Damon Knights Collection 7
Arbeit, und das bin ich; ich halte einen Schädel wie Hamlet, aber wenn man genauer hinsieht, merkt man, daß es die Erdkugel ist, auf der merkwürdige Gebilde aus den Meeren und den eisbedeckten Polkappen herausragen, und die voller Menschen ist. Viel zu voll. Es gibt auch zu viele Welten.«
»Bitte, hören Sie auf«, rief ich aus.
»Sie schubsen einander weg«, erzählte sie weiter, »und einige stürzen in das Meer. Das ist schade, aber ganz natürlich, zweifellos. Und wenn man diese Eloi ganz genau betrachtet, dann sieht man, daß jeder von ihnen seine Kristallkugel festhält, oder hinter einer sich bewegenden Maschine herrennt, die schneller ist als er, oder einen anderen Eloi auf einem Bildschirm bewundert, der klüger ist und faszinierend aussieht, und dann erkennt man, daß diese Frauen und Männer unter ihrem Fett in Wirklichkeit schreien, schreien und sterben. Und auf meiner dritten Zeichnung, in einem sehr kleinen Format, ist ein Goldfischglas voller Leuten in Schwarz. Dahinter ist ein kleineres Goldfischglas voller Leuten in Schwarz, das hinter dem ersten Goldfischglas herjagt, und hinter dem zweiten ist ein drittes, das dem zweiten nachsetzt, und so weiter, oder vielleicht wechseln sie sich auch ab, das wäre wirtschaftlicher. Oder vielleicht bin ich nur verbittert, weil ich mein Auge verloren habe. Das ist mein persönliches Problem.«
Ich stand auf. Ich war ihr so nahe, daß ich sie hätte berühren können. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und blickte auf mich hinab; dann sagte sie sanft: »Mein Liebes, ich hätte dich gern mitgenommen, aber das ist unmöglich. Es tut mir sehr leid.« Zum erstenmal wirkte sie ernsthaft und zärtlich, und so verschwand sie hinter einem Funkenregen.
Ich schaute mein Ebenbild an. Ich hatte mir vor kurzem ganz heimlich die Uniform der Transzeitlichen Militärbehörde geschneidert, wie ich sie mir vorstellte: ein schwarzer Überwurf über einem knappen, langärmeligen Pullover und schwarzen Strumpfhosen. Die Strumpfhosen stammten von einem Stück, bei dem ich in der Oberschule mitgespielt hatte, und den Rest hatte ich aus dem Futter eines alten Wintermantels geschnitten. Das trug ich auch an jenem Nachmittag. Ich hatte eine metallene Brennschere an einer um die Hüfte geschlungenen Schnur befestigt. Ich stellte ein Bein auf den Boden des Schranks, und ein Mädchen in einem etwas zerlumpten schwarzen Anzug starrte mir entgegen. Es schaute sich um und durchwühlte den ganzen Raum nach den Zeichnungen, nach Notizen, nach einem Spritzer silberner Farbe, irgendeinem Hinweis. Dann ließ sie sich auf mein Bett sinken. Sie weinte nicht. Sie sagte zu mir: »Du siehst idiotisch aus.« Jemand mähte draußen den Rasen, wahrscheinlich mein Vater. Meine Mutter war bestimmt beim Unkrautjäten, zupfte dürre Blätter aus, beschnitt Triebe; sie fand immer neue Beschäftigungen. Eines Tages würde ich zum Zirkus gehen, zum Mond reisen, ein Buch schreiben. Schließlich hatte ich mitgeholfen, einen Mann umzubringen. Ich war jemand. Es war alles Unsinn. Ich knüpfte die Brennschere ab und legte sie auf das Bett. Dann zog ich mich aus, schlüpfte in meine Marinebluse und den Rock und knäulte das Kostüm zu einem Haufen. Während ich zur Tür schritt, warf ich einen letzten Blick auf mich im Spiegel und auf die merkwürdige Ansammlung alter Kleider. Einen Moment lang bewegte sich etwas im Spiegel, oder ich bildete es mir ein, etwas schräg hinter mir, etwas Bedrohliches, halb Blindes, etwas, das langsam wie ein Schatten pulsierte und vielleicht winzige Silberflocken hinterließ wie der Schatten eines Schattens oder einige achtlos verlorene Münzen, etwas Glitzerndes, etwas, was jemand aus Versehen am Rand des Blickfeldes in den Staub und die Spinnweben des Speichers fallen ließ. Ich sehnte es mit aller Macht herbei, mit geballten Fäusten. Ich weinte fast, so sehr wünschte ich, etwas möge aus dem Spiegel kommen und mich totschlagen. Wenn ich schon niemand haben durfte, der mich beschützte, dann sollte es ein Monstrum, ein Schreckgespenst, eine Mutation, eine gefährliche Krankheit sein, irgend etwas Derartiges! Irgend etwas, das mich nach unten begleitete, damit ich nicht allein war.
Nichts erschien. Nichts Gutes, nichts Böses. Ich hörte das Dröhnen des Rasenmähers. Ich mußte dem roten Gesicht meines Vaters entgegentreten, seine Herzkrankheit, seine Launen und gräßlichen Anweisungen über mich ergehen lassen. Ich mußte das eingefrorene Lächeln meiner Mutter ertragen,
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