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Damon Knights Collection 6

Damon Knights Collection 6

Titel: Damon Knights Collection 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
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Geleit.
    Tatja wies auf die Stelle, wo das Meerwasser durch die schalenförmig gebogene Außenwand hereinkam. »Der ganze Papierherstellungsprozeß läuft genau mit der Geschwindigkeit, mit der das Wasser durch den Schiffsrumpf fließen kann. Wir sind hier am Input. Wenn wir jetzt zum Heck gehen, werden wir jeden Abschnitt des Vorgangs sehen.«
    Das Meerwasser floß durch das Unterteil der Barke wie ein unterirdischer Fluß. Schmale Laufplanken hingen Zentimeter über dem dunklen Wasser. Alle vierzig Fuß mußten sie, wenn sie einen Spanten überquerten, einen kurzen Treppenabsatz ersteigen und dann wieder hinab. Sie gingen ungefähr zweihundert Fuß in dieser Finsternis. Hedrigs bewunderte die anmutige Art, mit der Tatja auf den Stegen entlangging, und verfluchte seine eigene, furchtsam zögernde Gehweise. Die Flüssigkeit unter ihnen war jetzt eingedickt und wurde langsam von Schaufelrädern weitergeschoben. Hiernach wurde die Masse in mehrere Kanäle aufgeteilt, je nach dem, welche Chemikalien dem schleimigen Gemisch zugesetzt werden sollten, das aus Seegras, Algen und Plankton bestand. Sie folgten dem Kanal mit dem Schlamm, der dazu bestimmt war, Papier zu werden.
    Den ganzen Weg lang gab Tatja einen fortlaufenden Überblick über das, was gerade vorging. Auch hatte sie ein scharfes Auge auf Ancho, nach etwaigen Anzeichen für Übelkeit oder Schwindel forschend. Aber der Dorfox schien recht ruhig. Mit Svir war das hingegen etwas anderes. Der Gestank fing an, ihm zu schaffen zu machen. Schließlich fragte er: »Wie kann das Holzwerk des Schiffes diese Chemikalien vertragen? Ich würde meinen, es wäre nur eine Sache von Monaten, bis es verrottet.«
    »Das ist eine gute Frage«, antwortete die Redakteurin. »Die Vorgänge scheinen gerade den gegenteiligen Effekt zu haben. Die Karbonate und Silikate in diesem Schlamm besetzen die Holzfaser mit mikroskopisch feinen Teilchen. Über die Jahre hinweg ist die Schiffswand in der Tat dicker geworden. Und was wir unter dem Kiel ablassen, ist so konzentriert, daß es jegliche Schmarotzer abtötet, die sich ansonsten dort einnisten könnten. Hoppla!«
    Sie rutschte auf der Bohle aus. Svir langte mit seinem Arm aus und packte sie an der Hüfte, während Ancho sich an seinem Kragen festhielt. Alle drei schwankten einen Moment lang gefährlich. Dann lach te Tatja nervös auf. »Danke.«
    Svir fühlte sich insgeheim stolz. Er bewegte sich wohl langsamer als sie, aber wenn die Situation kritisch wurde, zahlte sich seine Vorsicht aus. Seinen Arm nahm er nicht von ihrer Hüfte.
    Schließlich erreichten sie das Heck. Hier wurde das verbliebene Wasser aus der gebleichten Masse gepreßt, und das eigentliche Papier entstand. Die feinen Bögen wurden für mehrere Tage hängen gelassen, bevor sie auf Trommeln gewickelt und in die Druckerei hochgegeben wurden.
    Sie gingen hinauf zum nächsten Deck, wo Tonnen von kürzlich gedruckten Magazinen gelagert wurden. Auch hier war das Licht dämmrig, aber der muffige Modergeruch war nur schwach. Gott sei Dank riecht das Endprodukt nicht wie Seegras, dachte Svir.
    Tatja hielt sich an seinem Arm und wurde gesprä chiger. Die Tarulle-Gesellschaft gab alle sechzehn Ta ge fünf verschiedene Magazine heraus. Fantasy und ein paar Mädchenmagazine erzielten eine Auflage von vierhunderttausend Stück pro Ausgabe, das war die Haupteinnahmequelle der Tarulle. Da es notwendig war, Exemplare zum Teil eine so lange Zeit wie zwei Jahre zu lagern, bevor sie verkauft werden konnten, führte die Barke für gewöhnlich acht Tonnen Magazine mit. Durch die Jahrhunderte hinweg war es ein dauerndes Wettrennen gewesen, mit dem Anwachsen der Weltbevölkerung Schritt zu halten. Die Barke war jetzt, gemessen an ihrer ursprünglichen Nutzfläche, mehr als zehnmal so groß. Die allerneusten Maschinen wurden benutzt. Aber selbst mit vermehrtem Drucken an Land und der Aussicht auf Schreibmaschinen, die das Setzen von Hand ablösen sollten, fielen sie noch immer zurück.
    Plötzlich kam Hedrigs der Gedanke, daß er gejagt werde. Geschickt war es, dieses Mädchen, das über sich selbst stolperte, um Gefallen zu erwecken. Sie gab sich ungezwungen mit einem fortlaufenden, äußerst lebhaften Redestrom, und gleichzeitig nahm sie jede Gelegenheit wahr, ihn auszuhorchen.
    Hedrigs war das Wunder an seiner Seite jetzt noch sympathischer.
    Sie kamen zu einer der Ladeluken. Ein starkes Windgeräusch war zu hören, und durch dieses riesige Loch in der Bordwand war ein Panorama von Himmel

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