Damon Knight's Collection 05 (FO 09)
lange Zeitungstiraden verursacht, dieser Tod, und die bitteren Gedichte, die Paula im nachhinein entströmten. Sie war praktisch eine Verräterin, wie natürlich auch Gregory einer gewesen war. Wieder fragte er sich, was Feldman vorhatte. Er kehrte an seinen Schreibtisch zurück und arbeitete bis Mitternacht.
Er träumte diese Nacht von der Psycho-Modelleinheit, die in dem Apparatekomplex innerhalb des Hauses befestigt war, das die Phalanx darstellte. Es war ein versiegelter Behälter, der einem Brutkasten sehr ähnlich sah, mit eingebauten Gummihandschuhen, in die die Spezialisten mit den Händen einfahren konnten, um das Ding drinnen anzufassen. Sechs Paar derartige Handschuhe waren da. Auf der einen Seite des Behälters war ein EEG aufgestellt, jetzt nicht angeschaltet, um die Gehirnströme abzubilden. Dicke Drahtbündel führten zu den Pulten dicht daneben, an sie angeschlossen waren Schirme, die chemische Vorgänge, enzymische Veränderungen, Temperatur der Nährlösung und alle Verschiebungen in deren Zusammensetzung anzeigten. Innerhalb des Behälters verliefen Drähte, die in Elektroden im Gehirn endeten, die Zuführ- und Auswurfleitungen, und auch diese waren angezapft, so daß die Männer an den Tischen genau registrieren konnten, was hineinging und was herauskam.
Die Phalanx war seit sieben Tagen und Nächten in dauerndem Betrieb gewesen. Die Lichter blinkten stetig, und im Hintergrund sah man die stetigen Kurven der EEG-Aufzeichnungen. Die Techniker hatten die Wände um den Computer wieder eingesetzt, so daß es ein Haus in einem Zimmer war, ein Behälter in einem Haus, ein Gehirn in einem Behälter. Es war noch Arbeit zu tun, noch viele Programme zu planen, zu übersetzen und der Phalanx einzugeben, aber jeder gute Programmierer konnte das jetzt tun. Sie sprachen davon, die Zahl der Kobolde sogar auf vier Dutzend zu erhöhen, und niemand zweifelte, daß der Computer sie alle unter Kontrolle halten könnte.
Thornton stand im Eingang und schaute sich ein letztes Mal um. Seine Arbeit war getan, sein Jahr um. Andere würden jetzt geprüft werden, oder waren es schon, und sie würden, angesichts der Chance, für ein Jahr am Institut zu arbeiten, die Erregung in sich umlaufen spüren. Er drehte sich um und ging, nahm seine Tasche am Haupteingang auf. Draußen stand ein Wagen bereit, um ihn zum Tor zu bringen, wo er Ethel treffen würde. Feldman stand wartend auf den Stufen. Er drückte ein Buch in Thorntons Hand.
»Ein Abschiedsgeschenk«, sagte er. Thornton fragte sich, ob er Tränen in den Augen des Psychiaters gesehen habe, und er entschied, nein. Es war der Wind gewesen. Der Wind blies stark. Er wurde zum Haupttor gefahren, und als er aus dem Auto stieg und durch das Tor ging, ließ er das Buch fallen. Er stieg in seinen eigenen Wagen und zog Ethel an sich.
»Ich hatte so Angst, daß du anders sein würdest«, sagte sie nach einem Augenblick. »Ich wußte nicht, was ich nach deinem Jahr unter lauter Genies erwarten sollte. Ich dachte, du wolltest vielleicht gar nicht mehr herauskommen.« Sie lachte und drückte seine Hand. »Ich bin so stolz auf dich! Und du hast dich nicht verändert, überhaupt nicht.«
Er lachte mit ihr. »Du auch«, sagte er. Er fragte sich, ob da schon immer diese Leere hinter ihren Augen gewesen war. Sie trat aufs Gas, und sie schossen die Straße entlang, weg vom Institut.
Hinter ihnen flatterte der Wind durch die Buchseiten, bis der Wächter es auf der staubigen Erde liegen sah und es aufhob und in eine Mülltonne warf.
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