Dämonenfalle Rom
Weise gut gefiel, denn Schnee und Glatteis sind Gift für Autofahrer. Nach ungefähr zehn Minuten rollte die Maschine zum Start. Die Positionsleuchten blinkten wie die Augen eines Riesen, der sie immer mal wieder zusammenkniff und öffnete.
Erkennen konnte ich natürlich nichts, wußte nur, daß Glenda und Lady Sarah ziemlich vorn in dem Metallvogel saßen. Das Meisterwerk der Technik wurde schneller und schneller, bis es vom Boden abhob und in den noch immer dunklen Morgenhimmel stieß, wobei es schnell an Höhe gewann und seine Positionsleuchten wie Glühwürmchen in der Finsternis verschwanden.
Ich drehte mich um und ging. Der Burberry war nicht geschlossen. Meine Hände steckte ich in die Manteltaschen, und es war ein sehr nachdenklicher John Sinclair, der sich dem Ausgang näherte. Obwohl ich es Glenda gegenüber nicht zugegeben hatte, aber mich hatte ihr Traum ein wenig beunruhigt…
***
Rom!
Mein Gott, was war über diese Stadt nicht alles geschrieben worden. Bücher, die sich mit ihr beschäftigten, konnten Regalwände füllen. Vom Altertum bis hin zur Neuzeit hatte die Hauptstadt Italiens nichts von ihrer Faszination verloren.
Rom war ein Ereignis. Rom konnte man kaum in Worte fassen, weil das Repertoire nicht ausreichte.
Alle Wege führen nach Rom, so hieß ein Sprichwort, und es hatte auch in der modernen Zeit seine Wirkung nicht verloren. Deshalb freuten sich Lady Sarah und Glenda Perkins so auf diese Stadt. Die Horror-Oma war schon des öfteren dagewesen, mit ihrem zweiten Mann sogar auf der Hochzeitsreise, wie sie ein wenig schäm voll gestand. Da hatten sie die Museen besucht, die Kirchen, vor allen Dingen den Petersdom, sie hatten das Capitol, den Trevi-Brunnen, die Engelsburg und natürlich das Kolosseum gesehen. Einschließlich des Forum Romanum, der für die Einwohner Roms ein Markt-und Versammlungsort war. Und sie waren den Palatin hochgestiegen, den ersten der sieben bewohnten Hügel der Stadt.
»Das alles werden wir uns ansehen, Kindchen«, erklärte Lady Sarah, und sie brachte Glenda tatsächlich auf andere Gedanken, so daß sie ihren Traum vergaß.
»Möchtest du noch etwas sehen, Mädchen?« fragte die Horror-Oma.
»Ja.« Glenda lachte. »Die Via Veneto!«
Lady Sarah schlug sich gegen die Stirn. »Sicher, entschuldige, das hatte ich vergessen. Du mußt einer alten Schachtel wie mir schon verzeihen, daß ich an so etwas nicht denke. Na ja, wenn man teuer einkaufen will…«
»Lady Sarah, das Geld dazu habe ich nicht. Ich möchte nur einmal schauen.«
»Das werden wir auch.«
Nach ihrer Ankunft, sie wohnten im Hotel Flora, einem komfortablen Haus im antiken Stil, direkt an der Via Veneto, hatten sie sich frisch gemacht und waren ein wenig gebummelt.
Erstaunlich, welches Tempo Lady Sarah vorlegte, und sie gab der wesentlich jüngeren Glenda so manchen Tip.
So verging der erste Tag wie im Flug, und auch der zweite steckte voller Überraschungen, denn sie nahmen sich nun die antiken Stätten der Millionenstadt vor.
Dabei fuhren sie mit dem Bus, und standen manchmal eingekeilt in drangvoller Enge.
Zum Abschluß hatten sie sich einen Besuch beim Trevi-Brunnen vorgenommen.
Fontana di Trevi, wie der große Glücksbrunnen offiziell hieß.
»Haben wir genügend Kleingeld?« fragte Lady Sarah, als sie mit Glenda über den Platz vor dem Brunnen spazierte und dahinter das antike große Säulenbauwerk sah.
»Das habe ich mir aufbewahrt. Ein paar Pennies möchte ich gern opfern.«
»Und was wünschst du dir?«
»Kann ich noch nicht sagen.«
»Sollte es mit John Sinclair zusammenhängen?«
»Vielleicht.«
»Man sagt ja, daß das, was man sich wünscht, in Erfüllung geht, wenn man das Geld hineingeworfen hat.«
»Aber man darf es auch keinem verraten.«
»Leider.«
Sie schlenderten über den Platz. Glenda Perkins konnte nur den Kopf schütteln. Es herrschte ein großer Andrang. Mit Bussen wurden die Touristen angekarrt. Die junge Engländerin hatte gedacht, im Februar Ruhe zu finden, das erwies sich als Irrtum. Besucher waren immer unterwegs, zudem war der Brunnen sehr bekannt.
»Es ist sogar ein Film über den Brunnen gedreht worden«, sagte die Horror-Oma.
»Ich weiß. ›Three coins in a Fountain.‹«
»Ja, drei Münzen im Brunnen…«
Zum Glück war es nicht so voll, daß sie auf dem Rand des Brunnens keinen Platz mehr gefunden hätten. Dort ließen sie sich nieder und schauten auch hoch zum Himmel, der sich in einer seltsamen Bläue über ihre Köpfe spannte und auf dem
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