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KR071 - Ich sprengte die Mordfirma

KR071 - Ich sprengte die Mordfirma

Titel: KR071 - Ich sprengte die Mordfirma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Es begann damit, dass mein Chef, Mister High, Leiter des New Yorker Bezirkes der amerikanischen Bundespolizei, des FBI, mich in sein Büro rufen ließ. Seit zehn Tagen herrschte in den Staaten eine Hitzewelle, dass das Empire State Building zu schmelzen drohte. Der Straßenasphalt wabbelte unter den Autoreifen wie ein Wattenmeer bei Ebbe. Die New Yorker krochen durch die flimmernde Luft wie abgekämpfte Fliegen in einem Milchtopf.
    In Mister Highs Büro im Hauptquartier des FBI in der 45. Straße summten leise die Ventilatoren. Sie unterstützten die Klimaanlage.
    Mein Chef saß wie immer hinter seinem Schreibtisch, von dem aus er den Einsatz der G-men lenkte. Sein Gesicht war noch schmaler und feiner geworden, seitdem ihn die Lickford-Bande in den Fingern gehabt hatte, aber die Nachwirkungen hatte er bis auf ein leichtes Hinken überwunden. Außer ihm saß noch Phil Decker im Büro, mein Freund, der mich damals zum FBI gebracht hatte. Vergnügt grinste er mich an. Phil war ein zäher Bursche, obwohl man das seiner schlanken Erscheinung nicht ansah. Seitdem er sich bei dem Kampf und der Aufreibung des Gangs Jim Pickfords zweimal anständige Löcher in die Figur hatte schießen lassen, nannten wir ihn »Galgenvogel«, dann er besaß die märchenhafte Eigenschaft, aus dem dicksten Gewühle zwar kampfunfähig, aber immer noch mit dem Leben davonzukommen.
    Den dritten Mann im Raum kannte ich nicht. Ich hätte ihn für einen Großverdiener gehalten, der seine Neigung zur Fettleibigkeit notdürftig durch Saunabäder und Massage im Zaum hält, wenn mich nicht aus seinem sonst so farblosen Gesicht zwei blaue Augen wachsam und intelligent angefunkelt hätten.
    »Hallo, Jerry«, begrüßte mich Mister High. Er wandte sich an den Großverdiener. »Das ist Agent Cotton. – Jerry, das ist George MacFarlan, Chef des FBI-Bezirkes Chicago, für die nächste Zeit Ihr Chef.«
    »Werde ich versetzt?«
    »Nur vorübergehend, außerdem geht Phil mit Ihnen. – MacFarlan, am besten setzen Sie unseren Agenten alles auseinander.«
    Der Chicagoer räusperte sich. »Also hören Sie zu, aber lachen Sie mich nicht aus, wenn ich wegen der Hirngespinste eines Mannes bis nach New York fliege und bei Ihnen um Unterstützung bitte. Ich bin seit zwanzig Jahren beim FBI und habe einen Riecher für dicke Sachen. Vor rund vier Wochen tauchte mitten in der Nacht ein Mann bei dem Polizeirevier 21 auf. Er gab ein wirres Gewäsch von sich, aus dem hervorging, dass er sich an der Ermordung einiger Leute bezichtigte. Nicht an einer einzelnen Person, sondern an mehreren. Ich will mir Einzelheiten sparen. Sie sollen ihn selbst sehen und hören.«
    Er nickte unserem Chef zu. Mister High drückte den Knopf der Haussprechanlage herunter und sagte in das Mikrofon:
    »Bringen Sie Jolly Almanti zu mir.«
    Zwei Minuten später gab es einigen Lärm auf dem Gang vor dem Büro. Dann flog die Tür auf.
    In unserem Beruf ist man eine Menge gewohnt. Man sieht oft genug Dinge, die nicht gerade lieblich anzuschauen sind, aber es gibt Schlimmeres als einen Toten und Ermordeten. Das, was sich in der Tür abspielte, war schlimmer.
    Zwischen zwei stämmigen Männern in Uniform, die ich nicht kannte, bäumte sich ein junger Mann, dem sie die Arme auf den Rücken gedreht hatten. Obwohl sie drauf und dran waren, ihm die Schultergelenke auszukugeln, schien er die Schmerzen nicht zu spüren. Er wand sich wie ein Aal unter ihren Fäusten.
    Ursprünglich mochte er ein hübscher Bursche gewesen sein. Seine dunkle Haut und die schwarzen, lockigen Haare, die ihm wirr und fettig in die Stirn hingen, deuteten daraufhin, aber jetzt bot er einen abscheulichen Anblick. Vor seinem Mund stand Schaum, seine Augen quollen hervor, und sein Gesicht zuckte konvulsivisch. Dazu stieß er heulende Laute aus, zwischen denen nur Wortbrocken zu verstehen waren.
    »Nein!… Ich will nicht! Bringt mich nicht um!«
    »Es hat vor fünf Minuten mit ihm angefangen«, sagte einer der Männer, die ihn zu bändigen versuchten, zu MacFarlan. Von der Anstrengung lief dem Mann der Schweiß in hellen Streifen über die Wangen.
    »Bringt ihn her!«, befahl der Chef des Chicagoer FBI.
    Sie schleiften ihn durch das Zimmer und zwangen ihn in den Vernehmungsstuhl. Nur unter Aufbietung aller Kräfte konnten sie ihm die Arme nach vorne drehen und sie auf die Lehne des Stuhles anschnallen.
    So wie sich die letzte Fessel um den linken Knöchel des Mannes schloss, wurde er ruhig. Er sank in sich zusammen und starrte uns der

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