Dämonenfluch (Gesamtausgabe) (German Edition)
Kreaturen in den Zwingern verbannt; nur nachts ließ er sie hinaus. Dann machten sie den Garten unsicher. Obwohl Torsten Halder immer wieder versichert hatte, sie würden Sariels Geruch kennen und ihr niemals etwas zuleide tun, ging sie ihnen aus dem Weg. Ihre Anwesenheit war mit ein Grund, weshalb sie abends niemals das Haus verließ.
Vielleicht beabsichtigt er genau das damit. Ärgerlich vertrieb sie diesen Gedanken. Was war nur heute mit ihr los? Torsten Halder war mit Sicherheit kein herzlicher Mensch. Es lag nicht in seiner Natur, Gefühle auszudrücken oder liebevoll zu sein. Allein die Idee, er könne sie in eine Umarmung schließen, führte dazu, dass sich ein zynisches Lächeln auf ihrem Gesicht ausbreitete. Nein, seine Stärke lag nicht darin, eine entspannte Atmosphäre zu schaffen. Vielmehr im Gegenteil: Wo immer er sich aufhielt, schien er eine Aura der Macht und der Aggression zu verbreiten. Aber egal, wie gefühlskalt er auf andere Menschen wirken mochte, so wusste sie doch eines: Er war der einzige Verwandte, den sie hatte.
Noch immer dieses Tapsen. Ein Hecheln gesellte sich hinzu. Wie von selbst verlangsamten sich Sariels Schritte, bis sie stehen blieb und sich umdrehte. Da, nur wenige Meter von ihr entfernt, stand Rosco, der größte und - ihrer Meinung nach - am gemeinsten aussehende Rottweiler, den ihr Onkel besaß. Auch er blieb stehen, maß sie mit seinen Blicken und wartete gelassen auf ihre nächste Bewegung. Das zumindest war Sariels Eindruck, als sie ihn musterte. Vielleicht überlegte er sich auch nur, ob sie ein nettes Frühstück abgeben würde.
Wieder bahnte sich Furcht einen Weg durch ihren Körper. Aber das durfte nicht sein. Wenn diese Bestie ihre Angst spürte, war alles möglich. Auch das Undenkbare. Mit einem gezwungenen Lächeln drehte sie sich um, ging weiter in Richtung ihrer Räume. Immer darauf achtend, dass ihre Schritte gemessen waren. Obwohl sie nichts lieber getan hätte, als zu rennen.
Er musste herausfinden, warum Sariel Angst hatte. Er konnte sich nicht erklären, was ihn dazu drängte, aber ihr Wohlbefinden war wichtig. Wichtiger als alles andere. Die energetische Verbindung zu ihr herzustellen, erschöpfte ihn. Aber auch das war ohne Belang. Er musste wissen, wie es ihr ging.
Angst! Noch immer. Jetzt aber war ein neues Element hinzugekommen. Verwirrung.
Alexander versuchte den Grund dafür herauszufinden, aber er sah nur verschwommene Bilder. Irgendetwas schien sie zu verfolgen, aber es war nicht Halder. Vielleicht einer seiner Bodyguards? Angestrengt suchte er ihr Umfeld nach einem weiteren Menschen ab. Aber da war nichts … bis auf … ein Hund!
Es bestand keine unmittelbare Gefahr für sie. Vielleicht hatte sie schon immer Angst vor Hunden gehabt. Das Tier selbst hatte keine bösen Absichten, soviel konnte er immerhin mit den letzten Resten seiner Energie spüren. Es machte vielmehr einen wachsamen Eindruck, so als würde es aufpassen, auf ihr Wohlergehen achten.
Kein Grund zur Besorgnis also.
Besorgnis?
Warum machte er sich um einen Menschen Sorgen? Um eine Frau, die er noch nicht einmal kannte?
Mitgefühl. Das war alles. Sariel Halder hatte ihre Eltern verloren. Alexander hatte nie den Schmerz gespürt, den Sariel gefühlt haben musste. Was er aber kannte, war die Isolation, die ein Wesen ohne Familie zwangsläufig erleidet. Und was Freunde betraf, es gab nur einen Menschen, zu dem Alexander ein solches Verhältnis pflegte und auch ihn sah er nur selten.
Alleinsein war zu seiner Natur geworden. Er kannte kaum etwas anderes, und doch sehnte er sich nach etwas, was er nicht benennen konnte, was er nie erlebt hatte. Ein Ifrit war machtvoll. Das Gefühl von Einsamkeit einzugestehen, war ein Zeichen der Schwäche.
Und das konnte tödlich sein.
Acht Schritte zur Tür. Umdrehen. Acht Schritte zurück, zum Fenster. Umdrehen. Acht … Dieser Hund machte sie verrückt. Seit zwei Stunden lag Rosco vor ihrer Tür. Seine Augen schienen sich in das Holz hineinzusaugen. Warum verschwand er nicht dorthin, woher er gekommen war?
Natürlich war diese Frage müßig. Sariel wusste genau, warum er vor ihrem Zimmer Wache hielt. Ihr Onkel hatte das veranlasst. Er wollte nicht, dass sie an die Sorbonne ging.
„Er hat kein Recht, mich hier festzuhalten.“ Die Worte verhallten in dem Raum.
Ihr Onkel hatte seine Aktion besser vorbereitet, als sie zunächst vermutet hatte. Weder Handy noch Laptop
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