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Damiano

Damiano

Titel: Damiano Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. MacAcoy
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Stickarbeit zu beschäftigen pflegte. Manchmal hielt sie inne, um mit ihm zu schwatzen, und manchmal, wenn eine Anstandsdame in der Nähe und ihr Bruder fort war, erlaubte sie es Damiano, sich zum Balkon hinaufzuschwingen und sie noch ein wenig länger von der Handarbeit abzuhalten.
    Insgeheim nannte Damiano sie seine Beatrice. Das war zwar nicht übermäßig originell, aber immer noch besser, sie Dantes Vorbild der Keuschheit zu vergleichen als Petrarcas Laura, wie das andere junge Männer der Stadt taten; denn Laura war eine verheiratete Frau gewesen und außerdem an der Pest gestorben.
    Jetzt schritt Damiano an den geschlossenen Läden des Hauses Denezzi vorüber und spürte Carlas Abwesenheit wie einen kalten Wind.
    »Wo bist du, meine Beatrice?« flüsterte er.
    Aber die glatte, weiße Fassade des Hauses gab ihm keine Antwort.
     
     
    Das Rathaus war nur zwei Stockwerke hoch, Stallungen gab es nicht. Es war kein großartiger Bau, sondern ein schlichtes, weißes Steingebäude; nicht halb so imposant wie die Türme Delstregos. Der Stadtrat hatte keinen Grund gesehen, es zu vergrößern oder auch nur die häßlichen braunen Risse in der Mauer neben der Tür verputzen zu lassen. Einmal in der Woche kamen hier die Stadtväter zusammen, um anstehende Fragen zu besprechen – wie weit beispielsweise das Schlachthaus vom Brunnen entfernt sein sollte – und betrügerische Händler zu verurteilen, die meist, an einen Balken gefesselt, dreimal um den Marktplatz geschleift wurden. Ansonsten hatte im Rathaus die meiste Zeit der eine oder andere von Savoyens Hauptmännern mit den paar Leuten gewohnt, die er brauchte, um Partestrada zu sichern und für Ruhe und Ordnung zu sorgen.
    Damiano kannte das Wesen der Soldaten Savoyens: Sie waren entweder roh und grausam oder auf eine grobe Art freundlich, je nachdem, wie der Augenblick es verlangte, immer aber krochen sie hündisch vor Reichtum und Autorität. Zweifellos waren Pardos Soldaten nicht anders. Man brauchte sich nur seiner eigenen Macht bewußt zu sein…
    Sein Selbstvertrauen wuchs, als er sich dem geöffneten Portal des Rathauses näherte, das nur von einem Posten bewacht wurde. Sein gemessenes Nicken sollte den Eindruck vermitteln, daß er ein wohlhabender Mann aus angesehener Familie war und darüber hinaus ein Philosoph.
    Die Erwiderung des Soldaten, gleichfalls wohlüberlegt, sollte vermitteln, daß er ein Schwert und ein Speer trug. Damiano blieb vor ihm stehen.
    »Man sagte mir, daß General Pardo mich zu sprechen wünscht«, begann Damiano durchaus bescheiden.
    »Wer seid Ihr, daß der General Euch zu sprechen wünscht?« lautete die kalte Antwort.
    Damiano gewann etwas von seiner natürlichen Würde wieder.
    »Ich bin Delstrego.«
    Der Posten brummte etwas und trat zur Seite. Damiano ging an ihm vorüber und stützte sich dabei leicht auf seinen Stab, so daß jeder zufällige Beobachter hätte glauben müssen, er wäre lahm.
    »Der bleibt hier«, knurrte der Soldat, und Damiano blieb noch einmal stehen.
    Er konnte nicht schamlos lügen und behaupten, er brauche den Stock zum Gehen; er war aber auch nicht bereit, sich von ihm zu trennen. Aus kurzsichtigen Augen blinzelte er den Posten an, während er nach Argumenten suchte.
    Der Soldat deutete mit einer Geste zu Boden.
    »Euren Hund will der General nicht sprechen.«
    Macchiata stellte ihre Kopfhaare zu einer Bürste auf und knurrte.
    »Ist ja gut«, beruhigte Damiano sie leise. »Du kannst draußen auf mich warten. Und mach ja keinen Tumult, ich rat es dir!«
    Die Hündin trottete hinaus, und der belustigte Posten sah ihr nach, während Damiano in den Ratssaal trat.
    General Pardo war ein Mann mit hart geschnittenen Zügen und von kräftiger Färbung der Haut, den Schwarz gut kleidete. Seine Körpergröße war kaum zu schätzen, da er zusammengesunken auf einer reichverzierten Bank hockte, die Füße auf einem Schemel daneben ruhend. Seine Kleider waren staubig, sein Gesicht tief gebräunt von der Sonne. Er betrachtete Damiano auf eine Weise, die zu nüchtern und sachlich war, um arrogant genannt werden zu können.
    Damiano verneigte sich.
    »Ihr seid der Zauberer?« begann Pardo.
    Zu Damianos Überraschung sprach der General ihn in reinem Latein an.
    Er schwieg einen Moment. Normalerweise verbesserte er jeden, der ihn einen Hexer nannte, obwohl alle ihn Hexer nannten. Niemand hatte ihn je zuvor einen Zauberer genannt. Das Wort kannte Damiano nur aus Büchern. In seinen Ohren klang es besser als Hexer, aber es

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