Damon Knight's Collection 10 (FO 19)
konnte sich nicht erinnern, was es war. Großartige Entbindung. Keine Komplikationen. Braves Kind. Brave Mutter. Überhaupt keine Schwierigkeiten. Er zuckte mit den Schultern und verließ auf Zehenspitzen das Zimmer, ohne Marties Schlaf zu stören. Die Schwester würde ihn wecken, sobald Julia ihn zu sehen wünschte.
„Liebling, du bist schön. Wunderschön. Und ich habe dir endlich ein Weihnachtsgeschenk mitgebracht.“ Er hielt es ihr entgegen, einen Stoffhund, der ein Auge zwinkernd zusammenkniff und ein läppisches Grinsen aufgesetzt hatte. „Du wußtest, wie es kommen würde, so wie ich über unseren Sohn Bescheid wußte, nicht wahr?“
„Ja. Es war bedroht. Jeder andere Weg, dieser Drohung zu begegnen, hätte es noch mehr gefährdet. All die schrecklichen Waffen, die wir gegeneinander eingesetzt hätten. Den Krieg, der daraus entstanden wäre, hätte keiner überlebt. Es hat sie verlassen. Diese furchtbare Leere in Wymann, in Conant, in all den anderen. Sie tun das, wozu sie ausgebildet sind, und nicht mehr. Sie tun es sehr geschickt.“ Sie strich sich über den flachen Leib.
„Du hast uns gerettet. Du und deine Freunde. Diejenigen, die ihr Inneres öffneten, es akzeptierten, von sich Besitz ergreifen ließen. Zu solchen Zeiten muß eine Wechselbeziehung herrschen. Diese Kulturexplosion überall auf der Welt! Ihr an einem Ende des Spektrums, Wymann und seine Anhänger am anderen. Von vollkommener Besessenheit zu vollkommener Leere …“
„Es wird eine Zeitlang dauern, die Aufzeichnungen zu durchforschen, unsere Babies zu finden …“
„Sie werden uns jetzt helfen. Sie brauchen Führung.“
„Wir werden sie beschützen müssen …“
„Für immer und alle Zeiten.“
In der Schlange
(Keith Laumer)
Der alte Mann stürzte genau in dem Augenblick, als Hestlers Mofa auf dem Rückweg von der Versorgungsstation an seinem Platz vorüberfuhr. Hestler bremste und starrte in das verzerrte Gesicht – eine Maske aus schlaffem, fahlem Leder, in welcher der Mund zuckte, als versuchte er sich von dem sterbenden Leib loszureißen. Dann sprang er vom Rad, beugte sich über den Gestürzten. So flink er war, ein hageres Weib mit Fingern wie knorrige Wurzeln kam ihm zuvor. Sie umkrallte die spitzen Schultern des Alten.
„Nennen Sie mich , Millicent Dredgewicke Crump“, kreischte sie in das leere Gesicht. „Oh, Sie ahnen nicht, was ich durchgemacht habe, wie ich die Hilfe verdiene –“
Sie taumelte zur Seite, als Hestler ihr einen Tritt versetzte. Er kniete neben dem Alten nieder, stützte seinen Kopf.
„Geier“, sagte er, „hacken gierig auf einen Menschen ein. Also, ich habe da mehr Mitgefühl. Sie waren so dicht am Ziel. Die Geschichten, die Sie erzählen könnten, was? Ein Oldtimer. Nicht wie diese – äh – Drängler.“ Er verschluckte das obszönere Wort. „Ich finde, in einem Augenblick wie diesem hat der Mensch ein gewisses Recht auf Würde –“
„Sie verschwenden Ihre Zeit, Mann“, sagte eine markige Stimme. Hestler erkannte über sich die Nilpferdvisage des Kerls, den er immer für Hintermann Zwanzig gehalten hatte. „Der alte Glatzkopf ist tot.“
Hestler schüttelte den Toten. „Nennen Sie Argall Y. Hestler“, schrie er in das taube Ohr. „Argall, ich buchstabiere A-R-G-A-L-L –“
„Platz da!“ durchschnitt die metallische Stimme eines Streckenpolizisten das Geschrei. „Sie da, zurück!“ Ein kräftiger Stoß unterstrich den Befehl. Hestler erhob sich zögernd, die Blicke immer noch auf das wächserne Gesicht gerichtet, das zu einem Ausdruck entsetzten Staunens erschlafft war.
„Leichenfledderer!“ zischte das hagere Weib. „Schie–!“ Sie schleuderte ihm das unaussprechliche Wort entgegen.
„Ich wollte nichts für mich“, entgegnete Hestler aufgebracht. „Aber mein Sohn Argall ist völlig ohne sein Verschulden –“
„Schon gut, Ruhe jetzt!“ fauchte der Polizist. Er wies mit dem Daumen auf den Toten. „Hat der Mann eine letzte Verfügung getroffen?“
„Ja!“ rief das hagere Weib. „Er sagte, an Millicent Dredgewicke Crump, M, I, L –“
„Sie lügt“, warf Hestler ein. „Zufällig habe ich genau gehört, daß der Name Argall Hestler fiel – nicht wahr, Sir?“ Er strahlte einen Halbwüchsigen an, der mit offenem Mund auf den Toten starrte.
Der Junge schluckte und sah Hestler ins Gesicht.
„Herrgott, er hat keinen Ton gesagt“, erklärte er und spuckte aus, dicht vor Hestlers Schuhspitze.
„Ohne Testament gestorben“,
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