Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Damon Knights Collection 7

Damon Knights Collection 7

Titel: Damon Knights Collection 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
Vom Netzwerk:
mit dem sie mich von irgendeinem Beet herauf bedenken würde, immer auf den Knien, und die Worte, die noch vor der Frage kamen: »Ach, die arme Frau. Ach, die arme Frau.«
    Und ganz allein.
    Keine Geschichten mehr.

Gene Wolfe
Erinnerungen an die Zukunft
     
    Blätter taumelten vor ihm herab.
    Um Muße zur inneren Vorbereitung zu haben, hatte er beschlossen, oberirdisch zu bleiben und durch den platanenbestandenen Park zu spazieren, in dem Ruth und er einst ihre Diplome in Empfang genommen hatten. Oberirdisch war die Luft frisch und duftete nach Herbst und einem kürzlichen Regenguß; doch nun, wieder auf den unterirdischen Rollbändern, umgab ihn der sterile Einheitsgeruch und die konstante Wärme von 28 Grad Celsius, in der sich die Studenten in Körperfarbe wohlfühlten.
    In letzter Zeit kostete es ihn immer einige Überwindung, einen Hörsaal zu betreten. Er hatte im laufenden Semester bereits zwei Verweise des Studentensenats erhalten, weil sein Umgangston mit jüngeren Semestern zu scharf gewesen sei (»geeignet, die Menschenwürde der Betroffenen anzutasten oder zu beeinträchtigen …«), und einen dritten konnte er sich nicht leisten.
    Hinter der Tür vernahm er Räuspern und Füßescharren, und er mußte sich erst darauf besinnen, daß dort nichts anderes als die gleichen aalglatten jungen Leute saßen, wie er sie ein paar Minuten zuvor auf ihren Fahrrädern über den Campus hatte streifen sehen. Verstohlen schaute er noch einmal in seine Notizen, dann betrat er den Hörsaal und schritt zur Projektorplatt form. Einige der Studenten, vielleicht die guten oder nur diejenigen, die sein Mißtrauen einschläfern wollten, begrüßten ihn mit »Hallo, David« oder »Hi, Dave«, während er den Mittelgang hinabeilte. Er zwang sich, zu nicken und zu winken, obgleich er die Begrüßung lieber ignoriert hätte. Einige der Lehrer hielten es so, aber sie hatten unter dauernden Beschwerden zu leiden. »Nun, was halten Sie davon?« erkundigte er sich.
    Ein Stimmengewirr brandete auf, das auf verschiedene Meinungen schließen ließ. Er nahm Platz und ließ die Studenten reden – nicht, daß er etwas dagegen hätte unternehmen können – während sich Gruppen um die lautstärkeren Redner scharten, die wiederum mit erhobener Stimme den Krach zu übertönen suchten. Seiner Ansicht nach, und dieser Eindruck verstärkte sich von Mal zu Mal, hätten sie dieses ganze Theater vor seinem Eintritt abmachen können, aber die Psychologen hielten die Wirkung nicht für die gleiche, und nach seinen eigenen Beobachtungen mußte er ihnen recht geben. Ohne die Gegenwart eines Lehrers würden die Themen dieser Redeschlacht schnell auf die unweigerlichen Drei, Politik, Sex und Sport, absacken.
    Allmählich verringerte sich die Lautstärke, und als nur noch wenige Unverbesserliche weitermachten, rief er sie mit ein paar sanften Hammerschlägen zur Ordnung. Er wußte, daß auch dies einigen als undemokra tische Methode erschien, aber noch war es nicht verbo ten, und ein einfaches Räuspern erfüllte nicht den gleichen Zweck. Er winkte einem Mädchen aus der vorderen Reihe und wählte gerade sie, weil er wußte, daß ihre klare, helle Stimme beruhigend auf die ungebärdigeren Jungen wirkte. Sie stand anmutig auf, eine Höflichkeit, die er nicht erwarten konnte, aber sehr schätzte, und strich sich die langen Haare aus der Stirn. Dann begann sie: »Ich finde …« Verlegen brach sie ab und wartete. Sie trug einen sehr breiten Gürtel, und trotz der auf die Oberschenkel gemalten, nach innen weisenden Pfeile schien es möglich, daß sie sich dem konservativen Einfluß einer altmodischen Familie noch nicht ganz entzogen hatte – ein Eindruck, den das gedämpfte Rosa, mit dem sie die Brüste bemalt hatte, noch verstärkte.
    »Ich fand es ausgesprochen hübsch«, fuhr sie fort. »Dieser hübsche Park, wie hieß er doch …«
    »Die Champs Elysees«, half er nach.
    »Ja, und die hübsche alte Kutsche, in der die Frau fuhr … ich meine … das war einfach toll.« Unvermittelt setzte sie sich hin.
    Er nickte anerkennend und schlug vor: »Schauen wir es doch noch einmal an.« Auf einen Knopfdruck am Schaltbrett hin erschien auf der Wand vor den Hörern ein Bild, eine Tuschezeichnung mit breit aufgetragenen Wasserfarben. Aus dem Gedächtnis zitierte er: »Die Vorstellung von Vollkommenheit, die ich in mir trug, hatte ich abgeleitet aus der Höhe einer Viktoria, aus der schnittigen Form der toll dahinjagenden, wespenleichten Pferde, deren Augen wie die

Weitere Kostenlose Bücher