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Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition)

Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition)

Titel: Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thier
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wenigstens noch versucht, auf den Perlen herumzukauen.
    Aber ein ganz kleiner Teil von ihm, irgendwo versteckt weit hinten in seinem selbst, hinter dicken Lehrbüchern mit Poesie und den langen Jahren der Übung, flüsterte: ‚ Eigentlich haben sie recht. Warum verschwinden sie? War doch ’ne nette Gegend, oder ?’
    Er holte tief Luft und fuhr fort.
    » Und so gingen die hohen Ivenherren ,
    auf der ewigen Brücke aus wabernden Wolken …«,
    »Hohe Elvenherren? Warum sind sie hoch? Stehen sie auf einer Leiter?«
    »Sei nicht dumm! Er hat doch gesagt, sie gingen, oder? Wie soll man auf einer Leiter gehen?«
    »Ach, das darf man sicher nicht so wörtlich nehmen …«
    »Vielleicht laufen sie auf Stelzen.«
    »Oder vielleicht klettern sie die Leiter hinauf und hinunter.«
    »Aber dann müsste es heißen ’die hin und wieder hohen Elvenherren’ …«
    »… der farbenfeuerfroh glänzenden ,
    die sich stützt auf die güldenen Felsen ,
    fort, fort, dem Firmament entgegen
    entschweben ihre Sphären, ihre Seelen ,
    singend voller paradiesischer Freuden
    fort aus unseren Sinnen und Augen
    hoch, hoch, höher, am höchsten
    fort, fort für immerdar ,
    und man hat sie nie wieder gesehen .«
    »War es etwa neblig?«
    »Und so gingen die hohen Elvenherren«, kämpfte sich der Poet durch die letzte Strophe,
    » Fort, gen Westen, gen Westen …«
    »Seht ihr«, raunte Brausesturm Blaubart triumphierend, »er hat eben doch ein Sprachproblem, wie ich gesagt habe! Er stottert! Ich habe ganz deutlich gehört, dass er zweimal ‚Westen’ gesagt hat!«
    »Ich frage mich, warum überhaupt ausgerechnet Westen«, knurrte Wanknieknie, »egal ob ein- oder zweimal. Da draußen gibt es nichts außer einer Menge Gelegenheiten zu ersaufen. Und wer ist schon so bescheuert, ins Blaue hineinzusegeln in der vagen Hoffnung Land zu finden?«
    »… sie strecken ihre Häupter dem Wind entgegen ,
    stolz, edel, ewig unvergessen ,
    und man hat sie nie wieder gesehen ,
    sie wurden nie wieder gesehen .«
    Alagotis stand auf und verbeugte sich elegant. Dann nahm er wieder Platz, um den verdienten Applaus zu empfangen.
    Eine Weile war es still.
    Schließlich hob jemand vorsichtig seine behaarte Pranke.
    »Ähm… war es nun neblig oder nicht?«
    Als der edle Poet und Hofdichter Irustar Alagotis später auf einem dünnen Strohsack – welcher kratzte und biss, als wäre er mit tollwütigen Ratten gefüllt – auf dem Dachboden der Taverne lag, verfluchte er instabile Schiffskonstruktionen, die Welt und den König – neinumhimmelswillen, nicht den König! Den Hausmeier. Den Senneschall. Ja, solche Leute konnte man verfluchen und anschließend noch ruhig schlafen. Aber im besonderen verfluchte er alle Felswinder, Windfelser oder wie diese barbarischen, haarigen Affen sich sonst nannten.
    Wahrscheinlich hatten sie ihm nicht einmal zugehört. Geschah ihnen recht! Diese Primitivlinge verdienten seine Kunst nicht!
    In dieser Hinsicht waren Alagotis Gedanken berechtigt. Die bunte Kleidung des Sängers hatte die Windfelser sehr viel mehr beeindruckt als seine poetischen Künste.
    Mit einer Ausnahme.
    Mjir hatte still dagesessen und gelauscht. Er war wie verzaubert. Nicht einmal die kritischen Kommentare seiner Landsleute konnten den Zauber dieser Worte, dieser Klänge zerbrechen. Das war es! Solche Dinge wollte er sehen, hören, erleben – Dinge von Schönheit und edlem Geist. Oh, die Glücklichen, die in eine solche Welt hineingeboren wurden, wo alles glitzerte und strahlte.
    Wie der aufmerksame Leser sicher bemerkt hat, offenbart sich hier ein weiterer Charaktermakel des Helden, mit dem wir Vorlieb nehmen müssen: Er war romantisch veranlagt.
    An diesem Abend ging er zum Strand hinunter und beobachtete, wie die Sonne im Meer versank. Das Meer. Es erschien ihm nun plötzlich gar nicht mehr grau und langweilig. Es glitzerte von verborgenem Feuer; flüsternd erzählte es Geschichten von Gefahren, weiten Reisen und fernen Ländern. Welten, die vor ihm lagen.
    Er seufzte und schloss die Augen.
    Wenn es das nur alles wirklich für ihn gäbe.
    Aber vielleicht … der Morgen bringt vieles, wie ein altes Sprichwort der Windfelser sagte. Für die meisten von ihnen brachte er zwar nur einen kopfzerschmetternden Kater, aber …
    Wer wusste es schon, vielleicht hielt der Morgen für ihn etwas anderes bereit.
    Auf dem Heimweg, von plötzlichem Mitleid überkommen, machte er einen kleinen Umweg und zog Hrimgot Wollzung aus dem Misthaufen.
    Nun, wenn auch vielleicht nicht

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