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Damals im Dezember

Damals im Dezember

Titel: Damals im Dezember Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Paul Evans
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fügte ich hinzu: »Außerdem haben wir genug damit zu tun, uns auf unseren Börsengang vorzubereiten.«
    »Deswegen meine ich, dass du nicht warten solltest«, sagte er.
    »Du willst, dass ich an die Arizona State University zurückgehe?«
    »Ich habe an eine Uni in einem anderen Bundesstaat gedacht. Vielleicht Harvard oder Wharton.«
    Unsere Unterhaltung schien in die falsche Richtung abzudriften.
    »Was ist falsch daran, hier zu bleiben?«, fragte ich. »Die ASU bietet eine tolle Ausbildung in Wirtschaftswissenschaften. Und dann gibt es noch die Thunderbird.«
    »Das sind gute Business Schools«, bestätigte mein Vater. »Nur glaube ich, dass es ganz gut für dich sein könnte, wenn du eine Weile eigene Wege gehst. Wenn du in den Osten gehst, könntest du dadurch ein Gefühl für das Klima außerhalb des Südwestens bekommen.«
    Bis dahin hatte ich stets zu Hause bei meinem Vater gewohnt.
    »Du klingst ja, als wolltest du mich loswerden.«
    Mein Vater lächelte. »Schon möglich«, sagte er. »Ich habe in letzter Zeit viel nachgedacht. Es ist die Aufgabe von Eltern, ihren Kindern Wurzeln und Flügel mitzugeben. Ich habe dir Wurzeln gegeben – vielleicht zu viele –, aber nicht hinreichend kräftige Flügel. Ich glaube, ich muss dich ein wenig aus dem Nest stoßen. Ich will, dass du fliegst.«
    »Oder in meinen Tod stürze«, entgegnete ich.
    Er grinste. »Das wird nicht passieren.«
    »Ich dachte eigentlich nicht, dass ich meine Arbeit hier so schlecht mache«, sagte ich.
    »Schlecht? Ich könnte nicht stolzer auf dich sein. Du hast mit neunzehn erfolgreich ein Multimillionen-Dollar-Geschäft geleitet. Es ist nicht so, dass du meine Erwartungen nicht erfüllt hast, es geht mir noch nicht mal ums Geschäft. Es geht um dein Leben. Ich will, dass du Möglichkeiten hast, die ich nicht hatte. Ich will nicht, dass du irgendetwas bereust.«
    »Ich bereue aber nichts«, sagte ich.
    Er sah mich kurz an und seufzte. »Vielleicht tu ich’s dann an deiner Stelle. Du hattest nicht die Kindheit, wie sie die meisten deiner Klassenkameraden hatten.«
    »Ich will ihre Kindheit nicht. Mir gefällt mein Leben so, wie es ist. Ich arbeite gern bei Crisp’s.«
    »Da draußen gibt es eine Welt, die viel größer ist als Crisp’s.«
    »Du willst nicht, dass ich bei Crisp’s arbeite?«
    »Das habe ich nicht gesagt. Ich möchte schon, dass du das Unternehmen eines Tages übernimmst, das weißt du doch. Aber ich will, dass du dich mit weit offenem Blick dafür entscheidest. Es kann sein, dass Crisp’s am Ende genau das ist, was du willst – oder vielleicht auch nicht. Aber wofür du dich auch entscheidest, du hast dann zumindest die Wahl. Das will ich dir nicht nehmen.«
    »Wenn ich in den Osten gehe, wer kümmert sich dann um alles hier?«
    »Das macht Henry bis zu deiner Rückkehr.« Henry Price war Dads Finanzchef und die Nummer zwei bei Crisp’s. »Ich bin sicher, dass ihm die Aufstiegsmöglichkeit gefallen wird.«
    Daran hatte ich keinen Zweifel. Henry war mir immer als ehrgeizig erschienen.
    »Und wer kümmert sich um dich?«
    Mein Vater sah mich an, und ich konnte eine Mischung aus Trauer und Stolz in seinem Gesicht erkennen. »Das habe ich befürchtet«, meinte er sanft. »Du hast immer auf mich aufgepasst statt umgekehrt. Ich komme schon zurecht. Außerdem hab ich Mary.«
    Mary war die persönliche Assistentin meines Vaters. Sie hatte schon vor dem Tod meiner Mutter für meinen Vater gearbeitet – damals, in den frühen Tagen von Crisp’s, als es erst drei Läden gab und sie noch zum örtlichen Büroartikelgroßhändler fuhren, um dort neue Kartons mit Kopierpapier zu holen. Mary war Ende fünfzig, Single, kinderlos und freundlich. Sie besaß kein Hochschuldiplom, aber was ihr an Wissen fehlte, machte sie durch ihre Loyalität gegenüber meinem Vater wett. Ich hatte sie immer eher als Mutter denn als Assistentin empfunden.
    Mein Vater wandte sich wieder seinem Essen zu, während ich über seinen Vorschlag nachdachte. Nach ein paar Minuten atmete ich langsam aus. »Ich überleg es mir.«
    Ohne aufzublicken sagte mein Vater: »In Ordnung. Bis dahin müssen wir die landesweite Konferenz vorbereiten. Also beeil dich mit dem Essen, auf uns wartet Arbeit.«

Viertes Kapitel
    Unter den entsprechenden Bedingungen kann ein winziger Funke ein Inferno auslösen, das möglicherweise eine ganze Stadt erfasst. Eine Idee kann das auch.
    Aus dem Tagebuch von Luke Crisp
    Der während dieses Gesprächs erzeugte Funke entzündete ein

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