Dampfnudelblues
steht da in schwungvollen Buchstaben und weiter nichts. Ich geh gleich zur Susi, weil das zweifellos ihre Handschrift ist.
»Was heißt da, der Höpfl ist zurück?«, sag ich jetzt direkt ohne Begrüßung, weil auf die Locher-Attacke noch keine Entschuldigung gefolgt ist.
»Ja, das weiß ich doch nicht! Bin ich deine Sekretärin, oder was? Es hat halt eine Frau angerufen, und die hat gesagt, das soll ich dir ausrichten«, sagt sie über den Bildschirm hinweg.
Es riecht herrlich nach Kaffee.
»Einen Namen? Hat die Frau einen Namen gehabt?«
»Keine Ahnung.«
So kommen wir nicht weiter. Ich zieh den Stecker von ihrem PC.
»Ja, sag, spinnst du jetzt direkt?«, schreit sie mir her.
»Hat sie einen Namen gesagt oder nicht?«, wiederhol ich die Frage. Schließlich ist die Sache ernst, da sollte man schon ein bisschen Kooperation erwarten können.
»Ja, vielleicht. Ich weiß es nicht mehr. Sie hat von einer Schule geredet. Mensch, wenn jetzt meine ganzen Daten weg sind, war die ganze Arbeit umsonst!«
»Wer nicht hören will, muss fühlen«, sag ich auf dem Weg zur Kaffeemaschine. Ich schenk mir ein Haferl ein und geh.
Von der Schule also. Das muss die Sekretärin vom Höpfl gewesen sein. Da ruf ich gleich mal an.
Leider kann ich telefonisch niemanden mehr erreichen, weil das Sekretariat dort vermutlich nur bis zum Mittag besetzt ist. Also fahr ich direkt zum Höpfl.
Ich klopfe und läute und es geschieht wieder mal nichts. Genau wie gehabt. Ich geh mal davon aus, dass es sich bei dem Anruf um einen dämlichen Scherz gehandelt hat. Oder die Susi selber hat mich verarscht. Was sich aber dann nicht für sie ausbezahlt hat. Erinnern wir uns: die ganze Arbeit völlig umsonst! Hat sich das dann gelohnt?
Das sind so meine Gedanken, grad wie ich die Tür aufschließe. Weil ich schon mal da bin, kann ich auch wunderbar reingehen. Vielleicht find ich ja dort noch ein passendes Foto für meine Fahndung.
Irgendwoher läuft klassische Musik. Ziemlich laut sogar. Da ich mich aber nicht im Geringsten für klassische Musik interessiere, kann ich natürlich nicht sagen, was es ist. Aber ich kenne das Stück, irgendetwas Gängiges halt. Es kommt wohl von oben. Ist der Höpfl etwa doch …? Ich gehe hinauf. Ja, wirklich gängig, dieses Lied, absolut. Ich summe mit. Oben ruf ich ein paar Mal nach dem Höpfl. Nix. Keine Antwort.
Die Melodie kommt aus dem Badezimmer. Ich klopfe an. Nix. Ich drücke den Türgriff und öffne die Tür einen Spalt. Und da seh ich es. Der Höpfl liegt in der Badewanne auf dem Rücken, komplett unter Wasser und nur die Nasenlöcher schauen noch raus. Jetzt ist der auch noch tot!
Ich geh langsam zu der Wanne, bück mich in die Hocke und fühle ins Wasser. Temperatur angenehm. Badetemperatur eben. Dann greif ich nach seinem leblosen Arm. In demMoment schießt der Höpfl mit einem Hechtsprung nach oben und erschreckt mich zu Tode. Ich knall rückwärts auf die Fliesen.
»Großer Gott, was tun Sie denn da?«, schreit er mich an. Badeschaumflocken sickern an seinem Körper hinab und tropfen von seinem Schniedl. Mickriges Teil.
Ich steh auf und schalt erst mal das Radio aus.
»Sie haben mich ja zu Tode erschreckt!«, sagt er jetzt schon merklich ruhiger. Zu Tode erschreckt – der muss grad reden!
Er schnappt sich das Handtuch vom Haken und wickelt sich ein. Sein Körper ist übersät mit großen dunklen Flecken. An allen erdenklichen Stellen. Blutergüsse in etlichen Variationen, würd ich mal sagen. Er setzt sich auf den Wannenrand.
»Ich hab hier eine Fahndung laufen, Herr Höpfl. Eine Vermisstenfahndung. Können Sie mir vielleicht freundlicherweise einmal erklären, wo Sie die letzten Tage waren?«, muss ich jetzt wissen.
Er rubbelt die Haare.
»Eine Fahndung? Machen Sie sich doch nicht lächerlich! Ein erwachsener Mensch kann wohl mal ein paar Tage lang wegbleiben, ohne dass da gleich ein Staatsakt draus wird.«
Er hat auch kleine Flecken am Körper, wie ich sehe. So in der Brandlochgröße etwa. Im Nackenbereich. Er merkt wahrscheinlich, dass ich da hinstarr, weil er sich das Rubbelhandtuch jetzt um die Schultern legt.
»Geht es Ihnen gut?«, frag ich.
Er nickt.
»Hervorragend!«, sagt er.
»Hatten Sie einen Unfall oder so was in der Richtung?«, frag ich und zupf an seinem Nackenhandtuch.
»Was erlauben Sie sich eigentlich! Machen Sie, dass Sie verschwinden!«
»STIRB, DU SAU!«, sag ich langsam.
Er stutzt.
»Dürfte ich mich um Himmels willen wenigstens noch anziehen? Warten Sie
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