Damon Knight's Collection 06 (FO 12)
das halb Sitar und halb elektronisch zu sein schien, und ich hatte das Gefühl, daß die Geräusche irgendwie aus dem Innern meines Schädels kommen würden, und die Spirale schien direkt auf meine Netzhaut geritzt zu sein. Es schmerzte etwas, aber ich hätte den Blick um nichts in der Welt abwenden können.
Dann zwei Stimmen, die gegeneinander sangen:
»Laß alles reinkommen …«
»Laß alles rauskommen …«
»Rein … raus … rein … raus … rein … raus … rein … raus …«
Mein Schädel schien zu pulsieren – reinraus, reinraus, reinraus – und das Spiralmuster begann, im Rhythmus des Pulses die Farben zu ändern mit den Worten: gelbaufblau (rein) … grünaufrot (raus) … Reinrausreinrausreinraus … In den Schirm … aus meinem Kopf … als würde ich gegen eine Art unsichtbarer Membrane gehämmert, zwischen mir und dem Bildschirm, als würde etwas versuchen, mein Gehirn zu packen, und ich würde dagegen ankämpfen … Aber weshalb kämpfte ich dagegen an?
Das Pulsieren, das Singen wurde schneller und schneller, bis rein nicht mehr von raus zu unterscheiden war und der negative Abglanz der Spiralen sich in meinen Augen schneller bildete, als sie den Wechsel wahrnehmen konnten, sich immer schneller aufeinanderschichteten, bis mein Kopf zu explodieren schien …
Der Gesang und das Dröhnen brachen ab, und da waren die Four Horsemen in ihren Roben zu sehen. Sie spielten auf einer Bühne vor dem Hintergrund klaren, blauen Himmels, und eine einsame Stimme, schmeichelnd jetzt: »Du bist drinnen …«
Dann stand die Kamera direkt über den Horsemen, und ich konnte sehen, daß sie auf einer Art runden Bühne agierten. Die Einstellung kam näher und entfernte sich wieder, und ich sah, daß die runde Bühne auf einem riesigen Turm angebracht war; um den Turm herum, in weitem Umkreis eine riesige Menschenmenge, die auf dem Wüstensand saß, der sich in die Unendlichkeit erstreckte.
»Und wir sind drinnen und sie sind drinnen …«
Ich befand mich jetzt mitten unter der Menge; sie schien zu schmelzen und zu fließen wie Plastik, die sich aus dem Bildschirm ergoß, um mich zu erfassen …
»Und alle zusammen sind wir hier drinnen …«
Ein seltsames und wundervolles Gefühl … die Musik wurde schneller und wilder, ekstatisch … die Hülle der Backfish schien unwirklich … die Menge bewegte sich um mich herum … die Entfernung zwischen mir und der Menge schien zu schwinden … ich war dort … sie war hier … Wir verschmolzen …
»Oh yeah, wir hier sind alle drinnen … zusammen … zusammen …«
T minus 4; Minuten … und weiterzählen …
Jeremy und ich saßen da und starrten auf den Bildschirm, vergaßen einander und alles um uns herum. Schon bei dem normalen Dienst und den kurzen Rundgängen kann man ein seltsames Gefühl hier unten bekommen, in einer Höhle unter der Erde mit Tonnen Zement über dir, nur du und der Typ mit dem zweiten Schlüssel, und hast nichts anderes zu tun, als trübe Gedanken zu wälzen und dem anderen auf die Nerven zu gehen. Von uns allen wird verlangt, so stabil zu sein, wie Menschen nur sein können, das bringt man uns wenigstens bei, und sie müssen recht haben, denn die Welt steht immer noch. Ich meine, viel würde nicht fehlen – nur zwei Typen auf einer Wache über drei Minutemen-Raketen, die gleichzeitig ausflippen, ihre Schlüssel in dem Doppelschloß drehen, drei Knöpfe drücken … Wums! Weltkrieg Nr. 3!
Ein übler Gedanke, den man von uns nicht erwartet.
Oder ich fange an, Jeremy zu beobachten, und er fängt an, mich zu beobachten, und wir beide bekommen ein Paranoia-Feedback … Aber das kann nicht passieren; wir sind zu stabil, zu verantwortungsbewußt. Solange wir noch daran denken, daß es ganz gut ist, sich hier unten ein bißchen spukhaft zu fühlen, ist alles in Ordnung.
Aber das Fernsehgerät ist eine gute Idee. Es bringt uns den Kontakt zur Außenwelt, macht alles realistischer. Es wäre sonst zu leicht zu denken, dieses Raketenkontrollzentrum hier unten sei das einzig Wirkliche auf der Welt und was sonst noch auf der Welt passiert, spielt keine Rolle … Schlimmer Gedanke!
Die Four Horsemen … irgendwie helfen einem diese Typen, es auszuhalten. Ich meine das Gefühl, daß es besser sein könnte, die ganze Spannung loszuwerden, einfach ein Ende zu machen. Wenn man den Four Horsemen zuschaut, ist man in der Lage, es mitzumachen, ohne Schaden anzurichten; du läßt es an dir runterlaufen und dann durch dich hindurch. Ich nehme an,
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