Damon Knights Collection 6
zurück: »Brailly, ich wette da sind keine zweieinhalb Pfund Stahl auf der ganzen Barke.«
Hedrigs war verwirrt. Seit wann bittet ein Chefkorrekturleser eine Naturwissenschaftsredakteurin um technische Hilfe – und um so etwas Lächerliches wie Stahl? Vielleicht frotzelte der Kerl nur, obwohl er offensichtlich ernst genug dreinschaute.
Tounse schnitt eine Grimasse, strich mit seiner schmutzigen Hand über den kahlen Kopf, hinterließ dort einen breiten schwarzen Streifen. Der Mann war offensichtlich erschöpft. »Schön«, sagte er, »ihr könnt noch ein bißchen dableiben und zuschauen, wie sie einen neuen Satz auf der anderen Maschine anbringen.« Er zeigte auf die stillstehende Anlage.
Etliche Männer brachten vier quadratmetergroße Lagen von gummiartigem Drucksatz herein. Da das Trägermaterial elastisch war, war es ihnen möglich, den Satz um die Trommel zu spannen und die Enden festzumachen. Das Setzmaterial aus Eisenholz glänzte stumpf im Licht. In wenigen Momenten würde die Druckerschwärze ihm jeden Glanz nehmen. Als die ersten vier Lagen ordentlich festgezurrt waren, gingen die Arbeiter ein Stockwerk tiefer und befestigten vier weitere auf der unteren Walze. Dann führten sie sieben Meter Papierband von Hand durch die Maschinerie.
Tounse nickte dem Mann am Kupplungshebel zu. Das Getriebe rastete ein. Vielleicht ließ der Kerl die Kupplung zu schnell kommen. Oder vielleicht war das Getriebe ausgeleiert. Svir kam nie hinter den genauen Grund, aber die Maschine verwandelte sich in einen Moloch. Antriebswellen barsten, und Papiermassen wogten wie wild geworden über ihn hinweg. Die erste Druckwalze überdrehte wie verrückt und flog dann aus ihrer Aufhängung, und dabei warf sie sie alle drei gegen die erste Maschine. Die gläserne Schwingtür am anderen Ende des Raums ging zu Bruch, und Splitter flogen durch die Gegend. Obwohl schon ausgekuppelt, brauchte es Sekunden, die Maschine abzubremsen und anzuhalten.
Hedrigs rappelte sich vorsichtig auf. Tounse war unversehrt, obwohl er am Rande seines eigenen Zu sammenbruchs schien – von Druckmaschinen erwarte te man nicht gerade ein solches Benehmen! Svir zog Tat ja unter den Trommeln hervor. Sie setzte sich auf und sah ihn benommen an.
»Svir, dir ist nie … wo ist Ancho?«
Der Dorfox war verschwunden. Tatja fluchte in einer höchst undamenhaften Weise. Sie raffte sich auf und kuppelte die erste Maschine aus. »Tounse! Vergiß deine verdammten Maschinen. Wir müssen dieses Tier finden.« Bald waren Tounse und seine gesamte Mannschaft zugange, die Druckereiräume nach Ancho abzusuchen. Hedrigs überlegte kurz für sich selbst, ob es etwa möglich wäre, daß der Dorfox sie alle mit einem Ich-bin-nicht-hier-Signal anführte. Ancho hatte seit fünf Jahren keinen derartigen Trick mehr ausgespielt. Wenn er nicht in dem Inferno umgekommen war, dann war er wahrscheinlich von Sinnen vor Angst. Zusammen mit seiner allgemeinen Angst vor dem Meer hatte ihn sein Schrecken wahrscheinlich nach draußen fliehen lassen, auf eines der oberen Decks.
Svir verließ die anderen und rannte nach draußen. Er blickte sich schnell um und stürmte hastig auf die nächste Ebene hinauf. Gleich hatte er das Oberdeck erreicht. Er hielt an und rang nach Luft. Der Wind war hier viel stärker. Von den Segeln und der Takelage über ihm kam ein fortwährendes, singendes Summen. Er war allein bis auf ein einzelnes weibliches Mitglied der Crew in einem kurzen Hosenrock. Sie war dabei, eine Strickleiter hinaufzuklettern, die vom Hauptmast herunterhing. Svir fragte sich, was sie wohl vorhatte – die Takelage konnte unten vom Navigationsbereich aus eingerichtet werden. Außerdem war es zu windig, um ungefährdet zu klettern. Dann sah er an dem Mädchen vorbei weiter hinauf. Fast vierzig Fuß über ihr erkannte er Anchos pelzigen Umriß. Hedrigs rannte über das Deck zum Hauptmast. Der Dorfox hangelte sich unbeholfen an dem Seil hinauf. Dorfoxe sind, auch wenn es hochkommt, nur mittelmäßige Kletterer. Er versuchte, allen Dingen auszuweichen, die ihn ängstigten, und da war das Hinaufklettern die einzig mögliche Richtung. Svir schwankte, ob er dem Mädchen folgen sollte, sah dann aber, daß das nur ihr unsicheres Gleichgewicht gefährden würde. Der steife Wind ließ die Leiter sich zu einem stark ausgeformten Bogen blähen. Als das Mädchen höher hinaufkam, war es gezwungen, mit dem Rücken nach unten zur Erde weiterzuklettern, die Leiter über sich. Ancho strahlte hilflose
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