Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Damon Knight's Collection 09 (FO 16)

Damon Knight's Collection 09 (FO 16)

Titel: Damon Knight's Collection 09 (FO 16) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon (Hrsg.) Knight
Vom Netzwerk:
Sie sehen alle in mir immer noch das kleine Mädchen, das im Garten Seil hüpft.“
    Dorothea bringt uns eiskalte Gurkensuppe, und wir schweigen, bis sie wieder fort ist. Die Großvateruhr schlägt zehn, und ich staune, wie schnell der Tag vergangen ist. Die meisten Somerset-Bewohner liegen schon im Bett. Sonntag ist ein schwerer Tag, die Fahrt zur Kirche, Besuche, Tätigkeiten, an die sie kaum noch gewöhnt sind. Heute nacht werden sie sicher gut schlafen, denke ich. Ich sehe Sid an und denke, daß auch er diese Nacht gut schlafen sollte.
    Seine Augen liegen ganz tief, und mir scheint es, als habe er abgenommen; er sieht älter aus, reifer als bei unserer ersten Begegnung.
    „Werden Sie diese Nacht im Labor wieder arbeiten lassen?“ frage ich. „Ist irgendeiner der Jungen bereit?“
    „Nein“, erwidert Roger kurz. Er sieht Sid an und sagt: „Ehrlich gesagt, wir haben heute beschlossen, niemanden mehr hier zu untersuchen.“
    „Sie wollen also fortfahren?“
    „Die Jungens gehen zurück, aber Sid und ich werden noch eine Weile hierbleiben. Und Dr. Staunton.“
    Ich lege meinen Löffel hin, lehne mich zurück und warte auf etwas, das sich in der Art verbirgt, wie Roger seinen Satz abbricht, während Sid ihn vernichtend ansieht. Nun beobachte ich Sid.
    „Wir meinen, auch Sie sollten abreisen“, sagt er.
    Ich sehe Roger an, der nickt, dann Staunton. Er sieht verdrießlich aus und nagt an seiner Lippe. Er rutscht unruhig hin und her und sagt: „Miss Matthews, dürfte ich Ihnen etwas vorschlagen? Bitte, verstehen Sie mich nicht falsch.“ Ich warte nur. Er fährt fort: „Ich glaube, Sie sollten nach New York zurückgehen und einen Psychiater an der Columbia Universität aufsuchen.“
    „Und die anderen schicken Sie so zurück? Sollten sie nicht auch einen Arzt aufsuchen?“
    „Ja, das finde ich in der Tat.“
    Sid betrachtet eingehend seinen Suppenteller, und Roger hat irgendwelche Schwierigkeiten mit seinem Feuerzeug. „Aber die beiden nicht?“ frage ich Staunton, während ich auf Roger und Sid zeige.
    „Sie auch“, sagt er kurz. Sid schaut nun amüsiert drein, und Roger gelingt es endlich, seine Zigarette anzuzünden.
    „Ist das auch Ihre Meinung?“ frage ich Sid. „Sollte ich zu einem Psychiater gehen?“
    „Nein. Nur hier weggehen und nicht wiederkommen.“
    Dorothea kommt herein, und ich frage mich, wieviel sie mitbekommen hat. Ich sehe ihr faltiges Gesicht und den Kummer in ihren Augen, und ich weiß, daß sie viel, wenn nicht gar alles gehört hat. Dann serviert sie uns: Schinkensteaks, gebackenes Obst, Ananas, Apfelringe, Bananen, Süßkartoffeln-Soufflé.
    Es ist nach elf, als wir mit dem Essen fertig sind, und Sid ist fast eingeschlafen. Er sagt: „Ich muß gehen. Bringst du alles in Ordnung, Rog?“
    „Natürlich. Verdammt, daß Doug ausgeflippt ist. Wir brauchen alle Daten, die wir noch bekommen können.“
    „Ich kann die Aufnahme machen“, sage ich.
    Im fast gleichen Augenblick sagt Staun ton: „Ich dachte, ich würde heute nacht von euch beiden Aufzeichnungen machen.“
    Roger und Sid zeigen sich verwirrt, und Sid sagt nach einer kurzen Pause: „Dr. Staunton, es ist immer dasselbe mit Ihnen, wir lassen es Janet machen!“
    „Glauben Sie wirklich, daß ich zu voreingenommen bin? Daß ich keine objektiven Daten ermitteln kann?“
    Sid steht auf und stützt sich mit der Hand auf den Tisch. „Ich bin zu müde, um höflich zu sein“, sagt er, „und zu müde, um zu argumentieren. Ja, ich glaube, daß Sie zu voreingenommen sind, um die Träume aufzuzeichnen. Roger, zeigst du Janet, wie wir es machen?“
    Roger bleibt bei mir, bis die Signale von Sids Augenbewegungen anzeigen, daß er seinen ersten Traum hat. Roger beobachtet, wie ich Sid anrufe und das Tonbandgerät anstelle und wieder ausmache. Dann legt sich Roger in den zweiten Raum schlafen, und ich sehe nach, ob die Elektroden bei ihm richtig angeschlossen sind, und bin allein, während ich die beiden sich bewegenden Linien beobachte. Das Bergauf und -ab des Lebens, denke ich, während ich beobachte, wie sie sich heben und senken und wieder heben.
    Die Apparate laufen fehlerlos; die raschen Augenbewegungen verursachen einen rapiden Wechsel in dem Muster von Hebungen und Senkungen, das eher dem EEG einer wachen Person denn einer schlafenden gleicht. Ich rufe wieder Sid an und höre zu, wie er einen Berg besteigt und immer wieder herunterstürzt. Roger befindet sich auf einem Floß, das festgebunden ist und immer wieder ans Ufer

Weitere Kostenlose Bücher