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Damon Knights Collection 3

Damon Knights Collection 3

Titel: Damon Knights Collection 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
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gaben sie mir wieder die Mahlzeiten, die sie mir tagsüber vorenthalten hatten, in der Hoffnung, daß ich meinen nächtlichen Verzehr einschränken würde. Reiner Wahnsinn. Inzwischen benötigte ich alles, ich schloß mich damit ein und hörte nicht auf sie. Ich ignorierte die Schreie ihres verletzten Stolzes, die Ausbrüche ihrer gekränkten Eitelkeit, ihre kleinlichen Drohungen. Aber, sogar wenn ich zugehört hätte, hätte ich nicht das verhüten können, was dann geschah.
    Ich war an jenem letzten Tag so glücklich. Da war ein Schinken, ganz für mich, und ich erinnere mich an ein Glas Kirschkompott, ganz für mich, und ich erinnere mich an Bacon, blaß und weiß auf italienischem Brot. Ich erinnere mich an Geräusche unten an der Treppe, an die Überrumpelung durch eine Gruppe uniformierter Pfleger, an den Stich einer abgefeuerten Betäubungsspritze. Dann umzingelten mich die zehn, warfen eine Schlinge oder ein Netz über mich, zogen und zerrten daran und schleppten mich die Treppe hinunter. Das verzeih ich euch nie, schrie ich, als sie mich in den Krankenwagen bugsierten. Das verzeih ich dir nie, brüllte ich, als meine Mutter ihren letzten Verrat beging, indem sie mir mein Radio wegnahm, und zum letztenmal schrie ich, als mein Vater einen Schinkenknochen aus meinem Busen zog: Das verzeih ich dir nie. Und ich habe ihnen nie verziehen.
    Es ist schmerzlich, das zu schildern, was dann geschah. Ich erinnere mich an drei Tage des Grauens und der Qual, daß ich schließlich zu schwach war, um noch zu schreien oder die Wände zu zerkratzen. Als ich endlich still war, brachten sie mich in ein sonniges, pastellfarbenes, chintzbehangenes Zimmer. Ich erinnere mich, daß Blumen auf einer Kommode standen und jemand mich beobachtete.
    »Warum bist du hier?« sagte sie.
    Ich konnte vor Schwäche kaum sprechen. »Aus Verzweiflung.«
    »Zum Teufel damit«, sagte sie kauend. »Du bist wegen Gefräßigkeit hier.«
    »Was ißt du da?« Ich versuchte den Kopf zu heben.
    »Ich kaue nur. In meinem Mund. Das hilft.«
    »Ich werde sterben.«
    »Das glaubt am Anfang jeder. Ich habe das auch geglaubt.« Sie streckte anmutig den Kopf vor. »Weißt, das hier ist eine sehr exklusive Schule.«
    Sie hieß Ramona, und während ich stumm vor mich hin weinte, klärte sie mich auf. Dies hier war die letzte Hoffnung für die wenigen, die es sich leisten konnten, ihre Kinder herzuschicken. Es wurde durch einen Stundenplan der Therapie, Gymnastik, Massage verbrämt; wir trugen schmucke rosa Kittel und unterhielten uns über Kunst und Theater; von Zeit zu Zeit bekamen wir Unterricht in Rezitation und Hygiene. Unsere Eltern erzählten voller Stolz, daß wir in Faircrest seien, einer vornehmen Schule, die uns den letzten Schliff geben solle; wir wußten es besser – es war ein Gefängnis, in dem wir ausgehungert wurden.
    »Es ist eine Welt, in die ich mich nie einfügen konnte«, sagte Ramona, und ich wußte, daß ihre Eltern genauso schuld daran waren wie meine. Ihre Mutter nahm ihre Kinder gern in Hotels und Kasinos mit, wobei sie mit ihren schlanken Töchtern wie mit einer Perlenkette prunkte. Ihr Vater folgte der Sonne auf seiner Privatjacht, mit flatternden Wimpeln und seinen geschmeidigen und sonnengebräunten Kindern auf dem Achterschiff. Er tätschelte seinen flachen, sonnengebräunten Bauch und betrachtete Ramona mit Ekel. Als es nicht mehr möglich war, sie zu verstecken, gab er seinem blinden Stolz nach. Eines Nachts kamen sie in einer Barkasse und nahmen sie mit. Sie war jetzt seit sechs Monaten hier und hatte fast hundert Pfund verloren. Sie mußte in ihrer Blütezeit monumental gewesen sein; sie war immer noch gewaltig.
    »Wir leben hier von einem Tag zum anderen«, sagte sie. »Aber das Schlimmste weißt du noch nicht.«
    »Mein Radio«, sagte ich in einem Anfall der Angst. »Sie haben mir mein Radio abgenommen.«
    »Das hat seinen Grund«, sagte sie. »Sie nennen es Therapie.«
    Ich murmelte in meiner Kehle, in der nächsten Minute würde ich losschreien.
    »Warte.« Feierlich schob sie ein Bild zur Seite und drückte auf einen winzigen Knopf, und da floß, wie süßer Balsam für meine Panik, Tommys Stimme in das Zimmer.
    Als ich mich beruhigt hatte, sagte sie: »Man hört ihn nur einmal am Tag.«
    »Nein.«
    »Aber man kann ihn hören, wann man will. Man hört ihn, wenn man ihn am meisten nötig hat.«
    Da wir jedoch die ersten Takte versäumten, hielten wir den Mund und lauschten, und nachdem »Wenn eine Witwe« zu Ende war, saßen

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