Dämonentor
Fußabdrücke auf dem Boden runden das Bild ab. »Hypothese:
Offenes Gatter. Jemand hat Daisy hier reingelassen, führte sie in die Nähe der
Herde und brachte sich selbst dann in Sicherheit. Daisy ist daraufhin einer
Lichtintensität ausgesetzt worden, die von einem Level drei oder sogar höher
einzustufenden Basilisken stammt – ob nun von einem lebenden Exemplar oder
einer Waffe ist nicht eindeutig festzustellen. Forensiker sollten Gatter und
Zaun besonders auf Spuren und Fußabdrücke untersuchen, aber wir müssen auch
herausfinden, welcher Herde Daisy angehörte. Vielleicht wird ja irgendwo eine
Kuh vermisst. Die Innentemperatur ist auf weniger als fünfhundert Grad Celsius
gesunken, was darauf hinweist, dass die Tat schon vor einigen Stunden verübt
worden ist; es dauert eine ganze Weile, bis etwas in der Größe einer Kuh
abkühlt. Da der Basilisk die Gegend offensichtlich verlassen hat und es nichts
weiter für mich zu tun gibt, rufe ich jetzt die Reinigungskräfte. Ende.«
Ich schalte den Camcorder aus, verstaue ihn in meiner
Tasche und hole tief Luft. Meine nächste Aufgabe verspricht, noch unangenehmer
zu werden, als einer Kuh ein Thermometer in den Hintern zu schieben, um
festzustellen, wie lange sie schon tot ist. Ich hole mein Handy heraus und
wähle 999. »Hallo? Stellen Sie mich bitte durch zur Polizei. Hallo, Polizei?
Hier Mike Tango Fünf, wiederhole – Mike Tango Fünf. Ist Inspector Sullivan zu
sprechen? Ich habe ihm etwas Wichtiges mitzuteilen …«
BERICHT 3: Freitag,
9. Oktober 1942
KLASSIFIZIERUNG:
STRENG GEHEIM GAME ANDES,
Kriegsministerium, 9.
Oktober 1942
REKLASSIFIZIERUNG:
STRENG GEHEIM REDSHIFT,
Verteidigungsministerium,
13. August 1988
VORKOMMNISSE DES
HEUTIGEN TAGES:
Heute sind in der
SOE-Abteilung Zwei, B ü ro 337/42, drei
Berichte eingegangen, die ein neues Licht auf die genauen Aktivit ä ten des Dr. Ing. Professor
Gustaf von Schachter in Verbindung mit RSHA Amt. 3 und den Patienten des
Krankenhauses f ü r unheilbar
Geisteskranke Zur Heiligen Geburt werfen.
Der erste Bericht,
Ref. 531/892-(i), bezieht sich auf die Einstellung aller Aktivit ä ten einer in
Frankfurt ans ä ssigen, unabh ä ngigen Einheit des
RSHA Amt. 3, Gruppe 4, die im Rahmen des Euthanasie-Programms des Dritten
Reichs die Aufgabe hatte, alle Behinderten und geistig Zur ü ckgebliebenen zu
eliminieren. Ein eingeschleuster Agent (Codename: GR Ü NE TAUBE) belauschte
zwei Soldaten, die sich negativ ü ber die Einstellung dieser Aktivit ä ten ä u ß erten. Herr von
Schachter erhielt am 24.08.42 einen Befehl vom F ü hrer, der entweder von Borman oder von Hitler
selbst unterschrieben war. Die Soldaten vertraten die Auffassung, dass von
Schachter dadurch autorisiert gewesen sei, alle milit ä rischen Einheiten
anzufordern, deren Aufgabenbereich nicht direkt mit der Sicherheit des Reiches
oder der Widerstandsbek ä mpfung verkn ü pft seien. So war er
auch in der Lage, sich ü ber andere Befehle
hinwegzusetzen, und zwar mit der Befehlsgewalt eines Obergruppenf ü hrers. Dieses Mandat
geht Hand in Hand mit einer schon vorhandenen Machtbefugnis von Dr. Wolfram
Sievers, von dem wir annehmen, dass er f ü r das Institut f ü r milit ä risch-wissenschaftliche
Forschung an der Reichsuniversit ä t Stra ß burg sowie im Abfertigungstrakt des
Natzweiler Konzentrationslagers arbeitet.
Unser zweiter
Bericht, Ref. 539/504-(i), befasst sich mit Rezepten, die eine Apotheke in
Frankfurt f ü r einen uns
unbekannten Arzt des Krankenhauses Zur Heiligen Geburt ausgestellthat.
Der Assistent der fraglichen Apotheke ist ein Sympathisant, der Kontakt zu
BLAUES REBHUHN unterh ä lt und als
vertrauensw ü rdig gilt. Die
angeforderten Rezepte waren insofern ä u ß erst ungew ö hnlich, als sie aus einem Bolus-Pr ä parat f ü r R ü ckenmarkinjektionen
(Sch ä delkapselbasis)
bestanden, die Colchicin, ein Extrakt aus Katharanthid und Morphium, enthalten.
Unser Informant vertritt die Auffassung, dass es sich hierbei um ein h ö chst au ß ergew ö hnliches Pr ä parat handelt, das f ü r die Behandlung
einiger sehr seltener Gehirntumore eingesetzt werden kann. Allerdings treten unerw ü nschte Nebenwirkungen
wie unertr ä gliche Schmerzen und
diverse neurologische Nebenerscheinungen auf (Ref. GAME ANDES), die bei bereits
latent kranken Individuen mit einem Astrozytom im Gyrus cinguli Gorgonismus
ausl ö sen k ö nnen.
Unser letzter
Bericht, Ref. 539/504-(ii), stammt von demselben Informanten und best ä tigt omin ö se
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