Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Damon Knights Collection 7

Damon Knights Collection 7

Titel: Damon Knights Collection 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
Vom Netzwerk:
aber prestigefördernden Kühlschrank. Die Miete betrug monatlich sechshundert Pfund, das waren nach dem offiziellen Wechselkurs Sechsundsechzig Dollars, aber nach Altins Wechselkurs nur fünfzig Dollars. Er wollte unbedingt aus dem Hotel ausziehen, und so erklärte er sich mit einem Halbjahresvertrag einverstanden.
    Die Wohnung mißfiel ihm vom ersten Augenblick an. Außer einem zerschlissenen Sofa im Gästezimmer, das der Hauswirt haben wollte und entfernen durfte, ließ er alles, wie es war. Sogar die miserabel gedruckten Pin-up-Mädchen aus einem türkischen Männermagazin blieben hängen, wo sie angenagelt waren, um Risse im frischen Verputz zu verdecken. Er war entschlossen, keine Zugeständnisse zu machen; möglicherweise war er gezwungen, in dieser Stadt zu leben, aber daran Vergnügen finden brauchte er nicht.
    Jeden Tag holte er im Konsulat seine Post ab. Er probierte eine Vielzahl von Restaurants aus. Er besichtigte die Sehenswürdigkeiten und machte Notizen für sein Buch.
    Donnerstags besuchte er ein Badehaus, um die während der Woche angesammelten Giftstoffe herauszuschwitzen und sich von einem Masseur durchwalken und durchkneten zu lassen.
    Er beobachtete, wie sein frischer Bart wuchs.
    Er setzte Schimmel an wie ein geöffnetes Glas Marmelade, das auf dem obersten Brett eines Regals vergessen wurde.
    Er lernte, daß es auf türkisch ein besonderes Wort für die Schmutzröllchen gibt, die nach einem Dampfbad von der Haut geschabt werden, und ein anderes, das das Geräusch kochenden Wassers imitierte: fuker, fuker, fuker. Kochendes Wasser insinuierte für die türkische Mentalität das erste Stadium sexueller Erregung. Es entsprach ungefähr dem amerikanischen Begriff des »Elektrisiertwerdens«.
    Gelegentlich, während ihm allmählich das Netz trister Gassen und baufälliger Treppenverbindungen in seiner Nachbarschaft geläufig wurde, vermeinte er, sie zu sehen, die gleiche Frau. Er war aber nicht sicher. Immer lag einige Entfernung zwischen ihnen oder er erhaschte einen Blick auf sie aus dem Augenwinkel. Falls es sich um dieselbe Frau handelte, so ließ nichts in diesem Stadium darauf schließen, daß sie ihn verfolgte. Allenfalls trafen sie sich zufällig.
    Jedenfalls war er nicht sicher. Ihr Gesicht war nicht auffallend, und nach dem Foto konnte er sich nicht vergewissern, weil er versehentlich beim Herausnehmen aus der Kamera den ganzen Film belichtet hatte.
    Manchmal überfiel ihn nach solchen fernen Begegnungen ein ungutes Gefühl, aber das war auch alles.
     
    Er traf den Jungen in Üsküdar, und zwar während des ersten Kälteeinbruchs Mitte November. Es war seine erste Fahrt über den Bosporus, und als er von der Fähre auf die Erde (oder den Asphalt) dieses neuen Kontinents, des größten überhaupt, trat, war ihm, als winke ihm die gewaltige Landmasse auffordernd zu, zöge ihn an sich, appelliere an seine Seele.
    Ursprünglich in New York hatte er die Absicht gehabt, höchstens zwei Monate in Istanbul zu verbringen und die Sprache zu erlernen; dann wollte er nach Asien hinein. Wie oft hatte er sich selbst mit der Litanei der Wunder dieses Kontinents hypnotisiert: die großen Moscheen von Kayseri und Sivas, von Beysehir und Afyon Karahisar; die einsame Größe des Berges Ararat und, noch weiter östlich, die Gestade des Kaspischen Meeres, dann Meschhed, Kabul und der Himalaja. All das zog ihn in ihren magischen Bann, breitete mit Sirenengesängen die Arme nach ihm aus, lud ihn in ihren Wirbelwind von Erlebnissen ein.
    Und er? Er lehnte ab. Trotzdem er den Zauber der Aufforderung spürte, weigerte er sich. Obgleich er noch so sehr wünschen mochte, dorthin zu ziehen, widerstand er. Er hatte sich an den Mast gebunden, um ihren Verlockungen nicht zu verfallen. Er hatte die Wohnung in der Stadt, die sich außerhalb ihrer Reichweite befand, und dort würde er bleiben, bis es Zeit für die Rückkehr war. Im Frühling wollte er wieder nach Amerika.
    Doch gab er ihren Verlockungen so weit nach, den vom Hachette vorgeschriebenen Rundweg von Moschee zu Moschee zu verlassen und sich statt dessen für den Rest des Tages heiter dahintreiben zu lassen. Die Sonne schien noch an jenem Nachmittag und mochte ihm den Weg weisen.
    Aus dem Asphalt wurde Kopfsteinpflaster, dann festgestampfte Erde. Das Elend hier wirkte weniger großartig als in Stambul, wo selbst die ärmlichsten Behausungen wegen der Überbevölkerung drei bis vier Stockwerke hochragten. In Üsküdar ergossen sich die baufälligen Hütten über

Weitere Kostenlose Bücher