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Damon Knight's Collection 10 (FO 19)

Damon Knight's Collection 10 (FO 19)

Titel: Damon Knight's Collection 10 (FO 19) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon (Hrsg.) Knight
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ein paar Tagen hier herumlungert? Sie hätte nicht auf diesem hohen Felsen herum klettern sollen. Es tut mir leid, daß sie tot ist. Aber sieh dir doch an, was wir hier freilegen!“
    „Terrence! Erinnerst du dich nicht an Magdalen?“
    „Das Mädchen da unten? Sie hat ein wenig Ähnlichkeit mit der Kleinen, die mir kürzlich nachts das Gesicht wie eine Furie zerkratzte. Wenn wieder jemand in die Stadt kommt, soll er den Sheriff verständigen, daß hier ein totes Mädchen ist. Robert, hast du je so ein Gesicht gesehen? Und da kommen schon die Schultern zum Vorschein. Ich glaube, daß es sich um eine mannsgroße Statue handelt. Wunderbar, wunderbar!“
    „Terrence, du hast den Verstand verloren. Du erinnerst dich doch an Anteros?“
    „Gewiß, der Zwillingsbruder von Eros, aber man hat nie viel aus dem Symbol der unerfüllten Liebe gemacht. Donner! Das ist der Name für ihn! Er paßt großartig zu ihm. Wir werden ihn Anteros nennen.“
    Nun, es war Anteros, naturgetreu in Basalt. Sein Gesicht war verzerrt. Er schluchzte lautlos und erstarrt, und seine Schultern waren vor Kummer gebeugt. Die Skulptur war faszinierend in ihrer erbarmungswürdigen Leidenschaft, ihrer versteinerten, unerfüllten Liebe. Vielleicht war sie jetzt eindrucksvoller als später, wenn man sie säuberte. Anteros war Erde, er war die Erde selbst. Welcher Periode das Bildnis immer angehören mochte, es war überragend in seiner Aussage. „Der lebende Anteros, Terrence! Erinnerst du dich nicht an unseren Helfer, Anteros Manypenny?“
    „Natürlich. Er kam heute morgen nicht zur Arbeit, was? Sag ihm, daß er entlassen ist.“
    „Magdalen ist tot! Sie war eine von uns! Verdammt, sie war die wichtigste von uns!“ rief Robert Derby. Terrence und Ethyl hörten nicht auf seinen Ausbruch. Sie waren damit beschäftigt, den Rest der Statue freizulegen.
    Und in der Tiefe studierte Howard Steinleser dunkle, zerbrochene Steine, bevor sie verschwanden, studierte eine Schicht, die es noch nicht gab, und las in einer nebligen Zukunft.

Entbindungsstation
 
(Sonya Dorman)
     
     
    Mit dem schweren, unförmigen Leib war es nicht einfach für mich, die flachen, langgestreckten Stufen des riesigen Krankenhauskomplexes zu erklimmen, aber ich schaffte es, indem ich ganz langsam ging. Durch das Labyrinth der Eingangshalle, einen breiten Korridor entlang, bis ganz nach hinten zur Buchhaltung.
    Ich suchte ein paar Minuten nach dem Anmeldebüro, wo mich schließlich die Schreibdame in einen Stuhl scheuchte. Dort saß ich nun und wartete; die Krankenhausroutine lief um mich ab, als sei ich Luft. Man brachte ein Bein herein. Ein gelber Zettel mit dem Namen des Spenders und einer Kodenummer hing daran. Als hätte es auf diesen passenden Moment gewartet, versetzte mir das Baby einen Tritt, und meine Knie ruckten unwillkürlich.
    Eine halbe Stunde war vergangen, und trotz der Schauobjekte begann ich mich zu langweilen. Das Kernstück war natürlich das Herz in seinem vergitterten Behälter; pump, pump, speisten es Wandröhren mit Flüssigkeit. Auf einer Lochkarte stand, daß dieses Herz als einziges von siebenunddreißig Empfängern nacheinander abgestoßen worden war. Inmitten der dunklen, pulsierenden Masse stand halbkreisförmig das Wort Mutter eintätowiert.
    „Miß?“ wandte ich mich an die Schreibdame, aber sie schüttelte nur unfreundlich den Kopf. Ich mußte erneut warten, was mir ungerecht erschien. Selbst die Hologramme konnten meine Aufmerksamkeit nicht mehr fesseln. Ich hatte sie immer wieder der Reihe nach betrachtet: wie sich die Erreger der Knochenmarkentzündung festsetzten, wie sie kleine Wurzeln in das poröse Knocheninnere vorschoben, wie sie sich nährten und ausbreiteten und wie schließlich die helle Knochenfistel aus einem Unterschenkel drang.
    Das letzte Hologramm der Serie zeigte einen Mann, frisch und munter, mit Beulen an Augenbrauen, Ellbogen und Knien, dessen Wohlbefinden durch tägliche Spritzen aufrechterhalten wurde.
    Die Schreibdame ignorierte mich eisern, obgleich sie wußte, daß ich in den Wehen war. Nachdem sie die Nummer des Beins eingetragen hatte, kam ein Laborant und entfernte es rasch und sorgsam.
    Man brachte einen Daumen mit Zeigefinger, an dem ebenfalls ein Zettel hing. Eintragen, katalogisieren, abheften, wegschaffen.
    „Ich komme gleich zu Ihnen“, sagte die Schreibdame und warf mir einen flüchtigen Blick zu. Die neuesten Kontaktlinsen schien sie nicht zu tragen, denn ihre Lider waren entzündet und ihre Augen gerötet.

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