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Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition)

Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition)

Titel: Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thier
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realisierte: Er hatte sein Instrument wieder, und seine Ausrede verloren. Sein Herz krampfte sich zusammen. Wieder blickte er auf und sah die Gesichter seines Publikums. Ach, zum Dämon, wenn es denn sein musste …
    »Nun denn …« Er räusperte sich.. »Wenn Ihr denn durchaus wünscht sofort meiner Kunst zu lauschen, brave Leute, so höret.«
    Er versuchte seine Gedanken zu beruhigen und überlegte fieberhaft, welches Lied wohl für diese Gesellschaft am besten geeignet war. Nun, wahrscheinlich eines der schmutzigen Kaschemmenlieder, die unten in den verrufenen Vierteln der Hauptstadt von den Ostländern, Bettlern, Dieben und ähnlichem Gesindel gesungen wurden. Aber erstens kannte er keines davon, und zweitens kam so etwas ohnehin nicht in Frage. Der König hatte ihn angewiesen, die hohe Kunst der Poesie zu verbreiten, und verbreiten würde er, das wäre ja gelacht!
    Er zupfte versuchsweise an ein paar Saiten – und begann.

5. Kapitel
    Das Lied wird gesungen
    Die klare Stimme des Sängers hallte durch den Raum.
    » Ich singe vom König in den grünen Landen ,
    König Arun dem Ewigen ,
    und von seinen Taten, den löwenmutigen , …«
    Eine nicht ganz so klare Stimme, die einem der Windfelser gehörte, murmelte: »Grün? Warum ist sein Land grün? Hat jemand den ganzen Stein mit Algen zugedeckt?«
    »Es gibt auch Land, das nicht ganz aus Stein besteht.«
    »Nein, im Ernst? Wie lustig. Bricht es oft auseinander?«
    »Im Allgemeinen nicht. Aber es ist viel zu weich um gescheit darauf laufen zu können.«
    Beinahe vergaß Alagotis die nächste Strophe. Man hatte ihn unterbrochen! Egal, wo er hingekommen war, überall hatten die Leute seinen Liedern mit stiller Begeisterung gelauscht. Doch diese Barbaren schienen der Meinung zu sein, niemand sei ein guter Sänger, der sich nicht über die Geräusche eines Orkans hinweg noch verständlich machen konnte. Spätestens jetzt begriff er, was er sich mit dieser Vorstellung eingehandelt hatte. Doch jetzt war es zu spät, er hatte begonnen. Mutig fuhr er fort:
    » …weit gerühmt an allen Orten ,…«
    »Wirklich? Wir haben noch nichts von ihnen gehört.«
    »Deswegen ist der Kerl ja hier. Halt die Klappe!«
    »Schon gut, du ewiger Besserwisser!«
    »… bis in den fernen, sonnigen Süden …«
    »Was ist das, ‚sonnig’?«
    »So nennt man es, wenn die Wolken vom Himmel verschwinden.«
    »Die Wolken sind immer am Himmel! Dort gehören sie hin. Wo sollen sie auch sonst sein? Etwa unter deinem Bett versteckt?«
    »Auf dem ausländischen Festland geschieht so etwas oft.«
    »Was, Wolken unter deinem Bett?«
    »Nein, ich meine…«
    » Ich singe vom König in den grünen Landen ,
    Iakainor wird sein Reich genannt ,
    und von seinen hochherrlichen Freunden ,
    aus dem edlen Geschlecht der ewigen Elven .«
    »Ewig? Wieso ewig?«
    »Ich glaube das soll heißen, dass sie nicht sterben, wenn sie keinen Mast auf den Schädel kriegen wie mein Onkel.«
    »Wirklich? Wie praktisch.«
    »Das hat mein Onkel glaube ich anders gesehen. Es soll zwar heißen, leichte Schläge auf den Kopf erhöhen das Denkvermögen, aber er hatte keinen Helm auf und so ein Mast ist ziemlich schwer, weißt du?«
    » Wie ihre noblen Ahnen vor langer Zeit ,
    so ritten sie gemeinsam in die Dunkelheit ,
    kämpften gemeinsam, Seite an Seite ,
    der heilige Auftrag, der sie eilte ,
    war der Schutz des Friedens, des Lebens, der Welt ,
    vor dem Todesschrei, der in den Ohren gellt ,
    all jenen, die sich ergeben dem Norden ,
    dem Ort des Bösen hinter dunklen Pforten ,
    auf ewig verschlossen vom gütigen König ,
    ja, verschlossen für immerdar ,
    auf ewig verschlossen von Freund Armanerik
    Fürst von Elvengrund, der er war .«
    »War? Wieso war? Ich habe gedacht, er hätte gesagt, sie würden ewig leben?«
    »Der Bursche dichtet, da darfst du nicht auch erwarten, dass er vernünftiges Zeug von sich gibt.«
    Triumphierend holte Alagotis zur nächsten Strophe aus.
    »Doch nicht länger, oh weh, oh weh ,
    reitet Armanerik durch die Wälder ,
    noch befährt den blauen See ,
    noch schreitet durch die gelben Felder ,
    denn sind die Elven auch wie Sonnenlicht ,
    altern nicht, vergehen nicht ,
    so gehen müssen sie doch hinweg ,
    auf ihrem alleinigen, einzigen Weg .«
    »Klingt mir recht gaga. Könnte er nicht einfach sagen: Sie kratzen nicht ab, müssen aber verschwinden? Warum müssen sie verschwinden? Schmeißt sie jemand raus?«
    Innerlich stöhnte der Poet. So etwas nannte man Perlen vor die Felsen werfen. Säue hätten

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