Dämonentor
schaffe es
aber kaum, mich aus den Tiefen der auf einmal immer riesiger werdenden
Sofakissen zu befreien. »Was ist das Ding da in der Küche?«
Brain steht auf. »Hört, hört!« Er rülpst. »Ich bin
gerade dabei, ein Naturgesetz zu widerlegen. Oder anders gesagt, zu beweisen,
dass es möglich ist, ein Omelette zu machen, ohne Eier zu zerschlagen. Ich habe
einen pistigen Lan …«
Pinky wirft das ziemlich zerdrückt aussehende
Omelette, das er hinter seinem Rücken versteckt hatte, gegen Brains Kopf, der
sich duckt. Das Omelette schlägt am Videorekorder auf und springt wie ein Ball
Richtung Sofa.
»Ich habe einen listigen Plan«, fährt Brain fort.
»Wenn ihr mich endlich mal zu Wort kommen lassen würdet …«
Ich nicke. Pinky hört auf, nach weiteren Dingen zu
suchen, die er werfen kann.
»So ist es besser. Die Frage lautet also, wie man an
das Innere eines Eis kommt, ohne die Schale zu zerbrechen. Man muss es also von
innen kochen, oder? Dieses Problem hat die Mikrowelle gelöst, aber für ein
richtiges Omelette muss man es auch richtig verrühren. Dazu muss man das Ei
normalerweise öffnen. Ich kam also auf die großartige Idee, es mit magnetisierten
Metallspänen in einer Lecithin-Emulsion zu injizieren, es dann in ein
rotierendes Magnetfeld zu legen und so das Ganze recht effektiv zu mischen. Der
nächste Schritt ist, das zu schaffen, ohne die Schale zu verletzen. Am besten
legt man das Ei in eine Lösung aus winzigen ferromagnetischen Partikeln,
verwendet dann Elektrophorese, um sie anzuziehen und überlegt sich schließlich,
wie man sie dazu bringt, in einer langen, magnetisierten Kette im Inneren des
Eis Dotter und Eiweiß zu verrühren. Könnt ihr mir folgen?«
»Durchgeknallt – ich sage nur ein Wort – durchgeknallt!«
Pinky hüpft aufgedreht hin und her. »Was wollen wir heute Abend machen, Brain?«
»Das, was wir jeden Abend tun, Pinky: Wir versuchen,
die Weltherrschaft an uns zu reißen!« (über die Welt der Haute Cuisine, was
sonst).
»Aber ich muss doch noch ein paar Bücher kaufen«,
meint Pinky und unser Luftschloss zerplatzt. »Gute Besserung, Bob. Bis
nachher!« Und weg ist er.
»Das hat ja überhaupt nichts gebracht«, stöhnt Brain.
»Der Knabe besitzt kein Durchhaltevermögen. Eines Tages wird er sich noch zum
Bankmanager mausern.«
Ich werfe meinem Mitbewohner einen finsteren Blick zu
und verstehe auf einmal nicht mehr, warum ich mir das hier eigentlich antue. Es
ist ein völlig zweidimensionaler Blick auf mein Leben, den ich so meist nicht
habe – und was ich sehe, gefällt mir ganz und gar nicht. Gerade öffne ich den
Mund, um das der Welt mitzuteilen, da klingelt das Telefon.
Brain hebt ab, und sein Gesicht wird fahl. »Für dich«,
murmelt er und reicht mir das Telefon.
»Bob?«
Meine Hand fängt an zu zittern. Ein Teil von mir will
zwar hören, was jetzt kommt, aber der andere sträubt sich dagegen. »Ja?«
»Ich bin es, Bob. Wie geht es dir? Ich habe gerade
gehört –«
»Mir geht es beschissen«, höre ich mich antworten,
obwohl ich mich innerlich dafür hasse. Verzweifelt schließe ich die Augen, um
die Welt auszublenden. »Es war schrecklich. Wie hast du davon erfahren?«
»Buschtrommeln.« Natürlich sagt sie nicht die ganze
Wahrheit. Mhari hat mehr Tentakel als ein Tintenfisch, und die sind alle in der
Gerüchteküche der Wäscherei am Werkeln. »Kann ich dir vielleicht irgendwie
helfen? Brauchst du etwas, oder kann ich dir was vorbeibringen?«
Ich öffne die Augen. Brain beobachtet mich
misstrauisch. »Ich betrinke mich, was das Zeug hält«, antworte ich. »Und dann
schlafe ich für eine Woche.«
»Oh«, erwidert sie mit leiser Stimme, so süß und
verführerisch wie selten. »Dir geht es wirklich nicht gut. Kann ich vielleicht
kommen?«
»Ja, klar.« Wie unter einer Glasglocke bemerke ich
Brain, wie er sich an dem Abflussreiniger verschluckt. »Je mehr Leute, desto
besser.« Meine Stimme klingt irgendwie hohl. »Feiern, bis der Arzt kommt.«
»Halt die Ohren steif.« Dann legt sie auf.
Brain starrt mich an. »Bist du total plemplem?«, will
er wissen.
»Klar.« Ich kippe den Rest meines Drinks in einem Zug
runter und greife dann erneut nach der Flasche.
»Die Frau ist eine Psychopathin!«
»Das sage ich mir auch immer wieder. Aber nach
tränenreichen Aussöhnungen, heißer leidenschaftlicher Liebe, 500-Dezibel-Wutanfällen
und der vierten Nun-ist-für-immer-Schluss-Nummer gibt sie mir etwas, worauf ich
mich verlassen kann, was mich wirklich
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