.«
    »Ich nenne das sich feige versteckt zu haben. Wer sich immer nur versteckt, von dem kann natürlich auch kein Geisterj äger oder Vampirkiller etwas wissen. Du hättest einen Grund, stolz auf dich zu sein, wenn du eine Begegnung mit einem unserer Todfeinde überstanden hättest. Aber du kommst nur her, reißt das faulige Schandmaul auf und verlangst, daß ich - ausgerechnet ich -für dich ein Problem aus der Welt schaffe, mit dem du nicht fertig wirst? Glaubst du wirklich, daß es dafür etwas Angebrachteres gäbe als Spott und Hohn?«
    »Er ist auch ein Problem für Euch«, behauptete Sinson.
    »O ihr abgrundtief bösen Teufel und Teufelchen«, ächzte Sarkana. »Warum schafft mir keiner diese irre Fettkugel vom Hals?«
    Er richtete sich auf und überragte Sinson dabei um fast einen halben Meter. Dafür

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