Damon Knight's Collection 08 (FO15)
soweit, ihre Kinder benetzen zu lassen. Vielleicht habe ich auch zu tief gegriffen – sagen wir, es ist noch eine viertel Million. Aber die Zahl nimmt seit langem ab. Doch eines Tages – wer weiß? Die Entwicklung mag umschlagen, und es werden wieder mehr. Das wäre nicht das erste Mal, daß so etwas geschieht.“
Ihre Entgegnung war: „Meiner Meinung nach hätte die ganze Sache schon lange ausgemerzt werden sollen …“
Der Papst nahm die Schultern etwas zurück und stäubte Asche in den Brunnen. „Jedenfalls gehen sie mir auf die Nerven“, sagte er. „Ich kann mich des Gefühls nicht erwehren, daß die Dinger mich nicht leiden können. Sie nehmen mir das hoffentlich nicht übel?“
Sie lächelte und machte eine Bemerkung über die Annehmlichkeit solcher Maschinen, und daß sie Sal in einer Kiste von New York aus hatte hertransportieren lassen.
„Vermutlich ist es sehr gut, daß mein Vorgänger die Verwaltung des Vatikans in die Hände der Regierung gelegt hat“, sinnierte der Papst. „Wir würden gar nicht genug Personal bekommen und müßten dann solche Maschinen einsetzen. Zweifellos hätten unsere Modelle bunte Glasfenster.“
Miss Bushnan lachte höflich. Dabei unterdrückte sie krampfhaft ein Husten, denn die Zigarre des Papstes gehörte zu der penetranten, billigen Sorte, wie sie in den ärmlicheren italienischen Cafés geraucht wurde. Es schoß ihr durch den Kopf, ob er nicht selbst aus der untersten Klasse stammte. Seine Hände waren verkrümmt und ledern wie die eines alten Gärtners, als habe er sein Leben lang Unkraut gejätet.
Er wollte noch etwas sagen, aber Sal kam auf lautlosen Gleitern hereingerollt und unterbrach ihn. „Telefon, Miss Bushnan“, sagte er neben ihrem Ellbogen.
Sie schwang sich in ihrem Sessel herum und drückte auf die Knöpfe ‚Ein’ und ‚Mitschneiden’ des Kommunikations-Armaturenbretts, während sie den Papst mit einer Handbewegung bat, sitzenzubleiben. Der Bildschirm wurde licht, und sie sagte zu dem Büroroboter, der den Anruf vermittelt hatte: „Guten Abend.“
Der Roboter antwortete mit einer Nachricht: „Ihre Exzellenz, die bevollmächtigte Delegierte der Vereinigung aller sozialistischen Sowjet-Republiken, Genossin Natascha Nikolajewna.“ Das Licht flackerte, und eine aufreizende Blondine von ungefähr vierzig Jahren, etwas überreif und protzig gekleidet, aber mit bemerkenswert klarem Teint und enorm großen Augen erschien anstelle des Roboters. Die Russin war früher Schauspielerin gewesen und nun mit einem General verheiratet; den Konferenzgerüchten zufolge verdankte sie ihre gegenwärtige Position gewissen Gunstbeweisen gegenüber dem Parteivorsitzenden.
„Guten Abend“, begrüßte Miss Bushnan sie und fügte dann hinzu: „Genossin Nikolajewna.“
Die Russin bedachte sie mit einem betörenden Lächeln. „Ich rief Sie an, Schätzchen, weil ich hören wollte, wie Ihnen heute meine kleine Rede gefallen hat. Habe ich etwa zu lang gesprochen? Sie fanden es doch nicht zu beschwerlich, wegen der Übersetzung Kopfhörer aufzusetzen?“
„Ich fand Ihre Worte sehr aufwühlend“, antwortete Miss Bushnan vorsichtig. In Wirklichkeit hatten sie die Anspielungen der russischen Delegierten auf Hitlers Gaskammern und ihre markigen Sätze über die Wiederherstellung eines wirtschaftlichen Wertes des Menschenlebens sehr abgestoßen. Es lief darauf hinaus, daß Menschen, die lebendig keinen materiellen Wert darstellen, zu Seife verarbeitet werden sollten, aber sie hatte nicht die Absicht, die Russin offen zu kritisieren.
„Habe ich Sie überzeugt?“
Brad zu Seife verarbeitet. Ein komischer Gedanke, aber sie konnte nicht darüber lachen. Ein Finger von Brad, der langsam zum Vorschein kam, während sie das Seifenstück verbrauchte. Die russische Delegierte schaute sie noch immer in Erwartung einer Reaktion an.
„Mich brauchen Sie ja nicht zu überzeugen, oder?“ Sie überging lächelnd die direkte Frage. „Ich habe ja nur eine beobachtende Funktion, nicht wahr?“
„Es ist mir aber ein inneres Bedürfnis“, sagte die russische Delegierte und preßte dabei eine diamantenblitzende Hand auf die ausladende Brust. „Tief in meinem Herzen.“
„Das kann ich mir denken. Es war eine wunderbare Rede. Sehr dramatisch.“
„Sie verstehen also, was ich meine?“ Die Stimmung der Russin hob sich sichtbar. „Das ist wundervoll, Schätzchen. Hören Sie, ich wohne, wie Sie wissen, hier in unserer Botschaft – möchten Sie nicht zum Essen kommen? Ein
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