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Damon Knights Collection 11

Damon Knights Collection 11

Titel: Damon Knights Collection 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
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in einem rascheren Tempo fortzubewegen. Mrs. Rosetti schlenderte in einem leichten Drogenrausch an dem vornehmen Prunk der Ladenfronten vorüber; sie schien auf Wolken zu schweben. Emma trödelte hinterher.
    Der Bürgersteig gabelte sich. Mrs. Rosetti hätte sich lieber dem sanften Gleiten des Fußgängerstreifens hingegeben, der mit einem gemächlichen Tempo von fünf Stundenkilometern den Verkehrsstrom überbrückte, aber ein bittender Blick von Emma genügte. Sie nahm die linke Abzweigung zu den U-Bahnarkaden. Fetzen von Werbemelodien drangen in die Tiefe und vermischten sich mit dem Grundbaß der Ventilation; in Abständen wurde das wispernde Zwielicht abrupt von grellen Hologramm-Nischen unterbrochen. Die Holos waren meist primitiv (auf dieser Seite der Themse war es immer schon etwas schäbig zugegangen) – Wettannahme-Automaten, ein goldener Funkenregen zur Feier des Ascot-Tages, geruchlose Speisen-Abbildungen, die nicht gerade zum Essen einluden, dazu überall Massen von Schaufensterpuppen in Polyester- und Papierkleidern und billige Imitationen der neuen afrikanischen Masken. Oft begnügten sich die Geschäfte sogar mit einem gemalten Schild –
     
    Heute frischer Fisch
     
    oder, noch dürftiger
     
    Lebensmittel
     
    – eine Nüchternheit, die vor zehn Jahren Mode gewesen war, jetzt aber einfach wieder armselig wirkte.
    Ein Geschäft gab es jedoch in den Arkaden, das es, im bescheidenen Rahmen, mit dem Glanz der Oxford Street oder des Piccadilly Circus aufnehmen konnte, und das Mutter wie Tochter vom Tageslicht weg nach hier unten gelockt hatte. Nackt-Strip war zugegeben nur eine Filiale – eine der kleinsten des berühmten Couturiers von Frisco – aber hier in Southwark stellte sie etwas ganz Besonderes dar. Bereits zu dieser frühen Stunde hatte sich eine Menschenmenge vor den beiden langgestreckten Fenstern versammelt, und Emma, die klein für ihre dreizehn Jahre war, hatte Mühe, einen guten Platz zu erobern.
    Das Modell, nicht einmal so groß wie Emma und mit dem exotischen Namen Baiba, kam diese Woche aus Madagaskar. (Jedes einigermaßen anspruchsvolle Modehaus beschäftigte Sterbliche.) Ihr kurzgeschorener Kopf wirkte grotesk überdimensional, obwohl er für sich betrachtet hübsch war, mit einer entzückenden Stupsnase und ausgeprägten Faltendeltas um die dunklen Augen, wenn sie lachte. Sie mochte ohne weiteres so alt wie Emmas Mutter sein, obwohl sie natürlich die Last ihrer Jahre mit mehr Anmut trug. Vier Helfer, zwei Männer und zwei Mädchen, zogen sie an und aus: Nackt-Strip -Badeanzüge, Nackt-Strip- Abendroben, Nackt-Strip- Kleider aus Polyester und Papier; aber zu letzt streifte Baiba ganz allein zu einer drolligen Tin geltangel-Version von ‚Tod soll keine Herrschaft haben’ ein atemberaubendes Trauer-Ensemble über.
    „Schicke Sachen, findest du nicht auch, Mutter?“ fragte Emma mit einer, wie sie glaubte, trügerischen Gleich gültigkeit, als sie durch die Arkaden weitergingen.
    „Oh ja.“ Mrs. Rosetti fiel nicht darauf herein. „Und irr teuer.“
    „Dieses süße korallrote Ding hat nur zwölf Shilling gekostet.“
    „Dieser süße korallrote Fetzen hält ungefähr zwei Tage, wenn du ihn schonend behandelst, und dann kann man ihn in den Abfallschacht stecken. Polyester nutzt sich rasch ab.“
    „Aber ich brauche doch irgend etwas für die Party.“ Walt wurde am zwölften Mai siebenundsechzig, und Emma war fest entschlossen, für ihn zu glänzen.
    Ihre Mutter war ebenso fest entschlossen, das zu verhindern – so gut wie möglich jedenfalls. „Außerdem bist du um ein paar Jahre zu jung für dieses Kleid.“
    „Das sagst du immer, wenn mir etwas gefällt.“
    Mrs. Rosetti lächelte geistesabwesend. „Weil du für alles, was dir gefällt, zu jung bist. Und nun nimm mir bitte nicht die gute Laune, Liebes!“
    Emma hatte es gelernt, die Anzeichen für die Wutausbrüche ihrer Mutter zu erkennen, und schwieg, aber deshalb gab sie die Hoffnung noch lange nicht auf. Freitags, wenn Walt arbeitete und ihre Mutter die Einkäufe erledigte, war eine ungünstige Zeit, um etwas herauszuschlagen. Die Spanne zwischen Wunsch und Wirklichkeit, zwischen dem, was man mit dem Geld anschaffen mußte, und dem, was man haben wollte, kam da zu kraß zum Vorschein.
    Sie verließen die Arkaden bei St. Georg, dem Märtyrer, wieder eine dieser weißgetünchten Grabstätten der Kirche von England; Emma mußte allerdings zugeben, daß sie innen und außen schöner war als die

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