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Damon Knights Collection 6

Damon Knights Collection 6

Titel: Damon Knights Collection 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
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näher, um es anzusehen, dann wandte er den Kopf und betrachtete das geschlagene nackte Gesicht, das sich im Profil von den Pflastersteinen abhob und von den Straßenlaternen grell beschienen wurde. Pepenerer zog ein neues Kronenstück aus seiner Tasche und betrachtete das linke Profil, das in das glänzende Metall gegossen war, und dann wieder das rechte Profil, gegossen in Licht und Schatten und kalte Steine; dann hörte er das Summen des Wagens, der von dem Longway in die Old Harbor Street bog, steckte hastig die Münze fort und murmelte: »Verdammter Narr.«
    König Argaven war jedoch zu jener Zeit in den Bergen zur Jagd und wollte dort ein paar Wochen bleiben; so stand es in allen Bulletins zu lesen.
     
    »Sehen Sie«, sagte Hoge, der Arzt, »wir können davon ausgehen, daß sein Verstand deformiert wurde; doch hilft uns das nicht im geringsten weiter. In Karhide und Orgoreyn gibt es zu viele Leute, die im Deformieren des Verstandes Experten sind. Keine Verbrecher, die die Polizei vielleicht aufspüren könnte, sondern anerkannte Lehrer oder Ärzte. Und die Drogen sind für jeden Arzt erhältlich. Wenn sie irgend etwas aus ihm herausholen wollten, und wenn sie nur etwas Geschick besaßen, werden sie all das, was sie taten, dem rationalen Zugang versperrt haben. Alle Schlüssel werden zerstört, die auslösenden Suggestionen verborgen sein, und wir können einfach nicht erraten, welche Fragen zu stellen sind. Ohne Hirnzerstörung gibt es keinen Weg, alles in seinem Bewußtsein durchzugehen, und selbst unter Hypnose oder starkem Drogeneinfluß, was beides gefährlich ist, gibt es keine Möglichkeit, die eingepflanzten Ideen und Gefühle von seinen eigenen autonomen zu unterscheiden. Vielleicht könnten die Ausländer etwas tun, obwohl ich befürchte, daß sie mit ihrem Wissen über den Verstand eher angeben; doch wie dem auch sei, das liegt außer Reichweite. Wir haben nur eine wirkliche Hoffnung.«
    »Welche wäre?« fragte Lord Gerer dumpf.
    »Der König ist ein rascher und resoluter Mann. Am Anfang, bevor sie ihn fertig machten, mag er gewußt haben, was sie mit ihm vorhatten, und irgendeine Blockierung oder einen Widerstand errichtet haben, einen Fluchtweg …«
    Hoges leise Stimme verlor an Vertrauen, während er sprach, und verflüchtigte sich in der Stille des hohen, roten, düsteren Raumes. Er erhielt keine Antwort von dem alten Mann, der schwarzgekleidet vor dem Feuer stand.
    Die Temperatur in dem Königspalast von Ehrenrang betrug dort, wo Lord Gerer stand, 10 Grad, während sie zwischen den beiden großen Feuerplätzen nur 4 Grad betrug; draußen schneite es sacht, milde, –5 Grad. Frühling war dem Winter gefolgt. Die Feuer zu beiden Enden des Raumes glühten rot und golden und verzehrten die dicken Holzscheite. Pracht, ein herber Lu xus, ein wüster Glanz, Feuerstätten, Feuerwerke, Blit ze, Meteore, Vulkane, derartige Dinge befriedigten die Leute von Karhide auf der Winterwelt. Doch nur in den arktischen Kolonien oberhalb des 35. Breitengrades hatten sie Zentralheizungen während der fünfzehnhundert Jahre ihrer Herrschaft installiert. Komfort war selten, willkommen, aber ungesucht: ein glücklicher Zufall.
    Korgry, der neben dem Bett saß, sah einen Moment lang den Arzt und den Lordkanzler an, doch sagte ernichts. Beide kamen gleichzeitig auf ihn zu. Das breite harte Bett, das hochbeinig auf vergoldeten Sockeln stand und mit schweren roten Decken und Kissen beladen war, präsentierte den Körper des Königs in ihrer Augenhöhe. Gerer erschien es wie ein regungslos schwimmendes Schiff, eine schnelle, unermeßliche Flut aus Dunkelheit, die den jungen König in Schatten, Ängste, Jahre davontrug. Dann stellte der alte Lord mit Entsetzen fest, daß Argavens Augen geöffnet waren und durch ein schmales Fenster zu den Sternen hinausblickten.
    Gerer fürchtete Wahnsinn; Schwachsinn; er wußte nicht, was er fürchtete. Hoge hatte ihn gewarnt: »Er wird nicht ›er selbst sein‹, Lord Gerer. Er hat dreizehn Tage der Marter, der Einschüchterung, der Erschöpfung und der Bewußtseinsmanipulation hinter sich. Vielleicht hat er Hirnschäden zurückbehalten, sicherlich werden sich Neben- und Nachwirkungen der verschiedenen Drogen zeigen.« Weder Furcht noch Warnung vermochten den Schock aufzufangen. Argavens strahlende müde Augen wandten sich Gerer zu und ruhten einen Augenblick ahnungslos auf ihm: dann erkannten sie ihn. Und Gerer, wenn er auch nicht die schwarze Maske sich widerspiegeln zu sehen vermoch

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