Dämonenfalle Rom
festgeklebt. Ich sah Suko kommen. Er hielt jetzt die Fackel hoch, so daß sie die Szene beleuchtete und wir das Ende des Gladiators mitbekamen. Ja, mit Scorpio ging zu Ende.
Zuerst rutschte ihm die Waffe aus der Hand. Er hatte sie in der rechten gehalten, und dieser Arm war vom Gelenk bis zur Schulter geschützt worden.
Mit dem Schwert fiel die Hand!
Aus der Metallmanschette rieselte grauer Staub zu Boden, wo er sich über die sich allmählich auflösende Hand breitete. Ahnliches geschah mit seinem Kopf. Der Helm hatte plötzlich keinen Halt mehr, weil die Schädelplatte nicht mehr vorhanden war. Er fiel auf den Halsschutz, was ein blechernes Geräusch erzeugte.
Dann konnten wir das Gesicht nicht mehr sehen.
Intervallweise sackte er ein. Tiefer und tiefer. Je mehr Knochen sich auflösten, um so stärker brach er zusammen. Scorpio wurde von Sekunde zu Sekunde kleiner. Wir hörten knackende und brechende Geräusche, aber auch blechern klingende, wenn das Metall aufeinanderfiel.
Was blieb von ihm übrig?
Staub und Metall!
Scorpio war nicht mehr. Und auch die lebenden Leichen hatten wir vernichtet. Vor uns in den Wänden lagen die leeren Gräber. Ein schrecklicher Fluch war genommen worden Nicht nur wir konnten aufatmen, sondern auch die Menschen in Rom.
Dann fiel mir Glenda in die Arme.
Mochten die anderen denken, was sie wollten, sie jedenfalls bedankte sich auf ihre Art und Weise. Ich spürte ihren Körper, aber diesmal nicht in der Vergangenheit, sondern in der Gegenwart. Mit einem Ohr hörte ich noch, wie Lady Sarah sagte: »Kinder, eins weiß ich genau. Ich mache nie mehr ein Preisausschreiben mit…«
***
Natürlich konnten wir Rom nicht verlassen, ohne Erklärungen abzugeben. Ich wollte nicht mit den Beamten der normalen Polizei sprechen, sondern schaltete den italienischen Geheimdienst SIFA ein. Und es kam auch jemand vom Vatikan.
In einer langen Sitzung sprachen wir über das Problem. Der Vertreter des Vatikans hörte aufmerksam zu, gab selbst jedoch keinen Kommentar ab, auch nicht, als ich ihn nach den Sibyllinischen Büchern fragte.
»Warum reden Sie nicht?« wollte auch der SIFA-Mann wissen.
Da lächelte der andere. »Vieles ist im Dunkel der Geschichte geblieben, und ich finde, daß dies auch so bleiben soll. Vielleicht gibt es diese Bücher, vielleicht auch nicht. Ist es nicht besser, wenn sich die Menschheit darüber den Kopf zerbricht, als es genau zu wissen. Oder welcher Meinung sind Sie?«
Ich dachte da anders. Sagte dies allerdings nicht, sondern nickte nur. Ich wollte mir nicht unbedingt einen Feind verschaffen wie den SIFA-Mann. Denn er stand auf und rannte wutentbrannt aus dem Raum. Wir gingen später, hörten von einer nahen Kirche das Läuten der Glocken und wußten, daß die Welt wieder in Ordnung war…
ENDE
[1] Siehe John Sinclair Taschenbuch Nr. 73 026 »Kalis Schlangengrube«
[2] Siehe John Sinclair Nr. 197 »Im Jenseits verurteilt«, John Sinclair Nr. 198 »Asmodinas Todeslabyrinth«
[3] Siehe John Sinclair Nr. 233 »Allein in der Drachenhöhle«
Weitere Kostenlose Bücher