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Damon Knight's Collection 09 (FO 16)

Damon Knight's Collection 09 (FO 16)

Titel: Damon Knight's Collection 09 (FO 16) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon (Hrsg.) Knight
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Belcher)
     
     
    Der grüne Chevrolet war an der Ecke Washington- und Pinestreet abgestellt. Der Lastwagenfahrer hintendran fühlte seine Geduld dahinschwinden, fluchend wechselte er den Gang und stieß mit seinem großen Laster rückwärts. Die herausragenden Stahlplatten durchstießen den Volkswagen hinter ihm und den Schädel des Fahrers, John Philipott Tanker. Die Ambulanzfahrer, die ihn wegbrachten, hatten wenig Hoffnung. Die Schwestern auf der Notstation noch weniger. Die wachhabenden Ärzte kämpften um sein Leben, nähten gerissene Adern, machten Bluttransfusionen, legten um seinen Kopf einen neuen Verband und versuchten alle Tricks, die ihnen einfielen, woraufhin auch sie zugaben, daß es hoffnungslos sei.
    Walter Sturbridge hörte Sonntagabend davon, als ihn ein alter Bekannter, ein Fahrstuhlführer von der Universitätsklinik, anrief. Am Eingang wurde Sturbridge registriert. Als er die Korridore im Erdgeschoß entlanglief zur Nordseite des Hospitals, sah er den alten Loomis auf ihn warten.
    „Wie geht es?“ sagte Sturbridge.
    „Er ist ganz schön schlimm dran.“ Loomis führte ihn zu seinem Fahrstuhl. „Wir werden in den Dritten hochfahren, wo wir in Ruhe ein bißchen sitzen und sprechen können.“ Sie machten es sich bequem, zündeten Zigaretten an. Sturbridge wartete.
    „Ja, Mr. Sturbridge, die wollen einfach das Herz von Tanker übertragen.“
    Sturbridge, in dem mit rotem Plastik überzogenen Stuhl, den er sich in den Lichtschein des Fahrstuhls gezogen hatte, ließ den Kopf hängen. Er schaute Loomis an. In dem seit Freitag verlassenen Büro des Krankenhauses konnte man immer noch den Duft der Mädchen riechen, die hier arbeiteten.
    „Sie haben diesen Burschen, Rowalski, dem sie unbedingt ein neues Herz einpflanzen wollen. Wurde hier ein- und ausgeliefert seit seiner Schulzeit. Vor vier, fünf Jahren operierten sie die Herzklappe. Ging eine kleine Weile gut“, sagte Loomis, „und ging dann wieder in die Brüche. Diese Ärzte mit ihren Übertragungen müssen warten und warten. Manchmal arbeiten sie tagelang mit einem und sehen ihn dann sterben, bevor sie herausfinden können, was sie brauchen. Sie haben vielleicht ein Dutzend Anwärter, deshalb sind sie ständig auf der Suche.“
    War er ein Stückeschreiber, dachte Sturbridge, oder ein dämlicher Reporter, der mit sich selbst Mitleid hatte? Eine heiße Nacht also, und er hatte die Ed Sullivan-Show versäumt. Dies hier war die Universitätsklinik und nicht der Tankerville Herald. Als sie sich fragten, „Was können wir für Tanker tun?“ und ein großes fettes „Nichts“ als Antwort erhielten, hat sicher jemand gefragt, „Was können wir mit Tanker tun?“ Ein gesunder Zweiunddreißigjähriger, dessen Kopf ein Lastwagen zerschmetterte. Und alles, woran Sturbridge denken konnte, waren die zehn Millionen Dollar, die ein prächtiges Begräbnis kosten würde. Aber nicht an die Leute hier, die auf Wracks wie Tanker warteten.
    Der alte Loomis lief in dem dunklen Büro herum auf der Suche nach einer Tüte, in die er spucken könnte. „Nimmt einen mit, wenn es jemand ist, den man kennt“, sagte er, „sie sind nicht herzlos, diese Jungens. Ansonsten. Alles was sie für Mr. Tanker tun könnten, würden sie nur zu gerne tun. Aber wenn es so steht, dann fallen ihnen all die anderen ein, die Herzübertragungen nötig haben und rennen das Büro ein, um die Erlaubnis zu bekommen.“
    Die Jahre des Krieges und als Zeitungsreporter hatten Sturbridge äußerlich abgehärtet, aber er war nach wie vor zartbesaitet. Wenn er an John Philipott Tanker dachte, über den sie herfielen wie die Kannibalen auf der Suche nach Ersatzteilen wie bei einem Autowrack, so machte ihn das krank. Als sie ihn zum erstenmal gesehen hatten, wußten sie, das war’s. Jemand hatte sofort gesagt: „Wem gehört Tanker? Wenn er tot ist, heißt es.“ Jemand hatte gesagt: „Laßt die Papiere unterschreiben, damit wir alles in Ordnung haben.“ Als wenn Tanker irgendein Stück eines Wracks wäre. Der Fahrstuhl summte, und die große „7“ leuchtete auf. „Oben sind sie schon soweit“, sagte Loomis, „ich laß dich auf sechs raus.“
    Die Korridore, endlos und voller Menschen, überwältigten ihn mit einem Dutzend verschiedener Krankenhausgerüche, als er von Station zu Station lief. Was Sturbridge wurmte, war, daß Hartmann, der alte Arsch von einem Familienrechtsanwalt, dies erwischt hatte und gleich seine Partner mitgebracht hatte, um der Familie zu helfen, während

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