Damon Knight's Collection 06 (FO 12)
eine Uhr angeschlossene Bombe war, angestellt, um loszugehen, wenn sie innerhalb der Festung waren? Er erwog einen Moment lang, ob er die Maschine von Anchos Rücken reißen sollte. Aber es gab kein Sprengmaterial, das möglicherweise in eine derartig kleine Verpackung eingepaßt werden und doch der Burg irgendwelchen Schaden zufügen könnte. Es gab kein Motiv für Tatja, ihn mit einer Zeitbombe zu behängen. Und da sein Überleben für die Rückgewinnung der Fantasy -Sammlung notwendig war, hatte das Gerät wahrscheinlich eine nützliche – aber doch geheimnisvolle – Rolle.
Er stand auf, setzte den Dorfox auf seine Schulter und streichelte ihn. Das Tier begann sofort auszustrahlen. Sein erstes Ziel war ein Händler mittleren Alters – einer der wenigen Leute, die noch nicht am Ufer waren. Als der Mann Svir und Ancho passierte, weiteten sich seine Augen, und er vollführte die nickende Verbeugung, die für Mitglieder der Bürokratie reserviert war. Svir lächelte und betrat das offene Gelände vor der Festung. Es war eigenartig: wenn Ancho seine Wirkung auf andere ausübte, fühlte Svir sich voller Selbstvertrauen und machtvoll. Und dieses Autoritätsgefühl schien wiederum Rückwirkung auf das Tier zu haben und bewirkte, daß es noch wirksamer agierte. Svir zog flott über die grasige Ebene.
Die beiden Wachmänner nahmen eine steife Habachtstellung ein, als er sich näherte. Der eine salutierte. Svir erwiderte den Gruß lässig. Er gab dem Wachmann seine Papiere. Zur gleichen Zeit sprach er die zum Ritual gehörigen Losungsworte. »Der Bevollmächtigte der Krone, um den Bestand der Opfer aufzunehmen.«
Der ranghöhere Wachmann sah von den Papieren auf. »Sehr wohl.« Beide Männer trugen lächerlich verzierte Paradeuniformen, aber da war nichts Zierendes an ihren Waffen. Mit einem einzigen Blick prüfte der Wachmann sorgfältig Svirs Erscheinung. Mit alarmbereiter und wacher Aufmerksamkeit prüfte er die kleineren Details, die einen Hochstapler verraten hätten. Unglücklich für den Wachmann aber war, daß ihn seine eigene Aufmerksamkeit all die Details sehen ließ, nach denen er Ausschau hielt. Wenn später befragt, würden beide Wachen schwören, daß sie den Generalinspekteur der Krone das Gebäude betreten sahen und nicht Svir Hedrigs.
Der Kerl gab Svir die Papiere zurück und wandte sich zu einem unauffälligen Sprachrohr, das aus dem schwarzen Stein der Burgmauer herausragte. Außer dem Wort »Generalinspekteur« konnte Svir nicht hören, was gesagt wurde. Aber das genügte. Er hatte die zweite Hürde genommen. An jedem Kontrollpunkt würde das Wort als Bezeichnung, wer er sei, nach hinten weitergereicht werden. Mit einem schmierenden Gleitgeräusch hob sich ein dreißig Tonnen schwerer Steinwürfel in die Decke des Eingangs. Jenseits war Dunkelheit.
Svir ging hinein, hielt an sich, nicht nach der Steinmasse über sich oder zurück in die farbenprächtige Stadt zu schauen, die gleich von seinem Blick abgeschnitten sein würde. Der Steinwürfel glitt geschmeidig herab. Svir stand fast fünf Sekunden lang im Dunkeln. Ancho zirpte nervös, und das Gerät auf seinem Rücken fuhr fort zu klickklackklicken. Hedrigs rubbelte den Rücken des kleinen Tiers, und der Dorfox begann wieder zu senden, nicht zu früh. Ein zweiter Steinblock hob sich. Algenerzeugtes Licht durchflutete die Kammer. Er machte ein paar Schritte und gab seine Papiere den Wachen, die da standen, zwei davon direkt am Eingang, eine auf einer mit Zinnen versehenen Galerie dicht unter der Decke. Alle drei waren in leichte, bequeme Anzüge von bürokratischem Schwarz gekleidet. Sie waren bei weitem nicht so formell wie die Burschen draußen, aber sie zeigten offensichtlichen Respekt – und sie waren geradeso wachsam und sachkundig wie die aufgeputzten Kerle draußen. Hedrigs’ Identität wurde per Sprachrohr zum nächsten Kontrollpunkt weitergereicht.
Svir ging voller Selbstvertrauen weiter. Der Raum war gut beleuchtet und gelüftet, obwohl er sich in einer Steinmasse befand, die fast sechshundert Fuß dick war. An manchen Stellen war der kalte, schwarze Stein mit Holz und Vitrinen, die mit den Waffen früherer Könige gefüllt waren, verkleidet. Er passierte drei weitere Kontrollpunkte. Jeder hatte sein eigenes Verschlußsystem. Wann immer er eine Auswahl an Routen hatte, nahm er die mittlere – er folgte der Radiallinie direkt ins Zentrum der Festung, zum Gewölbe der Kronkammer. In einigen der äußeren Passagen herrschte fast
Weitere Kostenlose Bücher