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Damon Knight's Collection 10 (FO 19)

Damon Knight's Collection 10 (FO 19)

Titel: Damon Knight's Collection 10 (FO 19) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon (Hrsg.) Knight
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und gegen Morgen schlief er endlich ein.
    Das Krankenhaus. Der gleiche Traum, immer wieder der gleiche Traum. Er versuchte sich davon loszureißen, doch obgleich er wußte, daß er nur träumte, konnte er nichts ändern, konnte er nur durch Korridore wandern und nach ihr suchen. Nach ihr rufen. Endlose Korridore, fremde Zimmer, eine unermeßliche Kette von Zimmern durchforschen …
     
    „Julia geht es ausgezeichnet. Die Gebärmutter ist bereits erweitert. Noch drei, vier Tage, schätzungsweise, aber die Wehen können auch jeden Moment einsetzen. Ich schlage vor, daß sie hierbleibt, Sayre. Sie überläßt es Ihnen.“
    Martie nickte. „Ich möchte mit ihr sprechen, bevor wir die Entscheidung treffen.“ Er holte einen zusammengefalteten Zeitungsausschnitt aus der Tasche und warf ihn Wymann auf den Schreibtisch. „Und nun eine Frage: Warum hat sich Dr. Fischer aus dem Fenster gestürzt?“
    „Ich weiß es nicht. Er hat keinen Abschiedsbrief hinterlassen.“
    „Fischer war der Arzt, der mich untersuchte, in Anführungszeichen, der in meine Personalakte die reizende kleine Bemerkung eintragen ließ, daß ich schizophren sei, nicht wahr? Ein Psychiater.“
    „Ja. Sie haben ihn hier kennengelernt.“
    „Ich erinnere mich, Wymann. Sie wissen also nicht, weshalb er in die Tiefe sprang. Vielleicht kann ich es Ihnen sagen. Er hatte sich erschöpft, nicht wahr? Ein Psychiater ohne Intuition, ohne Träume, ohne Unterbewußtsein, das für ihn und mit ihm arbeitet. Als er nach innen griff, faßte er ins Leere, nicht wahr? Geht es euch nicht allen so?“
    „Ich weiß nicht, wovon Sie reden. Conant will morgen früh damit beginnen, Sie zu testen. Wenn das Ergebnis positiv ist …“
    „Scheren Sie sich zum Teufel, Wymann! Sie, Conant, all die anderen! Schert euch zum Teufel!“
    „Schön, vielleicht sollten wir die Sache nicht übereilen. Warten wir, bis Julia entbunden hat. Sie werden Ihr Kind sehen wollen. Warten wir also. Julia liegt auf Zimmer vier neunzehn. Sie können jederzeit zu ihr.“
    Er klopfte leise an die Tür. Julia öffnete. Sie lachte, und zugleich liefen ihr Tränen über die Wangen. „Ich weiß, ich weiß. Es kommt alles in Ordnung mit dir“, rief sie.
    „Mit mir? Ich bin hier, um dir zu versichern, daß mit dir alles in Ordnung kommt.“
    „Das weiß ich längst. Martie, bist du ganz sicher? Natürlich. Du hast es erkannt. Er, Wymann, merkt es noch nicht. Ich glaube, daß es die wenigsten von ihnen merken …“
    „Moment, Liebling. Du bist mir schon wieder um sechs Längen voraus. Wovon redest du?“
    „Du wirst bald aufholen. Es, das Ding, das kollektive Unterbewußtsein, oder wie man es sonst nennen mag, hat sich von ihnen zurückgezogen. Sie sind davon ausgeschlossen. Leer. Sie glauben, es sei eine Reaktion auf das RNA, aber das stimmt nicht. Sie wollen verzweifelt Babies, aber ihnen entfällt bereits, wozu sie die Babies brauchen …“ Sie unterbrach sich plötzlich und preßte die Hand gegen ihren Leib. Ein verwirrter Ausdruck huschte über ihr Gesicht. „Sieh lieber nach, ob er noch im Haus ist!“
    „Es wird alles glatt gehen. Noch ein paar Stunden.“ Dr. Wymann setzte sich zu Martie ins Wartezimmer. „Verraten Sie mir eines, Sayre: Weshalb hat sie dieses Steinding gemacht? Weshalb schreiben die anderen Gedichte oder Stücke, weshalb malen sie? Weshalb?“
    Martie lachte.
    „Komisch“, sagte Wymann und fuhr sich über die Augen. „Ich habe das Gefühl, daß ich es wissen müßte. Vielleicht habe ich es gewußt, früher einmal. Nun, ich muß gelegentlich nach ihr sehen.“ Er stand auf. „Übrigens habe ich einen Zettel auf meinem Schreibtisch gefunden. Ich soll Sie daran erinnern, daß Sie morgen früh eine Verabredung mit Dr. Conant haben. Sind Sie krank oder sonst etwas?“
    „Ich fühle mich prächtig, Doktor. Wirklich prächtig.“
    „Gut. Gut. Bis gleich.“
     
    Er ging durch die Korridore, warf hier und da einen Blick in Zimmer, die alle gleich fremd waren. „Martie, hierher. Hier bin ich.“ Er wandte sich dem Klang ihrer Stimme zu und folgte ihm. „Es ist ein Junge, Liebling. Ein kräftiger, gesunder Junge.“ Er senkte den Kopf und spürte, wie ihm die Tränen warm über die Wangen liefen. Als Wymann ins Wartezimmer kam, um ihn zu seinem Sohn zu beglückwünschen, fand er Martie im tiefen Schlaf. Ein Lächeln lag auf seinen Lippen.
    Er beugte sich einen Moment lang mit gerunzelter Stirn über ihn. Da war doch noch etwas, das er erledigen mußte. Irgend etwas. Er

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