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Damon Knights Collection 4

Damon Knights Collection 4

Titel: Damon Knights Collection 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
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Auffassungen gelegentlich ganz schön zurückstutzen mußtest. So ist es mir auch gegangen.«
    »Was haben ethische Probleme damit zu tun?« fragte Paul.
    »Du hast schon recht«, sagte Andrew. Eine wohlduftende Wolke von Zigarrenqualm trieb zwischen die beiden. »Männer wie du und ich sind anders programmiert. Wir haben keine Familien, kein Privatleben. Wir hatten jeder ein Ziel, und dafür wurde alles andere geopfert.«
    »Du willst also sagen, daß, als du mich geopfert hast, das in dein Programm gepaßt hat.«
    »In gewisser Hinsicht, ja. Denn du hattest ja, was du wolltest, als du diese Formel entdeckt hattest. Sie war von keinem weiteren Nutzen für dich. Andererseits war sie von großem Nutzen für mich. Ich habe mir damit ein Imperium geschaffen. Zu dieser Zeit hatte ich weder das Geld, diese Formel von dir zu kaufen, noch sie zu pachten. Immerhin, jetzt ist das eine andere Geschichte. Vielleicht kann ich meine Schuld dir gegenüber etwas abzahlen.«
    Pauls Brillengläser blitzten, als er seinen Kopf wegdrehte. »Deswegen bist du doch nicht hergekommen.«
    Andrew nahm die Zigarre für einen Augenblick schweigend zwischen die Lippen. »Na schön«, sagte er schließlich. »Meine Agenten haben Gerüchte über deine Arbeit aufgeschnappt. Zuerst habe ich die ganze Geschichte bezweifelt. Dann habe ich meinen Sekretär darangesetzt, und sein Bericht schien die Gerüchte zu bestätigen. Jetzt, wo ich selber dich sehe, muß ich sie glauben.«
    »Was willst du?«
    »Schau mich an. Und schau dich an. Wir sind beide achtundsechzig Jahre alt.«
    »Schön, die Ausübung von Macht zehrt eben mehr am Organismus, möchte ich meinen. Ich führe ein ruhiges Leben.«
    Was wollte er? Den reichen Mann zu Kreuze kriechen sehen? Andrew musterte ihn einen Moment lang schweigend. »Meine Detektive sagen mir, daß du ein Mittel gefunden hast, die Lebensspanne aufs Unendliche zu verlängern. Die Alterungsprozesse aufzuheben.«
    »Die Naturwissenschaft ist immer das Thema haltloser Gerüchte. Das weißt du doch.«
    »Sie haben deinen acht Jahre alten Schmetterling, einen Monarch, gesehen und deine zehnjährige Spitzmaus.«
    Das saß. Die Pause dehnte sich, als Paul an seiner Unterlippe fummelte. Schließlich sagte er: »Welcher von meinen Assistenten hat es verraten?«
    Andrew schnurpste vor Vergnügen. »Geld spricht. Ich habe es von meinem Scheckbuch erfahren.«
    Paul stand auf und ging zum Fenster. Draußen fieberte die Wiese im Sonnenlicht, die Insekten surrten und brummten.
    Andrew beugte sich auf der Kiste nach vorne. »Ich bin bereit, dir die Hälfte von allem zu geben, was ich besitze.«
    Paul lächelte. »Du hast selbst gesagt, daß Geld nicht mein Ziel war.«
    »Nein, aber Wissen ist Macht, sagt man. Mag sein, daß wir im Grunde genommen gar nicht so verschieden sind.«
    Paul wandte sich ihm zu. Es war nicht möglich, sein Gesicht gegen das durchs Fenster einströmende Licht zu sehen. »Wir sind ganz und gar verschieden«, sagte er. »Ich hätte es nie zugegeben, daß die Formel in andere Hände geriete. Ich wußte von Anfang an, daß sie zu tödlichem Gebrauch verwendet werden würde –«
    »Aber das hier ist nicht tödlich!«
    »Oh, denk doch nach, Mensch! Der Planet schwankt schon jetzt unter seiner überströmenden Bevölkerung. Niemand verdient es, unbegrenzt lange zu leben. Warum auch, der Tod ist das einzige, was uns von verwöhnten Diktatoren in allen Lebensbereichen befreit – von denen du einer bist, jedenfalls mehr als wahrscheinlich. Was bringt dich darauf, daß du für immer leben solltest? Trägst du etwas derartig Wertvolles zu dieser Welt bei?«
    »Du etwa?«
    »Sicherlich nicht.«
    »Was hat das dann für einen Sinn? Warum hast du dich damit beschäftigt?«
    »Neugierde.« Er konnte das Lächeln in Pauls Stimme hören.
    »Das ist doch witzlos!«
    Pauls schmale Schultern hoben sich zu einem Zucken. »Letztlich ist alles witzlos. Alles Endliche ist endliches Nichts aus menschlicher Sicht. Wir durchlaufen unsere winzige Spanne mit irrelevanten Spielen – Bridge oder Biologie, das macht kaum einen Unterschied.«
    »Trotzdem«, sagte Andrew, »ich glaube nicht, daß du es so sehen würdest, wie du es jetzt tust, wenn du dich nicht der Zeit entzogen hättest.«
    »Wie schon gesagt, ich führe ein ruhiges, regelmäßiges Leben. Ich werde dich wahrscheinlich um eine ganze Reihe von Jahren überleben.«
    Andrew verfiel wieder in Schweigen, und ein merkwürdig flaues Gefühl überkam ihn. Er hatte es schon früher

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