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Dämonentor

Dämonentor

Titel: Dämonentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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– falls Sie
dazukommen, ihn rechtzeitig zu zücken.«); Computersicherung (lange nicht mehr
so gelacht); Software-Bestellungen; Grundzüge des Sicherheitssystems (dito)
sowie Waffenkunde (beginnend mit der eisernen Regel: »Benutze sie am besten nie
– es sei denn, es geht nicht anders und du weißt, was du tust.«).
    So stehe ich nun also neben Harry, dem Pferd, einem
Typen mittleren Alters mit einer Augenklappe und sich lichtendem, weißem Haar,
dem es offensichtlich Spaß macht, mit seiner Maschinenpistole herumzuballern.
Meine Fingerfertigkeit im Umgang mit einer RH-3 scheint ihn etwas zu
überraschen.
    »Gut.« Harry nimmt das Magazin heraus. »Sie können wir
wohl vom Kurs für Schusswaffen streichen. Wie hört sich stattdessen ein ZWU 2
an – Zertifikat für Waffen unkonventioneller Art, zweiter Grad? Das gibt einem
die Erlaubnis, unkonventionelle Geräte bei sich zu tragen und in genehmigten,
gefährlichen Einsätzen zur Selbstverteidigung zu benutzen. Ich kann mir kaum
vorstellen, dass der Schuss ins Schwarze vorhin Zufall war.«
    Ich nehme die Ruhmeshand und entschärfe sie. »Stimmt,
war er nicht. Sie wissen bestimmt, dass für diese Dinger menschenähnliche Wesen
gar nicht notwendig sind? Schon mal darüber nachgedacht, warum es so viele
einbeinige Tauben in London gibt?«
    Harry schüttelt den Kopf. »Ihr jungen Haudegen! Als
ich hier anfing, dachten wir noch blauäugig, dass die Zukunft Lasern, Missionen
auf den Mars und Essen in Pillenform gehören würde.«
    »So anders ist das heute gar nicht«, entgegne ich. »Es
ist eine Wissenschaft. Wenn man zum Beispiel für eine Hand of Glory Gliedmaßen
von jemandem erwischt, der zufällig an Multiple Sklerose oder Parkinson
gestorben ist, findet man das schnell genug heraus! Was wir also machen, ist
ein Mikronetz zu entwerfen, das ein Informationstor von einem anderen
zusammenhängenden Kontinuum einfängt. Informationstore sind eigentlich ganz
einfach. Mit etwas Energie können wir es so groß machen, dass Masse durchkommt.
Aber das ist heikel, machen wir also nicht so oft. Dämonische Kräfte – also die
außerirdischen Schnelldenker da draußen – versuchen nämlich, die Kontrolle über
alle Muskel- und Sehnennerven zu gewinnen, an die sie irgendwie herankommen
können. Die Nerven sind zwar tot wie der Rest der Hand, aber sie dienen noch
immer als nützliche Kanäle. Resultat: ein Informationspuls, reine Informationen
auf dem Planck-Niveau, den wir als Phasenkonjugierten Lichtstrahl wahrnehmen –«
    Ich richte die Ruhmeshand auf die Zielscheibe.
    »Was würden Sie machen, wenn das ein Mensch wäre?«,
fragt Harry und zeigt auf die Scheibe.
    Ich lege die Waffe hastig wieder hin. »Hoffen wir,
dass es nie so weit kommt.«
    »Das reicht nicht. Was wäre, wenn Ihre Frau und Kinder
gekidnappt wären?«
    »Ich weiß ja noch nicht mal, ob ich überhaupt noch
einen Job hier habe! Aber trotzdem – hoffen wir einfach, dass es nie so weit
kommt.« Meine Hände zittern noch immer. Ich schließe die Hand of Glory weg
und reaktiviere das Sicherheitsfeld. Harry sieht mich nachdenklich an und
nickt.
     
    »Der Untersuchungsausschuss ist hiermit vollständig
versammelt.«
    Ich raschele mit den Papieren, die vor mir liegen,
ohne einen wirklichen Grund zu haben – außer notdürftig meine Nervosität zu
verbergen.
    Wir befinden uns in einem kleinen Konferenzzimmer mit
dicken Eichenpanelen und preußisch-blauem Teppichboden. Ich bin gerade
hereingebeten worden. Alle werden schön der Reihe nach verhört: Wer war
anwesend? Wer hatte die Verantwortung? Ich komme direkt nach Vohlman dran.
Schließlich war es sein Kurs, und er hat auch die Beschwörung durchgeführt; ich
habe das Ganze nur beendet.
    Ich erkenne keinen der hinter den Tischen sitzenden
Anzüge, sie sehen aber allesamt wie hohe Tiere aus. Einer von ihnen ist aus den
höchsten Rängen der Bilanzprüfung, was allein schon reichen würde, mich ins
Schwitzen zu bringen – wenn ich mir irgendetwas anderes hätte zuschulden kommen
lassen außer einem gelegentlichen Büroklammerdiebstahl.
    Man bittet mich, in die Mitte des Raumes zu treten und
mich auf das goldene Wappen zu stellen, das in den Teppich gestickt ist. Aus
dem Augenwinkel erkenne ich irgendeinen lateinischen Leitspruch. Die statische
Ladung lässt meine Haare fliegen. Der Teppich unter mir scheint zu leben.
    »Bitte nennen Sie Ihren Namen und Ihre
Berufsbezeichnung.« Auf dem Tisch steht ein Aufnahmegerät, dessen Licht rot
blinkt.
    »Bob Howard.

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