Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Damon Knight's Collection 10 (FO 19)

Damon Knight's Collection 10 (FO 19)

Titel: Damon Knight's Collection 10 (FO 19) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon (Hrsg.) Knight
Vom Netzwerk:
wenn die gesamte Menschheit eine einzige Sprache gesprochen hätte, wäre niemals die Schrift entstanden. Das Schreiben begann immer als Brücke, und es mußte irgendeine Kluft geben, die es überbrückte.“
    „Wie hier bei uns“, sagte Steinleser. „Dieser ganze Schlot ist unverständlich. Seine oberste Schicht müßte älter sein als die Basisschicht des Hügels, da der Hügel an einer Stelle errichtet wurde, wo das Gestein der Schlotformation erodiert war. Aber in mancher Hinsicht scheinen sie der gleichen Zeit anzugehören. Wir müssen hier alle unter einem Bann stehen. Nun arbeiten wir seit zwei, beinahe drei Tagen hier, und die völlige Unmöglichkeit unserer Situation ist uns immer noch nicht zu Bewußtsein gekommen.
    Das Symbol der Nahuatl für Zeit ist der Schlot. Die Gegenwart bezeichnet der untere Teil eines Schlots, in dem Feuer brennt. Die Vergangenheit wird dargestellt durch schwarzen und die Zukunft durch weißen Rauch aus einem Schlot. Auf dem Stein von gestern tauchte ein Unterschriftssymbol auf, das ich nicht verstand und nicht verstehe. Es schien anzudeuten, daß etwas von oben nach unten durch den Schlot wanderte, anstatt umgekehrt.“
    „Ich finde nicht, daß es große Ähnlichkeit mit einem Schlot hat“, sagte Magdalen.
    „Ebensowenig wie ein junges Mädchen große Ähnlichkeit mit Morgentau auf Tollkraut hat“, erwiderte Robert Derby. „Und doch erkennen wir das Gleichnis an.“
    Sie redeten eine Weile über die Unmöglichkeit des ganzen Unternehmens.
    „Wir haben Schuppen auf den Augen“, sagte Steinleser. „Der geriefelte Kern des Schlots stimmt nicht. Ich bin nicht einmal sicher, ob der restliche Schlot stimmt.“
    „Er tut es nicht“, erklärte Robert Derby. „Wir können die meisten Schichten des Schlots mit bekannten Perioden des Flusses und des Creeks identifizieren. Ich habe mir heute alles genau angesehen. Dabei entdeckte ich einen Streifen, wo der Sandstein überhaupt nicht erodiert ist, wo er dreihundert Meter von der Verwerfung des Flußbetts entfernt ist und über sich eine hundertjährige Schicht aus Lehm und Grasnarbe hat. Es gibt andere Stellen, wo der Stein in verschiedenen Tiefen freigelegt ist. Wir können ziemlich genau sagen, wann der Schlot entstand, wir können Übereinstimmungen bis zu den letzten Jahrhunderten finden. Aber wann entstand die oberste, zehn Fuß starke Schicht? Dazu gibt es nirgends Parallelen. Die Jahrhunderte, die von der obersten Schlotschicht dargestellt werden, Leute, diese Jahrhunderte kommen erst.“
    „Und wann bildete sich der dunkle Abschlußstein –?“ begann Terrence. „Ah, ich habe den Verstand verloren. Er ist nicht da. Ich bin verrückt.“
    „Nicht verrückter als wir anderen“, sagte Steinleser. „Ich glaubte ihn auch zu sehen. Und dann war er verschwunden.“
    „Die Felsenschrift, sie ist wie eine alte Erzählung, an die ich mich nur noch halb erinnere“, sagte Ethyl.
    „Oh, das ist sie, ja“, murmelte Magdalen.
    „Aber ich weiß nicht mehr, was mit dem Mädchen geschah, das darin vorkam.“
    „ Ich weiß, was mit ihr geschah, Ethyl“, sagte Magdalen.
    „Lies uns das dritte Kapitel vor, Howard“, bat Ethyl. „Ich bin gespannt, wie die Sache ausgeht.“
    „Zuerst solltet ihr alle einen Schluck Whisky gegen den Schüttelfrost nehmen“, schlug Anteros unterwürfig vor.
    „Aber keiner von uns hat Schüttelfrost“, widersprach Ethyl. „Mach du, was du willst, Ethyl“, sagte Terrence, „aber ich brauche den Whisky. Auch wenn der Schüttelfrost nicht von einer Erkältung, sondern von meiner Angst kommt.“
    Sie tranken alle Whisky. Sie redeten eine Weile, und jemand nickte ein.
    „Es ist spät, Howard“, sagte Ethyl schließlich. „Lies uns das nächste Kapitel vor! Ist es das letzte? Danach gehen wir schlafen. Wir haben morgen eine ziemliche Plackerei vor uns.“
    „Unser dritter Block, der zweite dieses Tages, zeigt eine andere und noch spätere Schriftform, und es gab sie bisher noch nie auf Stein. Es handelt sich um die Kiowa-Bilderschrift. Die Kiowa benutzten für ihre nach außen laufenden Schriftspiralen Büffelhäute, die nahezu pergamentdünn gegerbt waren. In verfeinerter Form (und dazu zählt unser Exemplar) erscheint sie ziemlich spät. Die Kiowa-Bilderschrift erreichte ihren Höhepunkt vermutlich erst unter dem Einfluß von weißen Künstlern.“
    „Was verstehst du unter ‚ziemlich spät’, Steinleser?“ fragte Robert Derby.
    „Die Schrift ist keine hundertfünfzig Jahre alt. Aber ich

Weitere Kostenlose Bücher