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Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition)

Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition)

Titel: Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thier
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nach zu urteilen wohl um die 15 oder 16 Jahre alt.
    »Und außerdem«, fuhr der Junge fort, »war ich ganz leise und habe darauf geachtet Euch nicht zu stören. Es tut mir Leid, wenn es unhöflich von mir war, hier hereinzukommen. Ich war nur neugierig, wisst Ihr? Ich habe mich gefragt, wie das so ist…«
    »Wie was ist?«
    »Wie alles ist. Wie es ist ein Bänkelsänger zu sein. Wie es dort ist, wo Ihr herkommt. Wie man lernt so schöne Lieder zu singen.«
    Diese Worte waren Balsam für Alagotis wunde Poetenseele. Offensichtlich war seine Kunst doch nicht ganz verschwendet gewesen. Er erhob sich von seinem kratzigen Lager und nahm den Jungen genauer in Augenschein.
    »Wie heißt du?« fragte er in einer schon weitaus freundlicheren Tonart.
    »Mjir, Herr.«
    »Und was machst du auf dieser erdvaterverlassenen Insel, Mjir?«
    »Fische fangen und mich langweilen.«
    »Klingt aufregend.« Alagotis gähnte und griff nach seinem allmorgendlichen Wachtrunk. Er war nicht da. Natürlich war er nicht da! Eldun war auch nicht da. Und gestern war soviel geschehen, er hatte völlig vergessen zu fragen. »Weißt du, wo mein Diener ist, Mjir?«
    »Trug er ein Gewand wie Ihr, Herr? Farbige Streifen, mit Borten geschmückt?«
    »Ja. Hast du ihn gesehen? Wo steckt er?«
    »Auf dem Maststumpf Eures Schiffswracks.«
    Der Poet setzte sich in Richtung Fenster in Bewegung.
    »Und was macht er da?«
    »Äh … er steckt.«
    Alagotis verharrte in seinen Bewegungen. »Um absolut sicher zu gehen … meinst du etwa … er steckt wie in ‚ich stecke ein Würstchen auf den Stock und brate es über dem Feuer’?«
    »In etwa, Herr.«
    »Ach, du meine Güte.«
    Mjir wunderte sich mehr und mehr über diese bunte, wundersame Gestalt, die aus einer fremden Welt zu stammen schien. Wenn auf Windfels jemand starb, wurde geflucht und gezecht bis in die Morgenstunden. Niemand wäre je auf den Gedanken gekommen etwas in der Art von ‚du meine Güte’ oder ‚ach herrje’ von sich zu geben.
    Alagotis stützte sich an die Wand, und brauchte kurz um sich wieder unter Kontrolle zu bringen.
    »Ähm … gut.«
    Dann bemerkte er, dass dieser Kommentar vielleicht nicht ganz angebracht war und fügte eilig hinzu: »Nein, natürlich nicht gut in dem Sinne. Ich meine mir geht es wieder gut. Nein, ich weiß eigentlich selbst nicht, was ich meine, ich…«
    Er ließ den Kopf hängen.
    »Entschuldige«, flüsterte er. »Ich bin … so etwas nicht gewohnt.«
    Mjir nickte einfach nur. »Schon in Ordnung.«
    »Mjir?«
    »Ja?«
    »Ist … ist es vielleicht zuviel verlangt, wenn ich dich bitte mir mit dem Anziehen zu helfen? Alleine kann ich mein Wams nicht anziehen, die Knöpfe sind hinten.«
    »Kein Problem.«
    Sie waren einige Zeit mit dem komplizierten Kostüm des Sängers beschäftigt. Der Junge brauchte eine Weile, bis er die Funktion all der Fältchen, Knöpfe, Pailletten und sonstigen modischen Komponenten verstanden hatte. Einmal versuchte er, Alagotis Kopf durch einen Ärmel zu stecken. Der Sänger lachte, ihm gefiel seine neue Gesellschaft bestens. Die feindliche Umgebung verstärkte das Gefühl, auf eine verwandte Seele gestoßen zu sein nur noch. Und schon bald nannte auch Mjir den 20 Jahre älteren Mann beim Vornamen.
    Als alle Kleidungsstücke schließlich saßen, setzten die zwei sich für eine kleine Verschnaufpause nebeneinander auf den Strohsack.
    »Beim Dämonenfurz!« Mjir warf sich zurück und streckte die Arme aus. »Es ist Ewigkeiten her, seit ich das letzte Mal mit einer vernünftigen Person geredet habe.«
    »Tatsächlich? Wer war das?«
    »Eine Robbe, die ich auf der Jagd getroffen habe. Mein Vater war nicht in der Nähe, und, nun ja, eigentlich hatte ich eigentlich gar keine Lust sie zu erlegen. Und die Robbe schien keine Lust zu haben, einen Speer in den Allerwertesten zu bekommen. Ich habe gesagt: »Hau gefälligst ab, bevor dich jemand sieht!«. Sie hat gequiekt, mit dem Kopf genickt und ist durch das nächste Eisloch verschwunden. Wirklich sehr vernünftig.«
    »In der Tat.«

7. Kapitel
    Es war einmal, vielleicht sogar zweimal, denn Übung macht den Meister
    Der Tag verging, wie Tage es gewöhnlich tun, selbst so ungewöhnliche mit einem Dichter auf dem Dachboden. Die Sonne ging wieder nicht auf. Das heißt, irgendwo ging sie schon auf, aber man sah wegen der vielen Wolken nicht allzu viel davon. Am Ufer, beim Hafen, versammelten sich die Robbenjäger zum Ausfahren, wie bei jedem Nicht-Sonnenaufgang.
    »Wo steckt denn dieser Nichtsnutz von

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