Damon Knights Collection 3
eine Sekunde später sank sein Gesicht enttäuscht in sich zusammen; er zog ein Bild aus seiner Tasche, ein abgegriffenes rissiges Foto, sah von ihm zu mir und wieder zum Foto und sagte: »Mein Schatz, du hast abgenommen.«
»Vielleicht ist es noch nicht zu spät«, rief ich, aber wir wußten beide, daß ich versagen würde.
Und ich versagte, obwohl ich tagelang, fünf verzweifelte heroische Wochen lang aß; ich stopfte Pasteten in mich hinein, rohe Schinken und halbe Ochsen, aber die traurige Zeit in der Abmagerungsanstalt, die Aushungerung und die Medikamente hatten meinen Stoffwechsel so in Unordnung gebracht, daß er sich nicht wiederherstellen läßt; einerlei, was ich esse, ich nehme ständig ab; mein Körper ist ein Durchgangslager für die Nahrung, die ich nicht umzusetzen vermag. Tommy beobachtet mich, und weil er weiß, daß er mich fast gewaltig und rund und schön hätte haben können, trauert Tommy. Er ißt nun immer weniger. Er ißt wie ein Spatz, und vor kurzem hat er sich geweigert zu singen; seltsamerweise verschwinden seine Platten allmählich.
Und deshalb wartet eine ganze Nation.
»Ich hätte sie fast gehabt«, sagt er, wenn sie ihn anflehen, seine Mitternachtsschau wiederaufzunehmen; er will nicht singen, er will nicht reden, aber seine Hände beschreiben den Berg von Frau, nach dem er sich sein Leben lang gesehnt hat.
Und so habe ich Tommy verloren, und er hat mich verloren, aber ich tue mein möglichstes, ihn dafür zu entschädigen. Ich besitze jetzt Faircrest, und in dem Heim, in dem Ramona und ich einst litten, setze ich meine sämtlichen Fähigkeiten dafür ein, Mädchen nach Tommys Wunschbild zu züchten. Ich kann ein Mädchen innerhalb weniger Wochen zwanzig Pfund zunehmen lassen, und ich meine damit nicht aufgedunsenes, sondern festes Fett. Ramona und ich päppeln sie hoch, und einmal in der Woche wiegen wir sie, und ich stecke einen Spezialstock in ihren Oberarm und gebe mich erst dann zufrieden, wenn der Stock eindringt und nicht zurückfedert, weil alle Spannkraft verschwunden ist. Jede Woche führe ich meine beste vor, aber Tommy schüttelt betrübt den Kopf, denn die beste ist noch nicht gut genug, keine von ihnen ist so, wie ich einmal war. Aber eines Tages werden die Zeit und das Mädchen dafür reif sein – ich wollte, ich wäre es –, und wenn Zeit und Mädchen reif sind, wird Tommy wieder singen. Indessen wartet die ganze Welt; indessen halte ich, in einem Privatflügel sorgfältig von den anderen getrennt, meine Spezialfälle: die Hausmutter, die zusehends fetter wird. Und Mama. Und Papa.
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