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Damon Knight's Collection 06 (FO 12)

Damon Knight's Collection 06 (FO 12)

Titel: Damon Knight's Collection 06 (FO 12) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon (Hrsg.) Knight
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müßte der schon sein, der nicht seine persönlichen Gefühle seiner einzigen Tochter opfern mag? Als sie noch mit Herbie, dem Bluter, ging und heulend zu Hause erzählte, sie hätten Schluß gemacht, weil sie ihn nicht berühren mochte aus Angst, er könne bluten, war ich es da nicht, der sagte: »Komm, pack deine Sachen, wir fahren für drei Wochen aufs Land.« Als mein Zwillingsbruder Max versackte, wer war es da, der ihn in letzter Minute rettete? Ich war stets bereit, meiner Familie beizustehen. Und wenn Lorinda mich braucht, dann ist es jetzt, da sie geschwängert ist von einem religiösen Irren. Okay – er ist für mich zum Kotzen, also werde ich mit ihm nur noch mit einem Tuch vorm Munde sprechen. Denn schließlich, da die Welt immer kleiner wird, liegt es an Leuten wie mir, größer zu werden, um sie wieder gut zu machen, nicht wahr?
    Ich gehe zurück ins Wohnzimmer und strecke dem Blumenkohl, der mein Schwiegersohn sein soll, meine Hand entgegen.
     

Winterkönig
 
(Ursula K. Le Guin)
     
     
    Wenn Strudel auf dem vorwärtsdrängenden Strom der Zeit erscheinen und die Geschichte Haken schlägt, wie in der Nachfolge von Karhide, dann sind plötzlich Bilder zur Hand: Schnappschüsse, die vielleicht wirklich einmal aufgenommen wurden und nun dazu beitragen sollen, den jungen König mit dem alten, den Vater mit dem Sohn zu vergleichen, und die dazu vielleicht auch umgeordnet und hin und her geschoben werden, bis die Jahre wieder in der richtigen Reihenfolge laufen. Denn trotz der Tricks, die eine augenblickliche interplanetare Kommunikation und eine fast Lichtgeschwindigkeit erreichende Raumfahrt vorgaukeln, läßt sich Zeit (wie der Gesandte Axt bemerkte) nicht einfach umstoßen; noch läßt der Tod mit sich scherzen.
    Wenn also das bekannteste Bild das jenes dunklen Gesichts eines jungen Mannes ist, der über dem alten steht, welcher tot in einem Raum am Boden liegt, nur erleuchtet von der sich in schummerigen Alkoven widerspiegelnden Stadt, leg es für eine Weile beiseite. Sieh dir zuerst den jungen König an, Stolz seines Volkes, strahlend und glückverheißend wie nur je ein Mann mit zweiundzwanzig; doch als dieses Bild aufgenommen wurde, lehnte er sich gegen eine Wand. Er war schmutzig, er zitterte, sein Gesicht war bleich und irr, denn er hatte jenes minimale Vertrauen in die Welt verloren, das man gemeinhin gesunden Menschenverstand nennt. Er wiederholte wieder und wieder in seinem Herzen, was er sich seit Stunden oder Jahren immer wieder gesagt hatte: »Ich will abdanken. Ich will abdanken. Ich will abdanken.« Vor seinem inneren Auge sah er die rot verkleideten Räume des Palastes, die Türme und Straßen von Ehrenrang im Schneefall, die lieblichen Ebenen am Westhang, die weißen Bergspitzen von Kargav, und er nannte sie alle. »Ich will abdanken«, sagte er leise und dann laut, schrie er, als sich ihm wieder jener in Rot und Weiß gekleidete Mann näherte und mitteilte: »Sir! Ein Attentat auf Ihr Leben wurde in der Artisan-Schule entdeckt«, und wieder setzten die brummenden Geräusche sanft ein. »Macht Schluß, macht Schluß«, flüsterte er, während er seinen Kopf in seinen Armen verbarg, doch das summende Gewinsel wurde höher und lauter und näher, bis es in sein Fleisch eindrang, an seinen Nerven bis zur Wurzel zerrte und seine Knochen tanzten und rasselten und nach seiner Melodie zuckten. Er zuckte und wand sich, nackte Knochen an dünnen weißen Fäden aufgereiht – und weinte trockene Tränen und rief: »Faßt sie – Faßt sie – Sie müssen – Hingerichtet – Aufhören – Aufhören!«
    Es hörte auf.
    Klatschend fiel er auf den Flur. Welcher Flur? Keine roten Ziegelsteine, kein Parkettboden, kein uringefärbter Zement, sondern der Holzboden im Zimmer im Turm, dem Turmzimmer, wo er sicher war, sicher vor dem alten verrückten, fürchterlichen Mann, dem König, seinem Vater. Dort im Schatten verbarg er sich vor der Stimme und der großen zupackenden Hand, die den Siegelring trug. Doch dort gab es kein Versteck, keine Sicherheit, keinen Schatten. Der schwarzgekleidete Mann kam sogar hierher und nahm seinen Kopf, hob ihn hoch, schob seine Augenlider hoch, die er zu schließen versuchte.
    »Wer bin ich? Wer bin ich?«
    Die leere schwarze Maske starrte auf ihn nieder, und der junge König kämpfte, stöhnte, denn nun würde er ersticken: er würde nicht armen können, bis er den Namen gehaucht hatte, den richtigen Namen – »Gerer!« – Er konnte atmen. Er durfte atmen, er hatte den

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