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Damon Knights Collection 6

Damon Knights Collection 6

Titel: Damon Knights Collection 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
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atmen. Er durfte atmen, er hatte den Schwarzen rechtzeitig erkannt. »Wer bin ich?« fragte eine andere Stimme freundlich, und der junge König tastete nach der starken Gegenwart, die ihm stets Schlaf brachte, Trost und Frieden. »Rebade«, flüsterte er, »mein Gott, sag mir, was tun …«
    »Schlafen.«
    Er gehorchte. Tief und traumlos, denn das war wirklich: in Wirklichkeit war er tot. Nur im Traum brannte das fürchterlich trockene rote Licht der Sonne in seine offenen Augen, und er stand abermals auf dem Balkon des Palastes und starrte hinunter auf die Hölle von fünfzigtausend Menschen. Aus der Hölle ertönte ein krampfhafter Aufschrei wieder und wieder, ein schriller rhythmischer Aufschlag: sein Name. Sein Name klang in seinen Ohren wie Hohn und Schmach. Er schlug seine Hände auf das schmale Kupfergitter und brüllte zu ihnen ‘runter: »Ich werde euch zum Schweigen bringen!«
    Er konnte seine Stimme nicht hören, nur ihre Stimmen, der verpestete Atem des Mobs, der ihn fürchtete und haßte, indem er seinen Namen schrie. »Kommen Sie fort, mein Fürst«, sagte die einzig freundliche Stimme, und Rebade zog ihn vom Balkon in den großen ruhigen Audienzsaal mit den roten Wänden. Das Geschrei verstummte, als habe man eine Maschine ausgeschaltet. Rebade wirkte wie immer ruhig und mitleidig. »Was werdet Ihr jetzt tun?« fragte er.
    »Ich werde – ich werde ab – abdanken –«
    »Nein«, sagte Rebade ruhig. »Das ist nicht richtig. Was werdet Ihr tun?«
    Stumm und zitternd stand der junge König da. Rebade half ihm, sich auf sein Eisenbett niederzusetzen, denn die Wände hatten sich verdunkelt, wie sie es so oft taten, wenn sie sich um ihn zu einer schmalen Zelle zusammengezogen. »Rufen –?«
    »Ruft die Palastwache. Laßt sie in die Menge schießen. Sie töten. Sie müssen eine Lektion haben.« Der junge König sprach rasch und entschieden, mit lauter hoher Stimme. Rebade sagte: »Gut, mein Fürst, eine weise Entscheidung. Richtig. Wir werden schon herauskommen: Ihr werdet es sehen. Vertraut mir, mein Fürst.«
    »Ja. Ich vertraue Euch. Holt mich hier heraus«, flüsterte der junge König und ergriff Rebades Arm: aber sein Freund runzelte die Stirn. Das war nicht richtig. Er hatte Rebade und die Hoffnung vertrieben. Rebade ging nun, ruhig und traurig, obwohl der junge König ihn bat zu bleiben, zurückzukommen, denn wieder setzte das Geräusch langsam ein, das wimmernde Dröhnen, das sein Bewußtsein in Stücke zerriß, und schon näherte sich ihm der Mann in Rot und Weiß über einen roten, nicht enden wollenden Flur. »Sir! Ein Attentat auf Ihr Leben wurde in der Artisan-Schule entdeckt –«
     
    Die Old Harbor Street hinab bis zur Wasserkante brannten hohläugig die Straßenlaternen. Wächter Pepenerer starrte während seiner Runde auf diese Leere hinab, auf das Licht, das nichts erwartete, und erblickte ein Wesen, das zu ihm heraufgestolpert kam. Pepenerer glaubte nicht an Klabautermänner, doch nun sah er einen, vom Meer durchnäßt, zitternd auf dünnen spinnenhaften Füßen, nach Luft japsend – er konnte das Japsen hören … Alte Seemannsmärchen entglitten seinem Bewußtsein, und er sah einen Mann, krank oder betrunken oder rauschgiftsüchtig, und er lief die Old Harbor Street hinab zwischen den leeren grauen Lagerhäusern und rief: »Nun denn! Bleibt sofort stehen!« Es war ein junger großer Bursche, halb nackt und irr dreinblickend. Selbst als er »Helft mir« keuchte und der Wächter ihm eine Hand hinstreckte, verlor er die Nerven, wich in plötzlicher Panik zurück und lief davon. Er lief ein paar Schritte, stolperte und fiel auf die vereisten Steine der Straße. Peperener zog seinen Revolver heraus und gab ihm 14 Sekunden der Betäubung, gerade genug, um ihn davon abzuhalten, wild um sich zu schlagen; dann kniete er sich neben ihn, stellte das Radio an und rief die Westwache, ihm ein Auto zu besorgen. Der Bursche lag bewegungslos wie ein Leichnam da, Augen und Mund halb geöffnet, die Arme von sich gestreckt, so wie er hingefallen war. Beide Arme am Bizeps und innen an den Unterarmen waren von Einspritzungen gezeichnet. Pepenerer machte eine kurze Atemprobe, doch konnte er nichts feststellen; wahrscheinlich befand er sich nicht auf einem Stadtbummel, sondern war zusammengeschlagen worden. Diebe oder eine rituelle Clan-Rache. Diebe hätten nicht den goldenen Ring an seinem Zeigefinger gelassen: ein massives, verziertes Ding, das fast bis zur Krümmung des Fingers reichte. Pepenerer kroch

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